Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Rauer Umgangston im Team
Irgendwo zwischen Kuschelkurs und Konfrontation liegt die konstruktive Kritik. Aber an manchen Arbeitsplätzen ist die Kommunikation festgefahren. Gibt es einen Weg da raus?
Jeden Tag hagelt es schroffe Ansagen. Ergebnisse werden aus Prinzip harsch kritisiert, Kollegen am liebsten vor versammelter Mannschaft bloßgestellt. Und überhaupt scheint zu gelten: Nicht geschimpft ist genug gelobt!
Ein solches Kommunikationsklima am Arbeitsplatz ist für viele Menschen eher belastend als motivierend. Doch was hilft, wenn sich ein barscher Ton im Team oder Unternehmen eingebürgert hat?
Zunächst einmal gilt: Es gibt nicht den einen Kommunikationsstil, der für alle immer und überall passt, sagt Coachin Pamela Grüninger. Gewisse Grundregeln sollten aber in jedem Unternehmen zum Standard gehören. Das seien laut der Karriereberaterin neben Integrität im Wesentlichen vier Punkte:
Präzise formulieren:
Inhalte werden sachlich dargestellt und sollten klar verständlich sein.
Ziele vor Augen haben:
Es sollte immer klar sein, was zum Beispiel mit bestimmten Arbeitsaufträgen erreicht werden soll, wann und in welcher Form sie erledigt sein sollen.
Wertschätzend kommunizieren:
Das Gegenüber sollte sich auch bei Kritik nicht persönlich angegriffen fühlen.
Persönliche Transparenz:
Etwa bei sehr knappen Deadlines kann es Sinn machen, ehrlich zu erklären, warum etwas diese besondere Priorität hat.
Außerdem rät Grüninger zu Standards in Sachen Feedback. „Man sollte nicht mit dem Zeigefinger auf das Gegenüber zeigen. Das heißt: Man sendet Ich- statt Du-Botschaften.“
Ferienbeginn
(tmn) Der vorgezogene Start der Weihnachtsferien bedeutet für Eltern von Schulkindern, sich für diese Tage neu zu organisieren. Auf keinen Fall sollten sie für die Betreuung einfach der Arbeit fernbleiben, rät der DGB Rechtsschutz. Wenn möglich, sollte die Notbetreuung genutzt werden. Kann man noch Resturlaub einsetzen, muss auch ein kurzfristiger Antrag genehmigt werden, solange keine dringenden betrieblichen Gründe dagegen sprechen. Ist der Jahresurlaub verbraucht, kann nach Absprache mit dem Arbeitgeber auch unbezahlter Urlaub eine Option sein. Mit Zustimmung des Vorgesetzten können Beschäftigte eventuell auch im Homeoffice arbeiten, Überstunden abbauen oder die Arbeitszeiten verlegen. Sollte gar keine andere Betreuungsmöglichkeit bestehen, haben Eltern eventuell nach Paragraf 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) einen Vergütungsanspruch trotz vorübergehenden Fernbleibens von der Arbeit. Im Arbeits- oder Tarifvertrag kann diese Regelung aber auch explizit ausgeschlossen sein.
Handicap
Ein behindertengerechtes Auto oder ein barrierefrei gestalteter Arbeitsplatz: Menschen mit einer Erkrankung oder Behinderung können bei der Deutschen Rentenversicherung solche und
Ein Beispiel: Herr Meyer kommt häufiger fünf Minuten zu spät zum Meeting. Statt als Vorgesetzter zu sagen „Meyer, dauernd kommen Sie zu spät, das geht mir auf den Senkel“, wäre der bessere Ton: „Herr Meyer, Sie sind dreimal fünf Minuten zu spät gekommen. Für mich bedeutet das, dass ich aus dem Konzept komme und mich frage, wie wichtig Ihnen unser Meeting ist. Kommen Sie künftig bitte pünktlich.“
In der ersten Variante würde Herr Meyer ziemlich sicher in die Konfrontation gehen und entgegnen: „Waren ja nur fünf Minuten.“Mit der zweiten Variante hingegen löst der Vorgesetzte bei Herrn Meyer wahrscheinlich eine Betroffenheit aus, zeigt ihm eine neue Perspektive andere „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“beantragen. Neben diesen Hilfen zur beruflichen Reha, die den Arbeitsplatz erhalten sollen, gibt es Aus- und Beschäftigungsangebote. Letztere laufen auch in der Pandemie weiter, betont die Deutsche Rentenversicherung Bund. Werkstätten für behinderte Menschen, berufliche Trainingszentren und andere Anbieter würden ihre Aufgaben weiterhin wahrnehmen, gegebenenfalls auch via Internet. Die Rentenversicherung ist nur ein möglicher Reha-Träger. Auch Berufsgenossenschaften, die Bundesagentur für Arbeit sowie Träger der öffentlichen Jugendhilfe oder Sozialhilfeträger zählen dazu.
Steuer
(bü) Auch wenn ein Arbeitgeber keine feste Zuordnung einzelner Arbeitsplätze bietet, sondern einen sogenannten Pool von Arbeitsplätzen, so kann ein Mitarbeiter den Aufwand für ein Homeoffice nicht als „häusliches Arbeitszimmer“vom steuerpflichtigen Einkommen abziehen. Denn es gebe einen „anderen Arbeitsplatz“beim Arbeitgeber. Und das schließt die steuerliche Geltendmachung des Heimarbeitsplatzes aus. Das gelte auch dann, wenn sich der Mitarbeiter aus medizinischen Gründen zu Hause eingerichtet hat. (Hessisches FG, 3 K 1220/19)
auf und bewegt ihn eher zur Kooperation.
Antje Hüfner, Coachin für Kommunikation und Karriere, betont: „Auch Kritik muss möglich sein, ein Hochleistungsteam
kann keine Kuschelkultur haben.“Deshalb sollten Teams genau besprechen, was sie als konstruktive Kritik und was als rauen Ton empfinden. Eine Regel, die laut Hüfner überall gelten sollte, ist „Wir reden hier miteinander, nicht übereinander“.
Außerdem sollte man festlegen, dass sich die Kritik sich auf die Person bezieht, konkret sein sollte und möglichst zeitnah geäußert werden sollte. Bei der Festlegung gemeinsamer Standards sollte man auch immer das besprechen, was im eigenen Team eine Rolle spielt.
Wenn es manchen Kollegen zum Beispiel schwerfällt, am Morgen zu grüßen und anderen das sehr wichtig ist, sollte man auch das in den gemeinsamen Standards festhalten, empfiehlt Antje Hüfner. Wer solche Regeln definiert hat, sollte unbedingt auch den Prozess kontrollieren: „Am besten spricht man nach vier Wochen noch einmal darüber, was weitergeführt und was geändert werden soll“, sagt Hüfner.
Manchmal hilft trotzdem nur noch ein Jobwechsel
Als Mitarbeiter sollte man sich bewusst darüber sein, dass man selbst Impulse setzen und Dinge ändern und ansprechen kann. Aber: „Man muss nicht auf jede Art und Weise mit sich reden lassen, auch nicht vom Chef“, betont Pamela Grüninger. Wenn man sich dauerhaft unwohl fühlt und sich trotz Standards, Gesprächen und eigenen Impulsen nichts ändert, sollte man sich überlegen, ob man in so einem Umfeld arbeiten möchte.
Hüfner rät, darauf möglichst schon beim Einstellungsgespräch zu achten: Wie reden die Mitarbeiter untereinander? Wie geht man mit jemandem um, der in einen Raum reinkommt? Außerdem könne auch gezielt nach der Gesprächskultur gefragt und die eigenen Erwartungen besprochen werden. „In Bewerbungsprozessen geht es noch immer zu sehr um Fachkompetenz“, meint Hüfner. „Menschliche Aspekte werden vernachlässigt.“
Wie so oft hilft in Sachen Umgangston vor allem eines: miteinander reden. „Es gibt nichts Besseres als ein ungutes Gefühl durch Offenheit zu beseitigen und zu klären“, sagt Hüfner. Wem der Ton von einzelnen Kollegen nicht recht ist, der sollte das offen ansprechen und versuchen, das untereinander zu klären. Wenn das schwer ist, sollte man die Führungskraft hinzuziehen.
Wer etwas ändern möchte, der kann auch versuchen, eigene Verhaltensmuster aufzubrechen, empfiehlt Grüninger. Wer zum Beispiel eine Vorgesetzte hat, die oft laut wird, sollte überlegen: Wie reagiere ich darauf? Bleibe ich still – und die Chefin wird noch lauter?
Wer das eigene Verhaltensmuster erkannt hat, kann sich überlegen, wie andere Reaktionen auf das Verhalten aussehen könnten. Beim nächsten Mal kann man es dann ganz bewusst mit einer anderen Spielart versuchen und mal ganz anders reagieren, indem man zum Beispiel persönliche Grenzen aufzeigt.
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