Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Branche im Wandel, aber optimistis­ch

Eine Studie belegt das Wachstum der Branche mit einem Gesamtwert von 24 Milliarden Euro, aber auch regionale Unterschie­de und schlummern­des Potenzial.

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(rps/zdk) Von wegen Ruhestand für alte Autos – in der Oldtimer-Branche tut sich eine ganze Menge und lässt die Zahl an mobilen Schätzen kontinuier­lich ansteigen. Die Szene kommt konsolidie­rt aus dem Corona-Jahr und blickt optimistis­ch in die Zukunft, denn auch in den kommenden Jahren ist mit leichtem Wachstum zu rechnen. So ist auch für 2021 mit einem weiteren Boom zu rechnen, wenn 1991 erstmals zugelassen­e Erfolgsmod­elle wie VW Golf III, Opel Astra F, Mercedes M 140 oder Mazda MX-5 den Oldtimer-Status erlangen. Aus dem Bestand der mindestens 25 Jahre alten Youngtimer werden jährlich etwa 70.000 zum Oldtimer.

Zu dem Ergebnis einer boomenden Oldtimer-Branche kommt auch die Marktstudi­e „Classic Studie Young- und Oldtimer 2020“, die von der BBE Automotive GmbH erstellt worden ist. Darin präsentier­t wird der Bestand an Classic Cars auf Basis der Daten des Kraftfahrt-Bundesamte­s (KBA) und einer bundesweit angelegten Befragung von etwa 300 Werkstätte­n mit Classic-Engagement. Zudem wurde der Oldtimerbe­stand bezüglich des Wertes analysiert und segmentier­t.

Im Fokus der Studie und relevant für die Branche stehen die Old- und Youngtimer, die in der Freizeit als Hobby- oder Anlageobje­kt genutzt werden. In Summe sind dies etwa 1,4 Millionen Fahrzeuge. Der Gesamtbest­and an Classic Cars, also Young- und Oldtimer ab 15 Jahren, ist gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent gewachsen und umfasst derzeit rund 9,5 Millionen Fahrzeuge. Mit zweistelli­gen Wachstumsr­aten entwickeln sich lediglich die Fahrzeuge ab 25 Jahren dynamisch. Bei Youngtimer­n zwischen 15 und 19 Jahren hingegen stellt sich bereits eine leicht rückläufig­e Entwicklun­g ein. Bei den (rps/gdv) Die wirtschaft­lichen Folgen des Diesel-Skandals werden immer größer. So ist der Gesamtstre­itwert aller über die Rechtsschu­tzversiche­rer abgewickel­ten Diesel-Rechtsschu­tzfälle nun auf gut sieben Milliarden Euro gestiegen. Bis Ende Oktober nahmen über 290.000 Kunden im Streit mit Autoherste­llern wegen mutmaßlich manipulier­ter Abgaswerte ihre Rechtsschu­tzversiche­rung in Anspruch. Die Versichere­r wendeten bislang 805,6 Millionen Euro für Anwalts-, Gerichtsun­d Gutachterk­osten auf. Das geht aus der jüngsten Erhebung des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft hervor. „Wir rechnen damit, dass in den nächsten Monaten noch weitere Fälle dazukommen werden, denn mittlerwei­le werden auch zahlreiche Verfahren gegen andere Hersteller geführt“, sagt GDV-Hauptgesch­äftsführer Jörg Asmussen. Damit sind innerhalb eines Jahres rund 86.000 Rechtsschu­tzfälle und weitere Ausgaben von 257 Millionen Euro hinzugekom­men. Der durchschni­ttliche Streitwert pro Dieselfall liegt bei rund 24.000 Euro.

Oldtimern zeigt sich, dass diese in Summe etwa eine Million Fahrzeuge umfassen, allerdings sind das lediglich etwa 1,8 Prozent des gesamten Fahrzeugbe­stands in Deutschlan­d. Davon sind rund 200.000 über rote 07er Kennzeiche­n eingeschrä­nkt oder zum Beispiel in Museen und Sammlungen gar nicht zugelassen.

Die Studie besagt, dass die Branche von großer wirtschaft­licher Bedeutung ist: Mehr als 3500 Werkstätte­n und Autohäuser mit über 9000 Beschäftig­ten sind involviert, 3000 Händler liefern Teile, und von 4000 Events im Jahr profitiere­n viele Branchen. Die Branche meldet ein durchwachs­enes Jahr 2020. Corona hat erwartungs­gemäß Auswirkung­en gezeigt und bei 60 Prozent der Umfrage-Teilnehmer zu Umsatzeinb­ußen geführt. Es herrscht aber Optimismus für das kommende Jahr. Nach wie vor bewegen die Branche die Rekrutieru­ng geeigneter Fachkräfte, die oftmals schwierige Teilebesch­affung und Hilfestell­ung bei komplexen Reparature­n. Auch der fehlende Austausch mit Kollegen wird bemängelt. BBE sieht große Chancen für die Branche durch Vernetzung: „Hier fehlt es derzeit aber an Strukturen“, sagt Martin Sölter von der BBE Automotive.

Aktuelle Ergebnisse aus der 2020er Studie des Instituts für

Demoskopie Allensbach (IfD) zeigen, dass sich 43 Prozent der Bevölkerun­g freuen, wenn sie einen Oldtimer sehen, und jeder Dritte gerne einmal mit einem Oldtimer fahren würde. Immerhin 17 Prozent würden gerne einen solchen besitzen. Zusammenfa­ssend sind Oldtimer für fast jeden Zweiten etwas Besonderes, charmant und bieten auch Zugang zu Gleichgesi­nnten.

Erwähnensw­ert sind auch die jungen Autofahrer, denn die unter 30-Jährigen stellen mit 23 Prozent die größte Gruppe mit „Interesse an der Fahrt mit einem Oldtimer“dar.

Im Oldtimer- und auch im Youngtimer-Bestand dominieren die deutschen Marken. Am häufigsten vertreten sind die Marken Volkswagen und Mercedes-Benz. Sie stehen für 43 Prozent aller zugelassen­en Fahrzeuge. Volkswagen stellt auch die Top-3-Modelle, angeführt vom Käfer mit 53.000 Einheiten, gefolgt vom Golf (41.000) und dem VW Bus (37.000). Die zwei Importmark­en Fiat und General Motors schaffen es mit mehr als 20.000 Einheiten unter die Top 10.

In Expertenru­nden wurde in der aktuellen Studie erstmals eine bestandsor­ientierte Bewertung vorgenomme­n. Im Ergebnis wird deutlich, dass Oldtimer kein so teures Hobby sind, wie gern angenommen wird. Es dominiert das

Volumenseg­ment im Wert von 10.000 Euro bis zu 50.000 Euro mit einem Anteil von 51 Prozent. Eine kleine Gruppe von lediglich acht Prozent aller zugelassen­en Oldtimer hat einen höheren Wert als 50.000 Euro. Die zweitgrößt­e Gruppe mit 41 Prozent der zugelassen­en Oldtimer liegt beim Wert bis zu 10.000 Euro. Das Premiumseg­ment mit acht Prozent aller Oldtimer beanspruch­t 38 Prozent des gesamten Fahrzeugwe­rts. Dieser beträgt aktuell 24 Milliarden Euro.

Auf der regionalen Ebene unterschei­den sich die Bestände deutlich. Grundsätzl­ich befinden sich die Oldtimer-Hochburgen insbesonde­re in den kaufkrafts­tarken Gebieten der Großstädte und in den Orten im direkten Umland. Am Beispiel der Stadt Bottrop mit einem vergleichs­weise hohen Oldtimeran­teil von 3,8 Prozent wird aber deutlich, dass auch andere Regionen durchaus Hochburgen bei Oldtimern darstellen. Die Bestandsst­ruktur unterschei­det sich hier deutlich von kaufkrafts­tarken Gebieten mit Mercedes- und Porsche-Dominanz: Hier verfügen Marken wie Opel, Ford und Volkswagen über eine größere Bedeutung und bekräftige­n die starke, emotionale Bindung zum historisch­en Kulturgut.

In der Studie angemahnt werden gemeinsame Maßnahmen zur Profession­alisierung in Form von starken Netzwerken zur Optimierun­g des täglichen Geschäfts. Auch bei der Selbstdars­tellung und Sichtbarke­it der Marktakteu­re lokal, aber insbesonde­re im Internet, wurden klare Defizite erkannt. Viele präsentier­en sich nicht aktiv mit ihrer Kompetenz und Dienstleis­tung, verfügen über wenig Classic-Ambiente und nutzen ihre Chancen zur eindeutige­n, regionalen Positionie­rung mitunter nur unzureiche­nd.

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FOTO: GETTY IMAGES/ANTON_SOKOLOV Oldtimer – so wie dieser Ford Thunderbir­d aus dem Jahr 1956 – genießen in der Gesellscha­ft eine steigende Akzeptanz und werden auch als Wertanlage immer beliebter.
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FOTO: GETTY/JUN Als Oldtimer gelten Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sind. Modernere Klassiker ab 15 Jahren gelten als Youngtimer.

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