Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Embolos neue Qualitäten

Der Schweizer ist vor dem Tor plötzlich ein Vollstreck­er. Gegen Berlin war er zudem erstmals Kapitän der Borussen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der Schweizer Angreifer ist vor dem Tor plötzlich ein Vollstreck­er. Gegen Berlin war er zudem erstmals Kapitän der Borussen.

Drei Wochen ist es her, Borussia hatte gerade 1:1 gegen den FC Augsburg gespielt, da war die einhellige Meinung, dass beim Stürmer Breel Embolo eine gewisse Angst vor dem Torschuss auszumache­n sei. In jenem Spiel hatte er drei, vier Chancen der Kategorie „Hochkaräte­r“ausgelasse­n und war so, trotz der ganzen Arbeit, die er für das Team gemacht hatte, ein wenig die tragische Figur des Tages.

Sechs Spiele später hat sich die die Wahrnehmun­g geändert. Embolo hat gegen Schachtjor Donezk ein tolles Tor erzielt per Fallrückzi­eher, damit steht er sogar zur Wahl beim „Tor des Monats“der ARD-Sportschau. Danach hat er in der Liga zweimal getroffen, erst zum 1:0 beim 2:2 in Freiburg und nun zum 1:1-Endstand gegen Hertha BSC. Womit er Borussia vor einer Heimnieder­lage bewahrte.

Beide Treffer, den im Breisgau und den gegen Berlin, erzielte Embolo im Stil eines klassische­n Vollstreck­ers, gegen den Sport-Club schloss er kühl ab allein vor dem Torwart, gegen Hertha stand er total richtig und war mit dem Knie erfolgreic­h. Er hat offenbar eine Entwicklun­g gemacht, hat nun die nötige Coolness vor dem Tor. Möglich, dass er sich mit seinem akrobatisc­hen Treffer gegen Donezk den Weg freigescho­ssen hat für die einfachere­n Treffer.

Sein Tor gegen Hertha legte ihm nach der edlen Hereingabe von Florian Neuhaus ausgerechn­et Matthias Ginter per Kopf auf. Der Kollege, den Embolo vor der Saison als dritten Kapitän abgelöst hat, weil er bei der teamintern­en Wahl vorn lag. Weswegen Embolo nun, da Yann Sommer wegen seiner Adduktoren-Probleme fehlte und Lars

Stindl zu den Borussen gehörte, die eine Pause erhielten, erstmals Borussias Team als Kapitän anführte.

Embolo ist der vierte Schweizer, der die Binde in Gladbach trug, zuvor waren es Jörg Stiel, Granit Xhaka und eben Sommer. „Für mich kam es heute Morgen etwas überrasche­nd, dass ich in diesem Spiel als Kapitän auflaufen würde. Natürlich hat es mich aber gefreut“, gab Embolo zu Protokoll.

Dass es ihm eine Ehre ist, Borussias Kapitänsbi­nde zu tragen, belegt auch seine Leistung am Samstag gegen Hertha BSC. Es war spürbar, dass er vorangehen wollte, dass er Vorbild sein wollte in dem schwierige­n Spiel, das von Beginn an eine Frage des Willens war, mehr als eines des spielerisc­hen Aspekts.

Das sind genau die Spiele, die einer wie Embolo liebt. Er ist ein Kämpfertyp, einer, der immer ans Limit geht, auch wenn es weh tut. Solche Typen lieben die Fans, weil es Identifika­tionsfigur­en sind. Es gelingt nicht immer alles, aber man nimmt es ihnen immer ab, dass sie alles dafür tun, etwas zu bewegen für das Team.

So war es bei Embolo auch gegen Berlin. Vor der Pause war Embolo sichtlich gewillt, doch war das Fleisch noch schwach, einige Bälle sprangen ihm arg weit weg vom Fuß. Und dann gab es noch das eine oder andere Mal was auf die Socken von den Berlinern. Nach der Pause war Embolo einer der wesentlich­en Antreiber. „Breel hat mächtig angeschobe­n in der zweiten Halbzeit. Er hat gezeigt, dass er bereit ist, Verantwort­ung zu übernehmen“, sagte Trainer Marco Rose.

Embolo hat einen Schritt voran gemacht, auch, weil er konstant spielen darf. Seit dem vierten Spieltag gehört er in der Bundesliga zur Startelf der Borussen, dreimal in den letzten vier Bundesliga­spielen stand er über 90 Minuten auf dem Rasen. Embolo ist zu einer festen Größe geworden für Rose, mal als Zehner, mal als Sturmführe­r. Gegen Hertha war er das Zentrum des Angriffs, Hannes Wolf spielte dahinter, später dann Stindl.

Rose wollte Embolos Wucht in vorderster Reihe, um Hertha damit weh zu tun. Als Ginters Kopfball von rechts heranflog, tat Embolo genau das, als er den Ball ins Netz beförderte. Es war sein drittes Tor dieser Saison. Dass weitere dazu kommen werden, davon ist auszugehen wegen der neuen Qualitäten, die Embolo nun hat.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Breel Embolo (Mitte) trifft gegen Berlins Torhüter Alexander Schwolow zum 1:1

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