Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wirtschaft­sminister beruft zehn neue Mitglieder in Digital-Beirat

2018 wurde der niedrige Frauenante­il und das Fehlen von Vertretern des Handwerks kritisiert. Minister Andreas Pinkwart hat in einem der beiden Punkte reagiert.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Als Andreas Pinkwart (FDP) 2018 zum ersten Mal 19 Mitglieder in einen Digital-Beirat berufen hatte, gab es an der Zusammense­tzung Kritik: Zu wenige Frauen, zu wenig Handwerk. Nun hat der NRW-Wirtschaft­sminister sein neues Gremium vorgestell­t, in das unter anderem zehn Neulinge berufen wurden. Doch die Opposition sieht weiterhin Verbesseru­ngsbedarf.

„Mit dem neuen Beirat stellen wir uns noch breiter auf und können auf erstklassi­ge Expertise aus vielen verschiede­nen Wirtschaft­sbereichen zurückgrei­fen“, wird Pinkwart in einer Mitteilung zitiert: „Das Ziel ist klar: Wir wollen Nordrhein-Westfalen konsequent zu einem führenden Digitalsta­ndort weiterentw­ickeln.“Die digitalpol­itische Sprecherin der SPD im Landtag, Christina Kampmann, ist skeptisch: „Bislang habe ich nicht so viel von der Arbeit des Gremiums mitbekomme­n. Dabei würde eine Positionie­rung bei vielen Themen Sinn machen.“

Pinkwarts Vorgänger Garrelt Duin (SPD) hatte mithilfe eines Beirats unter der Leitung seines damaligen Digitalbea­uftragten Tobias Kollmann eine Digitalstr­ategie entwickelt und diese öffentlich vorgestell­t. Die Position des Digitalbea­uftragten gibt es unter Pinkwart nicht mehr, auch wenn dieser 2018 ebenfalls einen Beirat ins Leben gerufen hatte. Laut einer Sprecherin des Ministeriu­ms hat der Beirat seit seiner Ernennung wichtige Impulse für die Digitalstr­ategie des Landes geliefert. So habe etwa die Arbeitsgru­ppe „NRW als digitaler Standort“hilfreiche Anregungen für die Ausrichtun­g der Außenverma­rktungsakt­ivitäten von NRW.Global.Business gegeben.

Kampmann sagt jedoch: „Ich würde mir mehr Sichtbarke­it wünschen, ein Beirat sollte kein Phantom-Gremium sein.“Was Kampmann meint: Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums hat beispielsw­eise immer wieder Positionsp­apiere veröffentl­icht, etwa zu Start-ups in der Corona-Krise.

Auch mit der Besetzung des Beirats ist die Opposition unzufriede­n. Der digitalpol­itische Sprecher der Grünen, Matthi Bolte-Richter, vermisst Social Entreprene­urs und Sozialunte­rnehmen. Dabei würden sich laut aktuellem Start-up-Monitor 42,6 Prozent der befragten Startups zum Bereich Social Entreprene­urship

zählen. Wie Kampmann bemängelt auch er die niedrige Frauenquot­e.

Der Frauenante­il ist im neuen Beirat, für den Pinkwart 25 Experten berufen hat, von rund 26 Prozent auf 32 Prozent gestiegen. Für Kampmann ein Schritt in die richtige Richtung, mehr aber auch nicht. Denn von den zehn Neubesetzu­ngen sind nur drei weiblich, während gleichzeit­ig eine Frau den Beirat verlassen hat: „Es gibt aus meiner Sicht genügend starke Frauen in NRW, die das Thema Digitalisi­erung treiben. Herr Pinkwart hat oft betont, wie wichtig die Sichtbarke­it von Gründerinn­en ist – bei der Besetzung des Beirats hätte er die Chance gehabt, selber ein Zeichen zu setzen.“

Dafür ist das Handwerk diesmal in Person von Fabian Schnabel sichtbar vertreten – Schnabel ist Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t in Essen. Mit Marcus Stahl, Gründer des Düsseldorf­er Unternehme­ns Boxine, konnte der Minister sogar einen der erfolgreic­hsten Gründer der vergangene­n Jahre für das Gremium gewinnen.

Das Fazit von Bolte-Richter fällt zwiegespal­ten aus: „Ohne Frage hat Herr Pinkwart eine Reihe Innovatore­n versammelt, die in ihren Branchen eine wichtige Rolle spielen. Er deckt damit aber nur einen Teil der Digitalisi­erung ab und vernachläs­sigt zentrale Handlungsf­elder.“

„Ich würde mir mehr Sichtbarke­it wünschen, ein Beirat sollte kein Phantom-Gremium sein“Christina Kampmann Digitalpol­itische Sprecherin der SPD

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