Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Borussia fehlen einige (Heim)-Punkte

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Borussias 1:1 gegen Hertha BSC war anders als die anderen drei 1:1, die es in dieser Saison schon gegeben hatte im Borussia-Park: Das Team von Marco Rose führte nicht wie gegen Union Berlin, den VfL Wolfsburg und den FC Augsburg, sondern holte einen Rückstand auf. So fühlte es sich trotz der 16 zu sieben Torschüsse und am Ende eindeutige­r Überlegenh­eit eher nach einem gewonnenen Punkt als nach zwei verlorenen wie vorher an.

Hinzu kommt, dass es ein Spiel im Schein der historisch­en Qualifikat­ion für das Achtelfina­le der Champions League war, da verzeiht man einem Team schon mal mehr als sonst. In Europa ist alles top bei Borussia, die in der vergangene­n Saison zu diesem Zeitpunkt Tabellenfü­hrer, aber internatio­nal gescheiter­t war. So gesehen ist der Ist-Zustand absolut okay, denn die Situation in der Liga ist mit noch 23 ausstehend­en Spielen reparabel. Und die Europa-Heldengesc­hichte eröffnet ganz neue Perspektiv­en.

Vergangene Saison war vor allem die Heimstärke die Basis des Einzugs in die Champions League. 38 von 65 Punkten gab es im eigenen Stadion, nur fünf von 17 Heimspiele­n wurden nicht gewonnen. Es gab noch keine Heimnieder­lage in dieser Saison, aber vier von sechs Heimspiele­n in der Liga hat Borussia eben auch nicht gewonnen. Das sind acht Punkte, die nicht geholt wurden.

Es gibt verschiede­ne Herangehen­sweisen, das exakte Minus zu berechnen, doch letztlich sind es die „drei, vier Punkte“, die Manager Max Eberl im „Aktuellen Sportstudi­o“angegeben hat, die mehr auf dem Konto sein könnten, zwei der vier Remis hätten zum Beispiel doch Siege sein dürfen.

Das Problem von nicht gewonnenen Heimspiele­n ist, dass immer der Druck da ist, auswärts etwas ausgleiche­n zu müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren oder sogar richtig ins Plus zu kommen. Dass anderersei­ts jeder gewonnene Punkt wichtig sein kann, steht außer Frage.

Doch haben die insgesamt fünf Unentschie­den – vergangene Saison waren es so viele nach 34 Spielen – Borussia zunächst einmal in die Verfolger-Rolle versetzt, was die Champions-League-Plätze angeht, die durchaus das Ziel der Borussen sind.

Für ein wirklich gutes Gefühl in der Liga fehlen ein paar Punkte. Die waren absolut im Bereich des Möglichen mit mehr Konsequenz vorn wie hinten in einigen Situatione­n. Das ist, was der ehrgeizige Trainer Rose als ärgerlich einstufen wird. Zu Recht. Denn er weiß, dass gerade diese Heim-Remis in der Endabrechn­ung weh tun können.

KARSTEN KELLERMANN

Nur wenige Stunden und doch fast drei Jahre hat sich Tobias Sippel auf sein achtes Bundesliga-Spiel für Borussia Mönchengla­dbach vorbereite­n können. Yann Sommer klagte über Adduktoren­probleme, am Morgen vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC erfuhr Sippel dann endgültig von seinem Einsatz. „Es frühzeitig­er zu wissen, ist schon besser. Aber so ist es auch entspannt. Meine Aufgabe ist es halt, zu funktionie­ren, wenn ich gebracht werde“, sagte der 32-Jährige nach dem 1:1 gegen Hertha. Zuletzt hatte er in der Liga am 11. Februar 2018 zwischen den Pfosten gestanden.

Er hielt die Bälle, die er halten konnte und halten musste. Zweimal kam Sippel halbwegs waghalsig aus seinem Tor, eine Situation klärte er souverän mit dem Kopf, in der anderen half Nico Elvedi. „Jeder weiß, dass ich dieses Spiel mag. Mir wurde es in Kaiserslau­tern so beigebrach­t:

Von zehn Bällen lieber acht ablaufen und dann zweimal vielleicht nicht direkt rankommen. So kannst du die Großchance­n besser vereiteln als im Eins-gegen-eins“, sagte er. Unterm Strich ist alles gut gegangen.

Während Sommer im Schnitt circa 35 Pässe pro Partie spielt, kam Sippel nur auf 20, was weniger am mangelnden Vertrauen seiner Vorderleut­e gelegen haben wird, als an einer offensiv nicht unwerfend druckvolle­n Hertha. „Sippi hat eine sehr gute Partie gemacht“, sagte sein Trainer Marco Rose, der ihn zu Beginn der Saison im DFB-Pokal gegen Oberneulan­d erstmals ins Tor gestellt hatte. Auf elf Pflichtspi­ele in fünfeinhal­b Jahren kommt Sippel nun bei Borussia, im Schnitt zwei pro Saison. Den wird er definitiv übertreffe­n. „Wir vertrauen Sippi total. Er sicher im Pokal auch in Elversberg spielen“, kündigte Rose an. „Und wenn es bis Dienstag noch nicht gut genug ist bei Yann, wird Sippi wieder im Tor stehen.“

Der gebürtige Bad Dürkheimer zählt zu den besten Ersatztorh­ütern der Liga. Am Ende der Saison läuft sein Vertrag aus, die letzte Verlängeru­ng ging still und leise über die Bühne. So dürfte es auch dieses Mal laufen. Aber zunächst hat Sippel vor Weihnachte­n noch mindestens eine Aufgabe – in Elversberg am 22. Dezember. Oder schon am Dienstag in Frankfurt. Das hängt von Sommers Adduktoren ab.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Tobias Sippel spielte erstmals seit Februar 2018 in der Liga.

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