Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Weniger Schüler fangen eine Berufsausbildung an
Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist nirgends in der Region so stark zurückgegangen wie in Mönchengladbach.
MÖNCHENGLADBACH Die Corona-Krise hat besonders in Mönchengladbach ihre Spuren auf dem Ausbildungsmarkt hinterlassen. So ist die Zahl der Ausbildungsverträge in der Stadt im Vergleich zum Vorjahr um 15,1 Prozent zurückgegangen. Damit war nirgendwo in der Region der Einbruch so stark wie in Mönchengladbach. Konkret wurden in der Stadt laut Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein 880 Verträge neu abgeschlossen, 2019 waren es noch 1036 gewesen. Im gesamten IHK-Bezirk hat es einen Rückgang um 9,9 Prozent auf 4004 Verträge zum 30. November gegeben. Aber auch jetzt gehen noch neue Verträge ein, das Ausbildungsjahr 2020/21 kann wegen der Pandemie noch bis Ende Januar begonnen werden. Trotzdem sind IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, Angela Schoofs, Chefin der Arbeitsagentur, und Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, mit den Zahlen nicht unzufrieden. Es habe eine gute Aufholjagd gegeben. „Im August haben wir noch auf ein deutlich höheres Minus von 20 Prozent geblickt“, sagt Steinmetz. Nun sei kammerweit der Rückgang unter zehn Prozent. In ganz NRW sei nur ein anderer Kammerbezirk besser. Landesweit ging die Zahl der Ausbildungsverträge um 13,8 Prozent zurück.
Im Handwerk hat es in Mönchengladbach einen Rückgang um etwa 13 Prozent auf 400 neue Auszubildende gegeben. Der Rückgang sei über alle Ausbildungsberufe verteilt, sagte Bresser, mit einer Ausnahme: „Bei den Elektrikern haben wir vier mehr neue Auszubildende als 2019.“60 Stellen seien noch unbesetzt, es habe deutlich weniger Bewerbungen gegeben. Angela Schoofs verwies darauf, dass auch die Zahl der unversorgten Bewerber im Jahresvergleich auf jetzt noch 176 zurückgegangen ist (2019: 189). Auch jetzt seien noch 65 Stellen offen.
Dabei liege es gar nicht mal an den Unternehmen und Handwerksbetrieben, dass weniger Ausbildungsplätze besetzt sind. Steinmetz sagt, die Ausbildungsbereitschaft sei nach wie vor groß. Die Jugendlichen seien in der Pandemie hingegen nicht so stark auf die Betriebe zugegangen. „Die Schüler sind zurückhaltender geworden“, sagt auch Stefan Bresser von der Kreishandwerkerschaft. Die Kontaktmöglichkeiten waren eingeschränkt, und dies habe bei allen
Beteiligten zur Unsicherheit geführt, besonders bei Schülern. Umso wichtiger seien jetzt gemeinsame Aktionen zur Berufsorientierung an den Schulen. Für das kommende Ausbildungsjahr seien bereits erste Verträge geschlossen, sagt Daniela Perner, IHK-Geschäftsführerin des Bereichs Innovation, Bildung, Fachkräfte. Für Mitte Februar sei ein virtuelles Azubi-Speeddating geplant über eine App. Im Herbst soll es wieder das Format „Check-in Berufswelt“geben. „Dann hoffentlich wieder in Präsenzform“, sagt Perner. „Die ganz große Aufgabe ist, das Niveau zu halten oder noch zu verbessern.“