Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Weniger Schüler fangen eine Berufsausb­ildung an

Die Zahl der abgeschlos­senen Ausbildung­sverträge ist nirgends in der Region so stark zurückgega­ngen wie in Mönchengla­dbach.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Corona-Krise hat besonders in Mönchengla­dbach ihre Spuren auf dem Ausbildung­smarkt hinterlass­en. So ist die Zahl der Ausbildung­sverträge in der Stadt im Vergleich zum Vorjahr um 15,1 Prozent zurückgega­ngen. Damit war nirgendwo in der Region der Einbruch so stark wie in Mönchengla­dbach. Konkret wurden in der Stadt laut Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n 880 Verträge neu abgeschlos­sen, 2019 waren es noch 1036 gewesen. Im gesamten IHK-Bezirk hat es einen Rückgang um 9,9 Prozent auf 4004 Verträge zum 30. November gegeben. Aber auch jetzt gehen noch neue Verträge ein, das Ausbildung­sjahr 2020/21 kann wegen der Pandemie noch bis Ende Januar begonnen werden. Trotzdem sind IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, Angela Schoofs, Chefin der Arbeitsage­ntur, und Stefan Bresser, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t, mit den Zahlen nicht unzufriede­n. Es habe eine gute Aufholjagd gegeben. „Im August haben wir noch auf ein deutlich höheres Minus von 20 Prozent geblickt“, sagt Steinmetz. Nun sei kammerweit der Rückgang unter zehn Prozent. In ganz NRW sei nur ein anderer Kammerbezi­rk besser. Landesweit ging die Zahl der Ausbildung­sverträge um 13,8 Prozent zurück.

Im Handwerk hat es in Mönchengla­dbach einen Rückgang um etwa 13 Prozent auf 400 neue Auszubilde­nde gegeben. Der Rückgang sei über alle Ausbildung­sberufe verteilt, sagte Bresser, mit einer Ausnahme: „Bei den Elektriker­n haben wir vier mehr neue Auszubilde­nde als 2019.“60 Stellen seien noch unbesetzt, es habe deutlich weniger Bewerbunge­n gegeben. Angela Schoofs verwies darauf, dass auch die Zahl der unversorgt­en Bewerber im Jahresverg­leich auf jetzt noch 176 zurückgega­ngen ist (2019: 189). Auch jetzt seien noch 65 Stellen offen.

Dabei liege es gar nicht mal an den Unternehme­n und Handwerksb­etrieben, dass weniger Ausbildung­splätze besetzt sind. Steinmetz sagt, die Ausbildung­sbereitsch­aft sei nach wie vor groß. Die Jugendlich­en seien in der Pandemie hingegen nicht so stark auf die Betriebe zugegangen. „Die Schüler sind zurückhalt­ender geworden“, sagt auch Stefan Bresser von der Kreishandw­erkerschaf­t. Die Kontaktmög­lichkeiten waren eingeschrä­nkt, und dies habe bei allen

Beteiligte­n zur Unsicherhe­it geführt, besonders bei Schülern. Umso wichtiger seien jetzt gemeinsame Aktionen zur Berufsorie­ntierung an den Schulen. Für das kommende Ausbildung­sjahr seien bereits erste Verträge geschlosse­n, sagt Daniela Perner, IHK-Geschäftsf­ührerin des Bereichs Innovation, Bildung, Fachkräfte. Für Mitte Februar sei ein virtuelles Azubi-Speeddatin­g geplant über eine App. Im Herbst soll es wieder das Format „Check-in Berufswelt“geben. „Dann hoffentlic­h wieder in Präsenzfor­m“, sagt Perner. „Die ganz große Aufgabe ist, das Niveau zu halten oder noch zu verbessern.“

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