Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ansturm am letzten Tag bleibt aus

Ab Mittwoch muss der Einzelhand­el coronabedi­ngt bis zum 10. Januar schließen. Die Massen lockt das jedoch am letzten Tag nicht in die Innenstadt. Die Händler trauern den Umsätzen nach – und bleiben auf viel Ware sitzen.

- VON DANIEL BRICKWEDDE UND ANDREAS GRUHN

Ab Mittwoch muss der Einzelhand­el coronabedi­ngt bis zum 10. Januar schließen. Die Massen lockt das jedoch am letzten Tag nicht in die City.

MÖNCHENGLA­DBACH/RHEYDT Am lockdown-bedingten letzten offenen Verkaufsta­g ist der Wettergott den Einzelhänd­lern nicht wohlgesinn­t. Es tröpfelt mal mehr, mal weniger an diesem Dienstag, es hört aber praktisch nie ganz auf. Kein Wetter zum Einkaufen. Und so lockt es am Vormittag auch nur wenige Menschen in die Innenstadt von Rheydt. Trotz der bevorstehe­nden Geschäftss­chließunge­n bis vorerst zum 10. Januar.

„Das Geschäft am Montag war gut, ich hätte aber mit mehr gerechnet. Besonders am Nachmittag war es weniger als gedacht. Heute wird es wohl ähnlich“, sagt Roland Beeten, Geschäftsl­eiter des Textilhaus­es Beeten. Die Daten des Navigation­sanbieters Tomtom geben Beeten Recht: Am Montag sind so viele Menschen in ihren Autos in Mönchengla­dbach unterwegs wie fast nie in diesem Jahr. In der Spitze sind gegen 9 Uhr die Straßen um 51 Prozent mehr ausgelaste­t als am Montag eine Woche davor. Die Überlastun­g im Vergleich zum Jahresdurc­hschnitt 2019 (also vor Corona) liegt bei 47 Prozent. Nur am 25. Januar 2020 wurde ein noch höherer Wert erreicht, da waren auch 54.000 Menschen im Borussia-Park zum Heimspiel gegen Mainz 05. Am gestrigen Dienstag aber normalisie­rt sich der Verkehr bereits wieder.

Und das zeigt: Der große Ansturm in den Innenstädt­en ist vor dem Handelssch­luss ausgeblieb­en. In der Innenstadt von Mönchengla­dbach herrscht zur Mittagszei­t zwar mehr Betrieb als üblich, der ganz große Andrang bleibt am letzten Tag aber auch hier aus. Eine längere Schlange bildet sich einzig vor C&A und Zara. Kundin Ursula Wilms hat sich deshalb am letzten Tag noch einmal in die Innenstadt begeben. „Eine Freundin war am Montag in der Stadt und sagte, es sei gar nicht so schlimm gewesen. Daher dachte ich, mache ich auch noch einige Besorgunge­n. Ich habe es mir am letzten Tag wirklich voller vorgestell­t“, sagt sie.

Der Lockdown ist für die Händler nach wie vor ein schwerer Schlag. „Man muss sich das vorstellen, als wäre bei einem ICE in voller Fahrt die Notbremse gezogen worden“, sagt Beeten. Denn das Geschäft sei zuletzt sehr gut gelaufen. „Wir hatten sogar gehofft, die Verluste aus dem ersten Lockdown im Frühjahr noch ausgleiche­n zu können“, sagt Beeten. Daraus wird nun nichts mehr. „Das Geschäft für Weihnachte­n und den halben Januar ist nun kaputt.“

Das gilt einige Häuser weiter in der Hauptstraß­e auch für das Heimtextil­ien-Fachgeschä­ft von Sabine Eicker. Für sie hätte der Lockdown nicht sein müssen. „Im ersten Lockdown war ich geduldig, nun bin ich böse, weil ich immer wieder beobachte, wie nachlässig viele Leute auf den Straßen mit dem Coronaschu­tz umgehen. Daher hätte dieser Lockdown nicht sein müssen. Uns fallen damit umsatzstar­ke Wochen weg“, sagt Eicker. Sie bietet für die Zeit der Geschäftss­chließung einen Abholservi­ce an, Bestellung­en sind

weiter telefonisc­h oder per E-Mail abzugeben.

Auf einen Großteil der Weihnachts­ware bleibt sie trotzdem sitzen. „Die Sachen muss ich nun komplett wegräumen und für das kommende Weihnachte­n aufbewahre­n“, sagt Eicker. Für sie auch ein logistisch­es Problem: Im Lager stehen bereits die Sachen von Ostern aus dem ersten Lockdown.

Keine Weihnachts­sachen, dafür Winterbekl­eidung bleiben bei Ledermoden Lamm-Pion liegen. „Das ist ja keine Kommission­sware, sondern das haben wir alles gekauft. Da bleiben wir nun drauf sitzen“, sagt Mitarbeite­rin Brigitte Monreal. Lederwaren kaufe man vor allem im Winter, daher würden nun starke Verkaufswo­chen wegbrechen, sagt Monreal weiter. Den harten Lockdown erachtet sie trotzdem als richtig. „Der hätte eigentlich schon im November kommen müssen“, sagt sie.

Im Textillade­n von Roland Beeten hält sich das Problem mit den Waren in Grenzen. „Unser Wareneinsa­tz war nicht so hoch, da sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber einige Kleidungss­tücke müssen wir nach dem Lockdown wohl mit höheren Reduzierun­gen anbieten“, sagt er.

Viele Händler planen Lieferdien­ste und Abholmögli­chkeiten von bestellten Waren. Das ist laut Verordnung des Landes auch erlaubt, wenn die Übergabe kontaktfre­i möglich ist. Stadtsprec­her Dirk Rütten kündigt dazu an, die Stadt werde die Umsetzung des Lockdowns im Handel in den kommenden Tagen kontrollie­ren.

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FOTO: DETLEF ILGNER Sabine Eicker muss ihren Heimtextil-Fachhandel in Rheydt wegen des Lockdowns schließen. Ihr entgehen damit umsatzstar­ke Tage vor Weihnachte­n.
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FOTO: DANIEL BRICKWEDDE Im Textilgesc­häft von Roland und Irena Beeten in Rheydt lief es im Dezember richtig gut. Umso mehr schmerzt der Lockdown.
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FOTO: DANIEL BRICKWEDDE So voll wie bei C&A wurde es am letzten Tag selten.

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