Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ansturm am letzten Tag bleibt aus
Ab Mittwoch muss der Einzelhandel coronabedingt bis zum 10. Januar schließen. Die Massen lockt das jedoch am letzten Tag nicht in die Innenstadt. Die Händler trauern den Umsätzen nach – und bleiben auf viel Ware sitzen.
Ab Mittwoch muss der Einzelhandel coronabedingt bis zum 10. Januar schließen. Die Massen lockt das jedoch am letzten Tag nicht in die City.
MÖNCHENGLADBACH/RHEYDT Am lockdown-bedingten letzten offenen Verkaufstag ist der Wettergott den Einzelhändlern nicht wohlgesinnt. Es tröpfelt mal mehr, mal weniger an diesem Dienstag, es hört aber praktisch nie ganz auf. Kein Wetter zum Einkaufen. Und so lockt es am Vormittag auch nur wenige Menschen in die Innenstadt von Rheydt. Trotz der bevorstehenden Geschäftsschließungen bis vorerst zum 10. Januar.
„Das Geschäft am Montag war gut, ich hätte aber mit mehr gerechnet. Besonders am Nachmittag war es weniger als gedacht. Heute wird es wohl ähnlich“, sagt Roland Beeten, Geschäftsleiter des Textilhauses Beeten. Die Daten des Navigationsanbieters Tomtom geben Beeten Recht: Am Montag sind so viele Menschen in ihren Autos in Mönchengladbach unterwegs wie fast nie in diesem Jahr. In der Spitze sind gegen 9 Uhr die Straßen um 51 Prozent mehr ausgelastet als am Montag eine Woche davor. Die Überlastung im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2019 (also vor Corona) liegt bei 47 Prozent. Nur am 25. Januar 2020 wurde ein noch höherer Wert erreicht, da waren auch 54.000 Menschen im Borussia-Park zum Heimspiel gegen Mainz 05. Am gestrigen Dienstag aber normalisiert sich der Verkehr bereits wieder.
Und das zeigt: Der große Ansturm in den Innenstädten ist vor dem Handelsschluss ausgeblieben. In der Innenstadt von Mönchengladbach herrscht zur Mittagszeit zwar mehr Betrieb als üblich, der ganz große Andrang bleibt am letzten Tag aber auch hier aus. Eine längere Schlange bildet sich einzig vor C&A und Zara. Kundin Ursula Wilms hat sich deshalb am letzten Tag noch einmal in die Innenstadt begeben. „Eine Freundin war am Montag in der Stadt und sagte, es sei gar nicht so schlimm gewesen. Daher dachte ich, mache ich auch noch einige Besorgungen. Ich habe es mir am letzten Tag wirklich voller vorgestellt“, sagt sie.
Der Lockdown ist für die Händler nach wie vor ein schwerer Schlag. „Man muss sich das vorstellen, als wäre bei einem ICE in voller Fahrt die Notbremse gezogen worden“, sagt Beeten. Denn das Geschäft sei zuletzt sehr gut gelaufen. „Wir hatten sogar gehofft, die Verluste aus dem ersten Lockdown im Frühjahr noch ausgleichen zu können“, sagt Beeten. Daraus wird nun nichts mehr. „Das Geschäft für Weihnachten und den halben Januar ist nun kaputt.“
Das gilt einige Häuser weiter in der Hauptstraße auch für das Heimtextilien-Fachgeschäft von Sabine Eicker. Für sie hätte der Lockdown nicht sein müssen. „Im ersten Lockdown war ich geduldig, nun bin ich böse, weil ich immer wieder beobachte, wie nachlässig viele Leute auf den Straßen mit dem Coronaschutz umgehen. Daher hätte dieser Lockdown nicht sein müssen. Uns fallen damit umsatzstarke Wochen weg“, sagt Eicker. Sie bietet für die Zeit der Geschäftsschließung einen Abholservice an, Bestellungen sind
weiter telefonisch oder per E-Mail abzugeben.
Auf einen Großteil der Weihnachtsware bleibt sie trotzdem sitzen. „Die Sachen muss ich nun komplett wegräumen und für das kommende Weihnachten aufbewahren“, sagt Eicker. Für sie auch ein logistisches Problem: Im Lager stehen bereits die Sachen von Ostern aus dem ersten Lockdown.
Keine Weihnachtssachen, dafür Winterbekleidung bleiben bei Ledermoden Lamm-Pion liegen. „Das ist ja keine Kommissionsware, sondern das haben wir alles gekauft. Da bleiben wir nun drauf sitzen“, sagt Mitarbeiterin Brigitte Monreal. Lederwaren kaufe man vor allem im Winter, daher würden nun starke Verkaufswochen wegbrechen, sagt Monreal weiter. Den harten Lockdown erachtet sie trotzdem als richtig. „Der hätte eigentlich schon im November kommen müssen“, sagt sie.
Im Textilladen von Roland Beeten hält sich das Problem mit den Waren in Grenzen. „Unser Wareneinsatz war nicht so hoch, da sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber einige Kleidungsstücke müssen wir nach dem Lockdown wohl mit höheren Reduzierungen anbieten“, sagt er.
Viele Händler planen Lieferdienste und Abholmöglichkeiten von bestellten Waren. Das ist laut Verordnung des Landes auch erlaubt, wenn die Übergabe kontaktfrei möglich ist. Stadtsprecher Dirk Rütten kündigt dazu an, die Stadt werde die Umsetzung des Lockdowns im Handel in den kommenden Tagen kontrollieren.