Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mieter leben vier Jahre ohne ihren Garten
Stefanie Deckers und Lars Siekmeyer sind von der Baustelle für das Neuhof-Quartier genervt. Sie leben in direkter Nachbarschaft, was nicht ohne Folgen bleibt. Der Bauherr verspricht Hilfe.
MÖNCHENGLADBACH Der Garten von Stefanie Deckers und Lars Siekmeyer hatte alles. Einen gepflegten Rasen, hohe Bäume und ein buntes Blumenbeet. Dann kam der Bagger und sorgte für Chaos.
Deckers und Siekmeyer wohnen in der Neuhofstraße, hinter ihrem Garten beginnt seit 2017 die Baustelle für das neue Neuhof-Quartiers. Der Bauherr, die Dornieden-Gruppe, verkleinerte zunächst den hinteren und linken Teil des Gartens um circa eineinhalb Meter, um den Bagger bewegen zu können. Im Sommer 2018 musste ein Bagger sogar in den Garten fahren. Es sei festgestellt worden, dass das Nachbargrundstück zwei Meter tiefer liegt. Das musste behoben werden.
Die Dornieden-Gruppe versprach bereits im Frühjahr 2017 in einer schriftlichen Vereinbarung, den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. „Eigentlich sollte der Garten im ersten Quartal 2019 fertig sein“, erzählt Vermieterin Andrea Döhmen. Nun soll der Garten frühestens Ende 2021 fertig werden. Eine neue Vereinbarung, die das regelt, will Döhmen nicht unterschrieben. Sie hat stattdessen einen Anwalt eingeschaltet. „Ich kann das nicht mehr akzeptieren“, sagt sie.
Auch ihre Mieter fühlen sich hingehalten. „Wir wollen jetzt unseren Garten zurück“, sagt Deckers. Ihr Lebensgefährte pflichtet ihr bei: „Wir bekommen nicht mal ein bisschen Rollrasen verlegt“Stattdessen hätten sie selbst bereits eine neue Terrasse gebaut, um draußen sitzen zu können. Schließlich darf ein großer Teil der alten Terrasse ebenso wie der Balkon darüber nicht betreten werden, weil sie einsturzgefährdet sind. Das hat die Stadt am 23. Oktober angeordnet.
Die Dauer-Baustelle belastet die Mieter sehr. Es gibt viel Lärm, viel Dreck und auch viel Ärger. „Das macht mürbe“, sagt Deckers. „Ich schlafe mittlerweile schlecht.“Döhmen bekommt deshalb bereits 50 Euro von der Firma Dornieden erstattet, damit sie die Miete der Anwohner kürzen kann. Nun zahlen Deckers und Siekmeyer aber weitere 150 Euro weniger. „Ich kann meine Mieter voll und ganz verstehen“, sagt Döhmen dennoch. Da sich die Fronten mit dem Bauherrn immer weiter verhärteten, laufe es wohl auf einen Rechtstreit hinaus.
Dornieden-Sprecherin Judith Utteweiler bestätigt unserer Reaktion, dass die Schilderungen der Mieter der Situation vor Ort entsprechen. Sie sagt, dass es zu unvorhergesehenen Verzögerungen im Bau kam, wie sie bei Projekten in dieser Größe häufig passieren. „Ich kann die Verärgerung verstehen“, ergänzt sie. „Wir sind bemüht, eine Lösung zu finden und nehmen dafür hohe Kosten in Kauf.“So sei geplant, dass erneut ein neues Balkongeländer installiert wird, weil das andere der Vermieterin nicht gefiel. Zudem will Dornieden die Gartenmauer nachträglich um einen halben Meter verkürzen, um einen Wunsch der Anwohner zu erfüllen. „Das müssen wir laut der Vereinbarung gar nicht machen“, sagt Utteweiler.
Derzeit seien der Dornieden-Gruppe allerdings die Hände gebunden. „Wir können im Garten nichts machen, denn Frau Döhmen unterschreibt den Nachtrag zur Vereinbarung nicht“, so Uttenweiler. Der Balkon, die Mauer und neue Pflanzen lassen deshalb weiter auf sich warten. Das soll aber so schnell es geht geändert werden. Bis dahin hofft Dornieden auf ein besseres Verhältnis zu der Vermieterin und den Anwohnern. „Wir haben immer sehr offen kommuniziert“, sagt Uttenweiler. Deshalb habe das Unternehmen auch bedauert, dass Frau Döhmen einen Anwalt eingeschaltet hat.