Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mieter leben vier Jahre ohne ihren Garten

Stefanie Deckers und Lars Siekmeyer sind von der Baustelle für das Neuhof-Quartier genervt. Sie leben in direkter Nachbarsch­aft, was nicht ohne Folgen bleibt. Der Bauherr verspricht Hilfe.

- VON JAN LUHRENBERG Sie haben ein Anliegen? Sie können uns per Anruf (Montag bis Freitag, 1018 Uhr) unter der Telefonnum­mer 02161 244250 erreichen, oder schreiben Sie uns eine E-Mail (bitte Rückrufnum­mer angeben), Stichwort „Bürgermoni­tor“, an mg@rheinisch

MÖNCHENGLA­DBACH Der Garten von Stefanie Deckers und Lars Siekmeyer hatte alles. Einen gepflegten Rasen, hohe Bäume und ein buntes Blumenbeet. Dann kam der Bagger und sorgte für Chaos.

Deckers und Siekmeyer wohnen in der Neuhofstra­ße, hinter ihrem Garten beginnt seit 2017 die Baustelle für das neue Neuhof-Quartiers. Der Bauherr, die Dornieden-Gruppe, verkleiner­te zunächst den hinteren und linken Teil des Gartens um circa eineinhalb Meter, um den Bagger bewegen zu können. Im Sommer 2018 musste ein Bagger sogar in den Garten fahren. Es sei festgestel­lt worden, dass das Nachbargru­ndstück zwei Meter tiefer liegt. Das musste behoben werden.

Die Dornieden-Gruppe versprach bereits im Frühjahr 2017 in einer schriftlic­hen Vereinbaru­ng, den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. „Eigentlich sollte der Garten im ersten Quartal 2019 fertig sein“, erzählt Vermieteri­n Andrea Döhmen. Nun soll der Garten frühestens Ende 2021 fertig werden. Eine neue Vereinbaru­ng, die das regelt, will Döhmen nicht unterschri­eben. Sie hat stattdesse­n einen Anwalt eingeschal­tet. „Ich kann das nicht mehr akzeptiere­n“, sagt sie.

Auch ihre Mieter fühlen sich hingehalte­n. „Wir wollen jetzt unseren Garten zurück“, sagt Deckers. Ihr Lebensgefä­hrte pflichtet ihr bei: „Wir bekommen nicht mal ein bisschen Rollrasen verlegt“Stattdesse­n hätten sie selbst bereits eine neue Terrasse gebaut, um draußen sitzen zu können. Schließlic­h darf ein großer Teil der alten Terrasse ebenso wie der Balkon darüber nicht betreten werden, weil sie einsturzge­fährdet sind. Das hat die Stadt am 23. Oktober angeordnet.

Die Dauer-Baustelle belastet die Mieter sehr. Es gibt viel Lärm, viel Dreck und auch viel Ärger. „Das macht mürbe“, sagt Deckers. „Ich schlafe mittlerwei­le schlecht.“Döhmen bekommt deshalb bereits 50 Euro von der Firma Dornieden erstattet, damit sie die Miete der Anwohner kürzen kann. Nun zahlen Deckers und Siekmeyer aber weitere 150 Euro weniger. „Ich kann meine Mieter voll und ganz verstehen“, sagt Döhmen dennoch. Da sich die Fronten mit dem Bauherrn immer weiter verhärtete­n, laufe es wohl auf einen Rechtstrei­t hinaus.

Dornieden-Sprecherin Judith Utteweiler bestätigt unserer Reaktion, dass die Schilderun­gen der Mieter der Situation vor Ort entspreche­n. Sie sagt, dass es zu unvorherge­sehenen Verzögerun­gen im Bau kam, wie sie bei Projekten in dieser Größe häufig passieren. „Ich kann die Verärgerun­g verstehen“, ergänzt sie. „Wir sind bemüht, eine Lösung zu finden und nehmen dafür hohe Kosten in Kauf.“So sei geplant, dass erneut ein neues Balkongelä­nder installier­t wird, weil das andere der Vermieteri­n nicht gefiel. Zudem will Dornieden die Gartenmaue­r nachträgli­ch um einen halben Meter verkürzen, um einen Wunsch der Anwohner zu erfüllen. „Das müssen wir laut der Vereinbaru­ng gar nicht machen“, sagt Utteweiler.

Derzeit seien der Dornieden-Gruppe allerdings die Hände gebunden. „Wir können im Garten nichts machen, denn Frau Döhmen unterschre­ibt den Nachtrag zur Vereinbaru­ng nicht“, so Uttenweile­r. Der Balkon, die Mauer und neue Pflanzen lassen deshalb weiter auf sich warten. Das soll aber so schnell es geht geändert werden. Bis dahin hofft Dornieden auf ein besseres Verhältnis zu der Vermieteri­n und den Anwohnern. „Wir haben immer sehr offen kommunizie­rt“, sagt Uttenweile­r. Deshalb habe das Unternehme­n auch bedauert, dass Frau Döhmen einen Anwalt eingeschal­tet hat.

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FOTO: JANA BAUCH Lars Siekmeyer steht in seinem Garten – oder was davon übrig geblieben ist.

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