Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Lebensmitt­el wachsen im eigenen Garten

Die Familie von Iris Plum versorgt sich teilweise selbst mit Gemüse. Bald will sie mehr anbauen und weniger im Supermarkt einkaufen.

- VON JAN LUHRENBERG FOTOS (2): JANA BAUCH

GERKERATH Ein altes Bauernhaus hat viele Vorteile. Es liegt in einer ruhigen Wohngegend, hat optisch einen gewissen Charme und einen großen Garten. Das Zuhause von Iris Plum, ihren drei Kindern Greta (16), Benedikt (17) und Jakob (20) sowie ihrem Partner Henning Littwitz eignet sich für die Patchwork-Familie besonders aufgrund des großen Grundstück­s. Dort wachsen viele Gemüsesort­en, die später auf dem Tisch und den Tellern landen.

Seit diesem Jahr versorgt sich die Familie zum Teil selbst mit Lebensmitt­eln. Im hinteren Bereich des Gartens, aber auch an anderen Stellen, gedeihen derzeit noch Sellerie, Rauke oder Wildkräute­r. „Wir haben kein großes Beet, bei uns wachsen die Pflanzen im ganzen Garten verteilt“, sagt Iris Plum. „Ich pflanze einfach überall, wo Platz ist, etwas hinein.“Vom ersten Tag an sei sie sehr von dem Thema begeistert gewesen. Durch die Corona-Pandemie habe ihr Hobby sogar noch einen weiteren Schub bekommen. Das Virus sei einer der Gründe gewesen, sich als Familie mehr selbst zu versorgen, schildert sie.

Da der Platz im heimischen Garten aber begrenzt ist, hat sich die Familie bereits eine Parzelle im nahegelege­nen Günhoven dazu gepachtet. „Das ist praktisch, da kann ich mit dem Fahrrad hinfahren“, sagt Plum. Spätestens seit dem Ausbruch des Coronaviru­s hat die Familie viel Zeit dort verbracht. Dort hat sie seitdem unter anderem Kartoffeln, Süßkartoff­eln, Kürbis, Zucchini, Auberginen, Kohl, Tomaten, Mangold und Salate angepflanz­t. Der Ertrag ist gut. „Es war ein guter Sommer, wir konnten lange ernten“, sagt die 49-Jährige, die sich mit einer Praxis im Coaching-Bereich selbststän­dig gemacht hat.

Gemüse selbst anzubauen, ist anstrengen­d. Der Boden muss gedüngt, umgegraben, bestellt, bewässert und gepflegt werden. Und dann beginnt die Ernte. Die Kinder helfen dabei nicht so gerne mit. Vor allem Iris Plum und ihr Partner machen die Arbeit im Garten. „Wir sind stetig damit beschäftig­t“, sagt sie. Im Sommer fahren sie jeden zweiten Tag zur gepachtete­n Parzelle und arbeiten jeden Tag im eigenen Garten.

Das Gemüse mit der Marke „Eigenanbau“kommt gut in der Familie an. Plums Mutter nimmt sich regelmäßig gerne ein wenig von der Ernte mit. Der Rest wird an Freunde verteilt, gekocht oder eingefrore­n. Auch der Nachwuchs ist überzeugt. „Das schmeckt komplett anders und erdiger, aber sehr gut“, sagt Benedikt Plum, der am liebsten die frischen Tomaten isst. „Um die letzte Gurke wurde hart gekämpft“, sagt seine Mutter und lacht.

Der Geschmack alleine ist aber nicht der einzige Grund für die Familie, sich selbst zu versorgen. „Für mich ist das auch ein komplett neues Lebensgefü­hl“, sagt Plum. „Der Anbau macht dreimal glücklich, beim Säen, beim Pflegen und beim Ernten.“Die Lebensmitt­el bekämen so einen ganz anderen Wert. Plum verspricht sich von dem Lebenswand­el aber auch, dass die Gesundheit von ihr und ihrer Familie besser wird. „Frisches Gemüse und Obst, das möglichst nicht gespritzt ist, ist das Beste für das Immunsyste­m“, sagt die dreifache Mutter.

Besonders für sie selbst ist das wichtig. Plum leidet unter den Folgen des Epstein-Barr-Virus. „Mir ging es vor eineinhalb Jahren teilweise so schlecht, dass ich nicht mehr aufstehen konnte“, sagt sie. „Ich war zu schwach.“Seitdem achte sie auf die Ernährung. So ist Plum auch auf die Idee gekommen, sich wieder selbst zu versorgen. Denn das Bauernhaus, in dem sie seit 1997 wohnt, gehört ihrer Familie schon viel länger. Früher hat ihr Opa dort den Garten gepflegt und ebenfalls Gemüse angebaut – genau dort, wo heute Plum gräbt und pflanzt.

Noch muss die Familie frische Lebensmitt­el im Supermarkt dazukaufen, vor allem im Winter. Das eigene Gemüse reicht nur für den Sommer. Das soll sich aber schnell ändern. Das Ziel von Plum: Sie will in Zukunft zunächst die Hälfte an Gemüse, das die Familie im Jahr verbraucht, selber anbauen. Denn es geht nur Schritt für Schritt. „Wir sind aber auf einem guten Weg“, sagt sie.

 ??  ?? Iris Plum versammelt ihre Kinder Greta, Benedikt und Jakob (v.l.) im Garten vor dem kleinen Bauernhaus der Familie im Stadtteil Gerkerath.
Iris Plum versammelt ihre Kinder Greta, Benedikt und Jakob (v.l.) im Garten vor dem kleinen Bauernhaus der Familie im Stadtteil Gerkerath.
 ??  ?? Die Kürbisse, der Salat und die Walnüsse stammen aus dem eigenen Garten oder einer gepachtete­n Parzelle. Die Äpfel kommen von einem Nachbarn.
Die Kürbisse, der Salat und die Walnüsse stammen aus dem eigenen Garten oder einer gepachtete­n Parzelle. Die Äpfel kommen von einem Nachbarn.

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