Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Stindl liefert weiter Argumente

Borussias Kapitän Lars Stindl zeigte beim 3:3 in Frankfurt, dass sich sein Team immer noch auf ihn verlassen kann. Damit wird es immer wahrschein­licher, dass der 2021 auslaufend­e Vertrag verlängert wird.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussias Kapitän Lars Stindl zeigte beim 3:3 in Frankfurt, dass sich seine Mannschaft immer noch auf ihn verlassen kann.

Auch im digitalen Zeitalter muss zuweilen die alte Schule herhalten. Borussias Trainer Marco Rose holte seinen Kapitän Lars Stindl während des Spiels bei Eintracht Frankfurt zur Seitenlini­e und dieser warf einen Blick auf einen Zettel, den Rose in der Hand hatte. Stindl schaute, nickte und ging zurück auf Feld. Was genau Roses Botschaft an den Kapitän war, ist nicht bekannt. Es dürften taktische Variatione­n gewesen sein, Ideen, dem Spiel, das beim Stand von 1:3 schon verloren schien, noch eine Wendung zu geben. Oder es stand, gönnen wir uns diesen recht romantisch­en Gedanken, eine Regie-Anweisung darauf, nach der Stindl zum Superhelde­n werden und Borussia im Alleingang den Punkte retten sollte.

Wenn es so war, hat Stindl das Drehbuch eins zu eins umgesetzt: Er schoss in der 90. Minute einen Elfmeter sicher ins Frankfurte­r Tor und erzielte dann in Minute 95 mit einem Kopfball im zweiten Versuch ganz unstindeli­sch das 3:3. „Ich muss sagen, in Sachen Kopfbälle habe ich noch Nachholbed­arf. Aber wir trainieren sie jede Woche im Training. Ich versuche stets mein Kopfballsp­iel zu verbessern und es ist schön, wenn man dann für seine Arbeit belohnt wird“, sagte Stindl.

Vorher hatte er schon, erstmals in einer Karriere als Berufsfußb­aller, einen Freistoß direkt verwandelt, indem er den Ball um die Eintracht-Mauer gezirkelt hatte. Dass ein Borusse einen Freistoß ohne Umwege ins Tor bugsiert, war zu Zeiten Juan Arangos normal, doch seit der Venezolane­r entschwund­en ist, ist es eine Rarität. Ein richtig echtes direktes Freistoß-Tor hatte es zuletzt 2015 von Havard Nordtveit gegen Darmstadt 98 gegeben, vergangene Saison hatte Alassane Plea einen

Freistoß verwandelt, aber nach Ablage von Laszlo Bénes. 2018 hat es noch Christoph Kramers Schelmensc­huss beim Freistoß gegen Wolfsburg gegeben, als der Gegner noch unsortiert war und Kramer den Ball eingekulle­rt hatte. Stindl hatte es bis Dienstag 15-mal erfolglos versucht, zuletzt war es beim 1:1 gegen Augsburg sehr knapp, nun passte es.

Sein zweiter Dreierpack als Borusse nach dem 4:2 in Florenz am 23. Februar 2017 lässt ihn bis auf ein Tor an Arie van Lent heranrücke­n. Überholt er den Niederländ­er, ist der Torjäger aus Kurpfalz die Nummer 15 der besten Gladbach-Tormacher aller Zeiten. Gut möglich, dass ihm das bis Jahresende noch gelingt mit weiteren Treffern im Liga-Spiel gegen 1899 Hoffenheim und die SV Elversberg im DFB-Pokal.

Viel wichtiger für Stindl ist aber die Botschaft, die er in Frankfurt an seinen Arbeitgebe­r geschickt hat: Er hat klare Argumente geliefert, dass Borussia eigentlich gar nicht anders kann, als seinen Vertrag, der 2021 endet, zu verlängern.

Zum einen wegen der drei Tore, die Stindls Vielfalt zeigen. Der Freistoß steht für den Edelkicker, für seine wunderbare Innenseite. Seine Qualitäten machen noch immer fußballeri­sch den Unterschie­d aus, er ist der intellektu­elle Kopf des Borussen-Fußballs. Der Elfmeter steht dafür, dass er als Kapitän Verantwort­ung übernimmt und, man erinnere sich an die vergangene Europa-League-Saison und das Spiel bei der AS Rom, als er auch in letzter Minute zum Punkt ging und vollstreck­te, eine enorme Coolness hat in den wichtigen sowie schwierige­n Momenten. Und schließlic­h zeigte das Kopfball-Tor, dass Stindl immer noch, also mit über 30, für Überraschu­ngen gut ist und zudem, neben seinem Torinstink­t einen unbändigen Willen hat zum Erfolg.

Damit hat er den Borussen nicht nur einen Punkt beschert, sondern auch eine möglicherw­eise bei einer Niederlage anstehende Diskussion abgewimmel­t, dass die Diskussion um die Zukunft Roses die Borussen verunsiche­rn könnte. „Im besten Fall bringt das keine Unruhe rein“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl vor dem Frankfurt-Spiel und Stindl belegte dann, dass es derzeit keinen Anlass gibt, das anzunehmen.

„Es ist noch nicht lange her, dass wir deutlich gemacht haben, wie wichtig er für uns ist, wie gut er in Form ist, dass er ein richtiger Kapitän ist. Das hat er heute wieder eindrucksv­oll bestätigt. Er ist ein wichtiger Faktor für uns. Das wissen wir und das haben wir auch immer so kommunizie­rt“, sagte Rose nach Stindls Gala in Frankfurt. Wenn diese Wertschätz­ung gegenüber Stindl, der seit 2015 Borusse ist und am Dienstag in Frankfurt sein 188. Pflichtspi­el für Gladbach machte, zeitnah auch in Form der Vertragsve­rlängerung kommunizie­rt wird, wäre das nicht überrasche­nd.

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FOTO: DPA Zettelwirt­schaft: Borussias Trainer Marco Rose und Lars Stindl.

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