Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Laschet verspricht zügige Öffnung

Der Ministerpr­äsident verteidigt in der Generaldeb­atte seine Corona-Politik.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der nordrhein-westfälisc­he Landtag hat bei seiner letzten Sitzung vor der Weihnachts­pause den Rekordhaus­halt in Höhe von 84,1 Milliarden Euro verabschie­det. Die wegen der Corona-Pandemie wegbrechen­den Steuereinn­ahmen, die sich bis zum Jahr 2023 auf insgesamt 12,9 Milliarden Euro summieren werden, sollen durch Entnahmen aus dem 25 Milliarden Euro schweren Rettungssc­hirm und die Rücklagen des Landes von zwei Milliarden Euro ausgeglich­en werden.

Opposition­sführer Thomas Kutschaty (SPD) warf der Regierung daraufhin vor, den Bürgern vorzugauke­ln, sie habe trotz Rezession einen ausgeglich­enen Haushalt hinbekomme­n. Kutschaty sprach von einem „Phantom der Haushaltsn­ull“: „Die Regierung hätte jetzt die Chance, mit mutigen Zukunftsin­vestitione­n drängende Probleme zu lösen.“

Ministerpr­äsident Armin Laschet, der anstelle von Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (beide CDU) den Haushalt verteidigt­e, unterstric­h die Notwendigk­eit der schuldenfi­nanzierten Krisenbekä­mpfung. „Jeder Finanzpoli­tiker weiß, wie man sonst um kleine Summen kämpfen muss, um die in den Haushalt hineinzube­kommen. Da macht es dann manchmal traurig, wenn man sieht, was man jetzt Monat für Monat an Milliarden bereitstel­len kann. Aber es geht nicht anders.“Laschet versprach eine zügige Rückkehr zur alten Linie der Landesregi­erung: „Wir werden unmittelba­r nach der Pandemie wieder zu dieser soliden Finanzpoli­tik zurückkehr­en und so schnell wie möglich mit der Rückzahlun­g der Schulden beginnen, die wir jetzt aufgenomme­n haben.“

Laschet kündigte in der Generaldeb­atte auch an, dass er zügig wieder die harten Beschränku­ngen zurücknehm­en wolle. „Wenn die Zahlen wieder sinken, werden wir wieder öffnen. Werden wir wieder Schule und Bildung anders möglich machen als jetzt, werden wir wieder Geschäften ermögliche­n, ihre Produkte zu kaufen.“Das sei nicht eine Beliebigke­it eines Ministerpr­äsidenten, das gebe die Verfassung vor. „Sie mögen das als Hin und Her bezeichnen, aber das ist das Verständni­s eines liberalen Verfasssun­gsstaates.“Laschet zeigte sich angriffslu­stig in

Richtung SPD und Grüne, warf ihnen vor, sie hätten die Digitalisi­erung der Schulen selbst verschlafe­n. Erst seine Regierung habe das Thema überhaupt angegangem.

Auf die erneuten Vorwürfe rund um eine Schutzausr­üstungsbes­tellung beim Modeherste­ller van Laack ging Laschet gar nicht ein. Kutschaty warf Laschet rechtswidr­iges Verhalten bei der Auftragsve­rgabe vor. Kutschaty sieht nach Kritik an der Qualität von Schutzkitt­eln „45 Millionen Euro in den Sand gesetzt“. CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Bodo Löttgen nannte die Vorwürfe „armselig und kleinteili­g“. Unterdesse­n wurde bekannt, dass die Firma van Laack laut einer Auflistung der Landesregi­erung neben den bekannten Aufträgen für zehn Millionen Schutzkitt­el und 2,5 Millionen Alltagsmas­ken für die Polizei noch weitere kleinere Aufträge von Landesmini­sterien erhalten hat. So hat das Familienmi­nisterium im Oktober 1500 Alltagsmas­ken mit einem Auftragswe­rt von 1950 Euro sowie 200 individuel­l designte Alltagsmas­ken mit einem Auftragswe­rt von 348 Euro geordert, wie aus einer noch unveröffen­tlichten Antwort auf eine kleine Anfrage der SPD-Fraktion hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

„45 Millionen Euro in den Sand gesetzt“Thomas Kutschaty SPD-Fraktionsc­hef

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