Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
EISHOCKEY
Die neue Spielzeit der Eishockey-Liga wird ein finanzieller wie organisatorischer Kraftakt.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur neuen DEL-Saison und ihren Herausforderungen.
DÜSSELDORF Zweimal wurde der Saisonstart verschoben, zwischendurch drohte die komplette Absage, aber nun geht es doch los. Am Donnerstagabend (19.30 Uhr) startet die Deutsche Eishockey Liga (DEL) in ihre 27. Saison. Mit dem Derby Kölner Haie gegen die Düsseldorfer EG. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wie verliefen die vergangenen Monate?
„Unglaublich schwer“, sagt DEL-Chef Gernot Tripcke und übertreibt keineswegs. Erst wurden weltweit nahezu alle Ligen abgebrochen, die WM fiel aus. Dann herrschte in der DEL vielerorts Kurzarbeit, an eine geordnete Vorbereitung war nicht zu denken. Irgendwann brandete ein offener Streit um einen erzwungenen Gehaltsverzicht der Spieler und angeblich fehlende Konzepte für den Neustart auf. Geisterspiele galten als „nicht finanzierbar“, weil die Vereine zwei Drittel am Spieltag verdienen. Der Start wurde zweimal verschoben. Am Vorbereitungsturnier nahmen dennoch nur acht der 14 Teams teil. Jetzt sind zwar alle dabei, aber ohne Fans rechnet Tripcke mit Einbußen von 50 Prozent. Normalerweise setzt die Liga rund 130 Millionen Euro um.
Warum wird nun doch gespielt?
Weil alle Beteiligten helfen: Die Klubs durch radikale Kürzungen. Der Staat durch Kurzarbeitergeld und Hilfspakete. Klubbesitzer und Sponsoren durch Treue oder zusätzliche Gelder. Fans verzichteten auf die Rückerstattung ihrer Dauerkarten oder kauften „Solidaritätstickets“. Vor allem aber verzichten Spieler, Trainer und Betreuer auf bis zu 60 Prozent ihrer Gehälter. Zudem änderte die Liga ihr Format: weniger Spiele, weniger Reisen, um Kosten und Infektionsrisiko zu senken.
Wie wird gespielt?
In zwei regionalen Gruppen mit je sieben Teams, die viermal gegen jeden Kontrahenten spielen. Vorerst sind nur diese 24 Spieltage offiziell terminiert. Im Frühjahr sollen noch Spiele gegen die Teams aus der anderen Gruppe und verkürzte Play-offs der besten Vier pro Gruppe folgen. Wie das genau aussieht, hängt vom Infektionsgeschehen und der verbliebenen Zeit ab. Darüber wird im Januar entschieden.
Welche Corona-Regeln gelten?
Fans sind erst mal nicht erlaubt. Aber auch für die Aktiven hat sich einiges geändert: Außerhalb des Eises (Kabinen, Besprechungen, Busse) gilt Maskenpflicht, es wird dreimal pro Woche getestet, was die Etats der klammen Klubs zusätzlich mit bis zu 100.000 Euro belastet. Zudem haben sie ihrem Personal ins Gewissen geredet, in der Freizeit auf unnötige Kontakte zu verzichten. Trotzdem muss mit Corona-Fällen, Quarantäne und Spielausfällen gerechnet werden. Für einige Nachholspiele wäre Zeit, sollte das im Einzelfall nicht mehr möglich sein, wird das Spiel ersatzlos gestrichen. Die Tabelle wird deswegen nach Punkteschnitt errechnet.
Wo spielen die prominenten Namen?
Seit jeher das Schicksal der DEL: Die größten deutschen Stars spielen woanders. Leon Draisaitl natürlich in der NHL, aber auch Dominik Kahun, in der Vorbereitung noch in München, reist nun nach Nordamerika, wo es im Januar losgehen soll, ebenso die Mannheimer Leihspieler. Die Supertalente Moritz Seider und Tim Stützle (früher in Krefeld) sind entweder in Schweden oder bei der U20-WM in Kanada. Stützle könnte gleich dort bleiben, er soll künftig für Ottawa spielen. In der DEL spielen die meisten Nationalspieler in München und Mannheim, bekannte Namen gibt es vereinzelt auch in Nürnberg (Patrick Reimer) oder Köln (Moritz Müller).
Wer sind die Favoriten?
Größte Etats, beste Spieler und Trainer – der Titel geht nur über Mannheim und München. Zuletzt wurde 2014 ein anderes Team Meister. Für die NRWKlubs wäre ein Platz in den Play-offs schon ein Erfolg. Köln und Düsseldorf haben bessere Chancen, Iserlohn und Krefeld sind Außenseiter.