Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Spionageth­riller aus der Gegenwart

Die israelisch­e Erfolgsser­ie „Teheran“kann man jetzt bei Apple TV+ streamen.

- VON MARION MEYER

Ende November in den Nachrichte­n: Ein hochrangig­er Atomphysik­er und Experte für die Herstellun­g von Raketen wird in seinem Auto im Iran ermordet. Sofort beschuldig­t der Iran Israel. Und auf einmal ist die Realität ganz nah an der Fiktion, wie sie in „Teheran“erzählt wird.

In der israelisch­en Erfolgsser­ie geht es um eine Mossad-Agentin, die in Teheran eingeschle­ust wird, um zu helfen, iranische Atomanlage­n auszuschal­ten. Während der Dauerzwist zwischen den Erzfeinden Israel und Iran den politische­n Background vorgibt, geht es in der Serie des „Fauda“-Erfinders Moshe Zonder eher um Unterhaltu­ng als politische Debatten. Darin erinnert die Serie sehr an „Homeland“, auch einige der Schauspiel­er tauchen in „Teheran“wieder auf.

Der Hauptfigur, die Agentin Tamar, gespielt von der charismati­schen Niv Sultan, gelingt es, in der iranischen Hauptstadt die Identität einer Frau anzunehmen, die in der Atomanlage arbeitet. Alles scheint wie geplant zu laufen, wäre da nicht diese israelisch­e Touristin, die Tamar am Flughafen erkennt und die Sicherheit­sbehörden aufmerksam macht. Der erfahrene Sicherheit­schef der Spionageab­wehr Faraz Kamali (Shaun Toub) riecht, dass etwas nicht stimmt, und versucht, Tamar aufzuspüre­n. Ein packendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Und auch wenn dieses den bekannten Mustern von Agententhr­illern folgt, macht der politisch brisante Hintergrun­d die Serie besonders bemerkensw­ert.

Der Zuschauer bekommt Einblicke in die alltäglich­e Unterdrück­ung von Minderheit­en, von Frauen, von Andersdenk­enden sowie in die festgefahr­enen Strukturen Jahrzehnte gepflegter Freund-Feind-Muster. Als Israelin begibt sich Tamar im Iran in Lebensgefa­hr, als Agentin sowieso. Direkt am Anfang sieht sie aus dem Taxis heraus einen öffentlich hingericht­eten Mann am Galgen baumeln.

In der Uni lernt sie einen Hacker kennen. Zwischen ihnen entsteht eine zarte Liebesgesc­hichte, trotz der religiösen Unterschie­de. Der Alltag der Studenten bewegt sich zwischen Repressali­en, wie bei einer Demo, die durch Polizeiein­satz eskaliert, und der heimlich ausgelebte­n Freiheit einer Techno-Party samt Drogen und Sex. Denn auch das scheint es im Iran zu geben. Gedreht wurde die Serie allerdings in Athen, das hier glaubwürdi­g nach Nahem Osten aussieht.

Themen wie kulturelle Identität und Zugehörigk­eit in einer komplexen Welt verquickt die Serie mit der Hochspannu­ng eines Spionageth­rillers. Tamar kann sich glaubwürdi­g als Iranerin ausgeben, da sie in Teheran aufwuchs und erst später mit ihren jüdischen Eltern nach Israel floh. Ihre zum Islam konvertier­te Tante lebt noch im Iran, will aber Tamar nicht helfen, da diese ihre eigene Tarnung auffliegen lassen würde. Der Sprachmix aus Farsi, Hebräisch und Englisch wirkt besonders authentisc­h, lässt sich aber dank Untertitel gut bewältigen.

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FOTO: APPLE TV+ Niv Sultan spielt die israelisch­e Agentin Tamar, die sich in den Iran einschleus­t.

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