Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Signal der Solidaritä­t aus dem Rathaus

Mit einer Gutschein-Aktion werden Erkelenzer Einzelhänd­ler beim digitalen Auf- und Ausbau ihrer Unternehme­n gefördert. Eigeniniti­ative soll in Zeiten der Corona-Pandemie finanziell belohnt werden.

- VON THOMAS MAUER RP-FOTO: THOMAS MAUER

ERKELENZ Die Bewerbunge­n waren sofort weg. Kaum hatte die Stadt Erkelenz mit ihrer Förderakti­on den Einzelhänd­lern Hilfe zugesagt, griffen diese auch zu. Für die Unterstütz­ung durch digitale Medien wurden zehn Gutscheine über 500 Euro ausgelobt. Am Ende waren es mehr Bewerber als Gutscheine. Bürgermeis­ter Stefan Muckel zögerte indes nicht lange und versorgte letztlich alle Bewerber mit dem begehrten Gutschein.

In den Zeiten der Corona-Pandemie wurde und wird die Nutzung digitaler Medien im Einzelhand­el forciert. Bereits während des ersten Lockdowns rief das Referat für Wirtschaft­sförderung und Stadtmarke­ting die Plattform „Erkelenz liefert“ins Leben, auf der Einzelhänd­ler kostenlos ihre Dienste anbieten können. „Die jetzige Aktion zur Förderung der Digitalisi­erung war nur der konsequent­e Schritt“, erklärte Nicole Stoffels seitens der Verwaltung. „Das Geld soll schnell fließen, der Nachweis über die Verwendung hat bis Ende März Zeit.“Unbürokrat­isch und effektiv will die Stadtverwa­ltung helfen und damit auch ein Zeichen setzen, dass sie ihre Händler unterstütz­en möchte.

„Eine tolle Idee“, lobte Wolfgang Wahl vom „Hotel am Weiher“, die Aktion. Der Hotelier und Gastronom hatte schnell zugriffen, um seinen Außer-Haus-Verkauf besser und effektiver online vermarkten zu können. „Für mich zählt vor allem das Gefühl, dass die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkei­ten den Einzelhänd­lern hilft.“Eine neue Kamera ist geplant, damit die angebotene­n Speisen profession­eller dargestell­t werden. Außerdem benötigt die Website eine Überarbeit­ung. Denn das Hotel muss irgendwie mit einem Umsatzrück­gang von rund 80 Prozent klarkommen. Unter den Hotel-Kollegen kursiere der Spruch: „Ich habe derzeit eine Möbelausst­ellung“, versuchte sich Wahl in Galgenhumo­r. Derzeit laufen in seinem Hotel lediglich am Wochenende Aktionen wie Wildgulasc­h, Backfisch, Hähnchen oder Schaschlik als Verkauf außer Haus. „Wir versuchen irgendwie, bis in das Frühjahr zu kommen und bis dahin nicht mehr Schulden zu machen als unbedingt nötig.“

Für den Aufbau eines Online-Shops möchte Petra Gillessen das Geld verwenden. „Nachdem wir im Frühjahr fünf Wochen schließen mussten, habe ich im Sommer damit begonnen, mir ein zweites Standbein aufzubauen,“erzählte die Inhaberin von „Mode Wüllenwebe­r“in der Kölner Straße. Sie kann sich auf ihre Stammkunde­n verlassen, die ihr auch gut über den Sommer geholfen haben. Deshalb soll das Online-Geschäft einen anderen Kundenkrei­s ansprechen. Dafür ist profession­elle Hilfe nötig, wobei Petra Gillessen – ebenso wie Hotelier Wolfgang Wahl – betonte: „Die Wertschöpf­ung bleibt in der Stadt!“Ob Kamerakauf oder die Gestaltung eines Online-Shops, Erkelenzer Unternehme­n sind gefragt. „In bin in diesen Dingen eher ein wenig oldschool“, lachte die Inhaberin und verwies auf die Unterstütz­ung durch ihre Tochter. Instagramm, Facebook und Co sind mehr deren Domäne. „Ich brauche den zwischenme­nschlichen Umgang beim Verkauf.“

Der eingeschrä­nkte zwischenme­nschliche Umgang erschwert auch die Arbeit von Michaela Dirks enorm. Ihre Musikschul­e muss verstärkt den Online-Unterricht anwenden. Mit Webcam und Mikrophon ist das wohl möglich, aber: „Besonders bei den Kindern wird es schon sehr schwer.“Wenn dann noch die Technik in den Kinderschu­hen steckt, wird es besonders schwer. „Teilweise wurde der Unterricht über Telefon oder Handy erteilt,“klagte die Lehrerin ihr Leid. „Ich habe mich sehr gefreut, denn jetzt kann ich einen größeren Monitor und ein Interface anschaffen, damit sind sogar Tonaufnahm­en der Schüler möglich“, strahlte die Musikpädag­ogin, die seit 15 Jahren elektronis­che Tasteninst­rumente und musikalisc­he Früherzieh­ung unterricht­et. „Ich muss das Beste aus der Situation machen,“sagte sie, die bereits im April mit dem Online-Unterricht begonnen hatte. Derzeit kämpft sie noch mit Leitungspr­oblemen, das Stadtgebie­t insgesamt hat noch Nachholbed­arf. Aber Michaela Dirks ist dennoch zufrieden, denn die meisten ihrer Schülerinn­en und Schüler seien dabeigebli­eben, auch wenn Online-Unterricht die schlechter­e Alternativ­e ist.

 ??  ?? Die Folgen der Corona-Pandemie erschweren auch die Arbeit von Michaela Dirks enorm. Ihre Musikschul­e muss verstärkt den Online-Unterricht anwenden. Dafür konnte sie sich nun mit Unterstütz­ung der Stadt neues Equipment kaufen.
Die Folgen der Corona-Pandemie erschweren auch die Arbeit von Michaela Dirks enorm. Ihre Musikschul­e muss verstärkt den Online-Unterricht anwenden. Dafür konnte sie sich nun mit Unterstütz­ung der Stadt neues Equipment kaufen.

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