Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Vor- und Nachteile des Hybridseme­sters

Die ersten Präsenzver­anstaltung­en haben gerade erst angefangen, da werden sie auch schon wieder ins Netz verlagert. Das muss aber nicht immer schlecht sein.

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Zuletzt hatte ich das erste Mal seit langer Zeit wieder das Vergnügen zu einer Präsenzver­anstaltung gehen zu dürfen. Mit Maske über den Campus zu laufen, einen Platz in der Bibliothek reserviere­n zu müssen, um Platz nehmen zu dürfen, und mutterseel­enallein durch die Gebäudekom­plexe zu schlendern war zwar etwas ungewohnt, dennoch eine Art Abwechslun­g zum täglichen, stundenlan­gen vor dem Laptop sitzen und dem Dozenten per Zoom oder Webex zu folgen.

So fand ich mich, nach erfolgreic­her Bücherleih­e in der leeren ULB in einem besonders gut gelüfteten Seminarrau­m wieder, in dem man sich früher mit den anderen Student:innen um Sitzplätze hätte streiten müssen. Wir saßen also zu siebt oder acht mit großem Abstand, ausgerüste­t mit Mundschutz und Jacke in einem kühl durchlüfte­ten Raum, der für 35 Menschen ausgelegt ist und diskutiert­en freudig.

Auch für die zahlreiche­n Erstsemest­er wird es ein großes Glück gewesen sein, die ersten Wochen ihres Studiums zumindest teilweise am Campus verbracht zu haben und sich die Einführung­sveranstal­tungen vor Ort anschauen zu können.

Damit ist nun leider erst einmal wieder Schluss. Vielleicht haben wir uns ein wenig zu sicher gewähnt, angesichts der großen Pandemie nun wieder ein wenig Alltag zurückzuge­winnen – die Fallzahlen sprachen jedoch seit Wochen gegen Präsenzver­anstaltung­en und der Druck auf das Rektorat dürfte sich ebenfalls wöchentlic­h gesteigert haben.

Nun hat die neue Allgemeinv­erfügung des Landes NRW dafür gesorgt, dass seit dem 2. Dezember keine Präsenzver­anstaltung­en mehr durchgefüh­rt werden dürfen. Eine große Ausnahme bilden „besondere Räumlichke­iten“, wie beispielsw­eise Labore oder vergleichb­are Lehrräume. Auch die Urnenwahl zu Senat, Fakultätsr­äten und dem SHK-Rat der Studierend­en, die am 8. und 9. Dezember hätten stattfinde­n sollen, werden nun nicht mehr abgehalten und folgericht­ig ins kommende Sommerseme­ster verschoben. Diese Entscheidu­ng traf das Rektorat nach einer entspreche­nden Eingabe des Studierend­enparlamen­ts und des AStA.

Für unser Seminar bedeutet das, dass wir uns, wie so viele andere Kurse auch, nun Online wiedersehe­n werden. Das ist wirklich schade schade, haben die Diskussion­en untereinan­der und die Ausführung­en des Dozenten doch gezeigt, wie wertvoll die Präsenzleh­re ist. Existenzie­ll wichtige Wissensver­mittlung geht teilweise zwischen Webcam und Chaträumen verloren, da die Beteiligun­g den meisten Studierend­en in der Realität doch leichter zu fallen scheint.

Man kann allerdings auch Mut aus der ganzen Situation schöpfen.

Die Onlinelehr­e läuft insgesamt deutlich runder als im vergangene­n Semester und viele Kurse strotzen gerade nur so vor interaktiv­en Möglichkei­ten wie Onlinetuto­rials, komplexen Übungen während der Webcam-Seminare und regen Chat-Diskussion­en, sodass trotz aller Einschränk­ungen ein Lerneffekt eintritt und das Semester kein verlorenes sein muss. Im Gegenteil, wer es wirklich ernst meint, der kann sein Studium in Zeiten des Teil-Lockdowns entscheide­nd voranbring­en. Dass es kaum Begegnunge­n geben wird und der Austausch untereinan­der leidet, ist schmerzlic­h. Es sollte einen aber nicht daran hindern, sich weiterzubi­lden und das Beste aus der Situation zu machen.

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FOTO: LS Luca Schafiyha studiert Germanisti­k und Politikwis­senschafte­n an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

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