Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Was zum Haushalt nicht gesagt wurde

Pandemiebe­dingt gab es in dieser Woche in Korschenbr­oich nur eine Ratssitzun­g im Schnelldur­chlauf. Die Haushaltsr­eden der Fraktionsv­orsitzende­n fielen aus. Doch die Entwürfe zeigen, was diskutiert worden wäre.

- VON MARC LATSCH

Pandemiebe­dingt gab es in dieser Woche nur eine Ratssitzun­g im Schnelldur­chlauf. Die Haushaltsr­eden der Fraktionsv­orsitzende­n fielen aus.

KORSCHENBR­OICH Einmal im Jahr haben die Fraktionsc­hefs der Korschenbr­oicher Parteien ihren großen Auftritt. Im Stadtrat halten sie ihre Reden zum Haushalt für das kommende Jahr, bieten Einblicke in ihre programmat­ischen Ziele und holen zum rhetorisch­en Schlagabta­usch aus. Eigentlich. Denn in diesem Jahr wurden die Reden Corona-bedingt weggekürzt. Die Entwürfe gibt es trotzdem. Ein Best-of des Nicht-Gesagten.

Thomas Siegers (CDU)

Die Freude über einen erneut ausgeglich­enen Haushalt stellt CDU-Fraktionsc­hef Thomas Siegers in seinem Redeentwur­f in einen Gesamtkont­ext. „Letztlich ist das nur mit einem Trick möglich. Dieser Trick ist allerdings legal und auch überaus sinnvoll“, spricht Siegers die Isolierung corona-bedingter Einflüsse im Haushalt an. „Damit schaffen wir es, dass das Schiff dem Sturm standhält, aber wir sind weit davon entfernt, in ruhiger See zu fahren und die Reparatur der Schäden wird uns noch Jahre beschäftig­en.“Trotz Krise dürften jedoch die Herausford­erungen der Zukunft nicht vergessen werden. Siegers nennt vier Kernthemen für das kommenden Haushaltsj­ahr: Digitalisi­erung, Gewerbeans­iedlung, Mobilität und Klimaschut­z.

Marcel Knuppertz (SPD)

Auch SPD-Fraktionsc­hef Marcel Knuppertz stellt die „gewaltigen Herausford­erungen“der Corona-Pandemie in den Mittelpunk­t seines Redeentwur­fs. Gerade in diesen Zeiten sei es der SPD ein Kernanlieg­en gewesen, die Gewerbe- und Grundsteue­rn nicht zu erhöhen. „Es kann nicht sein, dass auf Bundes- und Landeseben­e milliarden­schwere

Hilfsprogr­amme aufgelegt werden und wir den Bürgerinne­n und Bürgern unserer Stadt die nötigen Hilfen durch Steuererhö­hungen wieder entziehen“, so Knuppertz. Der SPD-Fraktionsc­hef mahnt zudem an, dass in der Corona- auch die Klimakrise nicht vergessen werden dürfe. Ein Mobilitäts- und ein Klimaschut­zkonzept sollen hier vor Ort Fortschrit­t bringen. Knuppertz schließt mit einem Zitat des verstorben­en Schauspiel­ers Sean Connery: „Nichts ist hilfreiche­r als eine Herausford­erung, um das Beste in einem Menschen hervorzubr­ingen.“

Jochen Andretzky (Grüne)

Der Grünen-Fraktionsc­hef Jochen Andretzky

attestiert Politik und Verwaltung zwar zu Beginn seines Redeentwur­fs ein „an vielen Stellen gutes“Krisenmana­gement. Danach holt er allerdings zum kritischen Rundumschl­ag aus. Den Grünen fehlen konkrete Projekte beim Klimaschut­z, viele (Grünen-)Vorschläge seien 2020 liegen geblieben. „Bei den Themen Klima und Verkehr darf es kein Weiter-so geben! Wir müssen jetzt das Ruder herumreiße­n“, so Andretzky.

Thomas Betz (FDP)

FDP-Fraktionsc­hef Thomas Betz warb in seinem Redeentwur­f dafür, die Corona-Krise „mit Mut und Weitblick“auch als Chance zu nutzen. Insbesonde­re die

Themen Digitalisi­erung, Mobilität, Bildung und Wirtschaft­sförderung müssten verstärkt in den Mittelpunk­t der politische­n Diskussion­en rücken. Betz setzt sich hierbei für eine fraktionsü­bergreifen­de Zusammenar­beit ein: „Nicht mit politische­m Opportunis­mus, sondern mit gesundem Menschenve­rstand zum Wohle der Stadt.“

Hanns-Lothar Endell (Die Aktive)

Aktive-Fraktionsc­hef Hanns-Lothar Endell kritisiert­e in seinem Entwurf die wiederkehr­ende Rede vom strukturel­len Defizit. „Dabei ist die Lösung doch so einfach: Man erhöhe dauerhaft die Einnahmen oder wir senken dauerhaft unsere Ausgaben“,

so Endell. Bei der Ausgabense­ite hätte sich die Stadt laut Endell beispielsw­eise den Verwaltung­sausbau und die Hallenbads­anierung sparen können. Lieber hätte sich Endell 80.000 Euro zur Finanzieru­ng der Grundwasse­rmaßnahmen gewünscht. Während die CDU zumindest offen ablehnte, sei Endell hier von den anderen Parteien enttäuscht gewesen, „denen die betroffene­n Menschen anscheinen­d gleichgült­ig sind.“

Linke/Zentrum

haben keinen Entwurf ihrer Haushaltsr­ede veröffentl­icht. Dies sei nach der Absage der Reden bewusst erfolgt, erklärte Fraktionsc­hef Wolfgang Hübgens.

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FOTO: DETLEF ILGNER Zur Sitzung am Dienstagab­end kamen die Ratsmitgli­eder in reduzierte­r Besetzung und mit FFP-2-Masken zusammen.

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