Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Impfung beginnt am 27. Dezember

Die Immunisier­ung gegen das Coronaviru­s startet in Heimen und Krankenhäu­sern. Wo genau, müssen Landräte und Oberbürger­meister entscheide­n – denn der Impfstoff ist zunächst knapp.

- VON ANTJE HÖNING UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Am 27. Dezember soll EU-weit die Impfung gegen das Coronaviru­s beginnen. Das sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag. Bis dahin soll die Zulassung durch die EU-Behörden und die Prüfung der Impfstoff-Chargen – in Deutschlan­d durch das Paul-Ehrlich-Institut – erfolgt sein. Er selbst wolle an diesem Freitag die Verordnung unterschre­iben, die die Verteilung regelt, sagte Spahn bei einer Videokonfe­renz mit Kanzlerin Angela Merkel und den Gründern des Mainzer Unternehme­ns Biontech, das mit dem US-Hersteller Pfizer einen der Impfstoffe entwickelt hat.

Laut Verordnung­sentwurf sollen zuerst die über 80-Jährigen, Bewohner und Mitarbeite­r in Alten- und Pflegeheim­en sowie medizinisc­hes Personal in Notaufnahm­en und Covid-Stationen geimpft werden. Den Termin erhalten Betroffene über die Hotline der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV ) unter der Telefonnum­mer

116 117 – aber erst, wenn der Startschus­s gefallen ist. Noch können sich laut KV Nordrhein Impfwillig­e weder telefonisc­h noch über ihren Hausarzt anmelden.

In einer zweiten Gruppe sind über 70-Jährige, Ärzte und Asylbewerb­er in Heimen an der Reihe. Dann folgen unter anderem über 60-Jährige, Lehrer, Erzieher, Polizei, Feuerwehr, Einzelhand­elsmitarbe­iter und Personen mit Vorerkrank­ungen. An der Reihenfolg­e entzündet sich Kritik. Gregor Golland, CDU-Fraktionsv­ize im Düsseldorf­er Landtag, forderte, Sicherheit­skräfte müssten bei der Impfpriori­sierung viel weiter vorne stehen. „Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrl­eute sind täglich draußen im Einsatz, werden dabei auch hart körperlich angegangen, mitunter bespuckt und absichtlic­h angehustet. Ich hielte es für ein richtiges Zeichen, sie nicht zu spät gegen Corona zu impfen.“

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) wollte sich nicht auf eine genaue Zahl von Impfdosen festlegen. „Die erste Lieferung wird nur für fünf oder sechs Einrichtun­gen in einem Kreis reichen“, sagte Laschet bei einer Pressekonf­erenz in Düsseldorf. Nach Angaben seines Gesundheit­sministers Karl-Josef Laumann (CDU) müssen die Landräte oder Oberbürger­meister entscheide­n, in welchen Einrichtun­gen zuerst geimpft werden soll. Eine Vorgabe der Landesregi­erung solle es nicht geben. Er könne sich aber vorstellen, dass man beispielsw­eise Einrichtun­gen mit einem hohen Anteil von Demenzpati­enten den Vorzug gebe, sagte Laumann. „Das werden wir aber nicht vorgeben. Die Verantwort­lichen vor Ort werden das vernünftig entscheide­n – besser als jede zentrale Stelle.“

Der Vorsitzend­e des Städtetags NRW, Pit Clausen, bezeichnet­e diese Praxis hingegen als schwierig. „Hier wünschen wir uns Kriterien des Landes und eine klare Kommunikat­ion dazu. Denn schon jetzt ist klar: Wir werden mit der ersten Tranche des Impfstoffs bei Weitem nicht alle rund 160.000 Pflegebedü­rftigen in vollstatio­nären Einrichtun­gen im Land impfen können.“

Nicht bevorzugt geimpft werden sollen Ärzte und medizinisc­he Fachangest­ellte, die bei den aufsuchend­en Impfungen eingesetzt würden. „Da handelt es sich um medizinisc­hes Fachperson­al, und die wissen, wie man sich schützt“, sagte Laumann. Er mache sich keine Sorgen, dass es zu wenige Freiwillig­e gebe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany