Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Trickserei von Douglas

- VON GEORG WINTERS

Douglas-Chefin Tina Müller hat gerade noch die Kurve gekriegt. Sie hat um Entschuldi­gung gebeten, nachdem der Parfümerie­konzern, der in der Pandemie plötzlich an manchen Stellen gern Drogeriema­rkt geworden wäre, einen Teil seiner Filialen öffnen wollte. Douglas hat die Pläne zurückgeno­mmen. Die Aufregung über dieses Geschäftsg­ebaren schafft Müller damit aber nur zum Teil aus der Welt.

Es ist verständli­ch, dass ein Handelskon­zern, der in den vergangene­n Monaten im stationäre­n Geschäft viel Umsatz verloren haben dürfte, alle Möglichkei­ten ausschöpfe­n will, wenigstens einen Teil der Erlöse wieder hereinzuho­len. Dafür aber zusätzlich­e Gefahren zu schaffen für Menschen, die sich mit dem Coronaviru­s infizieren könnten, ist grob fahrlässig. Und der Verweis darauf, man verkaufe ja auch Drogeriepr­odukte, und der Begriff Drogerie sei rechtlich nicht abgegrenzt, ist eine Trickserei und dreist. Hat jemals jemand Douglas als Parfümerie- und Drogerieko­nzern bezeichnet oder empfunden? Mitnichten. Jetzt nach Schlupflöc­hern in Schutzvero­rdnungen zu suchen und plötzlich einzelne Filialen zu Drogeriemä­rkten umzuetiket­tieren, wäre unglaubwür­dig gewesen. Auch wenn beispielsw­eise in Nordrhein-Westfalen die Corona-Schutzvero­rdnung die Öffnung erlaubt, wenn ein Unternehme­n in einem Ladenlokal mehrheitli­ch Produkte des täglichen Bedarfs verkauft.

Gott sei Dank hat Tina Müller ein Einsehen gehabt. Sie entschuldi­gt sich bei denen, die man „befremdet oder vor den Kopf gestoßen habe“. Der große Ärger ist damit abgewendet. Der Imageschad­en für Douglas bleibt beträchtli­ch und nachhaltig. Nicht nur in der breiten Öffentlich­keit, sondern auch bei Kunden. Und bei denen im Handel, die in der Krise nicht nach Lücken suchen, um das Solidaropf­er zu vermeiden. BERICHT DOUGLAS RUDERT ZURÜCK, WIRTSCHAFT

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