Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Das Land drückt sich um Impfkriterien
Es ist die gute Nachricht in einem an guten Nachrichten armen Jahr: Der Impfstoff gegen das Coronavirus kommt. Und er kommt schon bald. Am Sonntag nach Weihnachten sollen die mobilen Teams von den in Rekordtempo aus dem Boden gestampften Impfzentren aus in die Region starten und in den Seniorenheimen Bewohner und Personal gegen das Virus impfen. Man darf zu Recht stolz auf alle Mitwirkenden an dieser gewaltigen Aufgabe sein.
Etwas zu einfach macht es sich das Land allerdings, wenn seine Akteure bei einer der zentralen Fragen achselzuckend mit den Fingern auf Landräte und Oberbürgermeister zeigen. Es geht darum, welche Einrichtungen denn nun zuerst mit dem knappen Gut Impfstoff beglückt werden sollen. Der Gesundheitsminister hat zwar beispielhaft gesagt, es könnten etwa die Einrichtungen zuerst zum Zuge kommen, die sich besonders auf an Demenz erkrankte Menschen spezialisiert haben. Warum er sich um klare Vorgaben drückt, ist jedoch schleierhaft, und es wirkt ein wenig so, als komme ihm der Föderalismus in diesem Fall gerade recht. Schließlich ziehen ja die Kommunalvertreter den Unmut der Heime auf sich, die nicht zum Zuge kommen. Mit regionalen Besonderheiten lässt sich in diesem Fall nur schwer argumentieren.
Ein zweiter Systemfehler ist, dass gerade die Menschen, die sich freiwillig gemeldet haben, um die besonders gefährdeten Gruppen zu impfen, nicht selbst mit als erstes an die Reihe kommen. Dabei setzen sie sich einem nicht unerheblichen Risiko aus, wenn sie von Einrichtung zu Einrichtung fahren. Ein solcher Impfvorrang würde – neben der bislang noch nicht gelösten Frage nach der Aufwandsentschädigung – die Bereitschaft zusätzlich erhöhen, sich freiwillig am Impfsystem in Nordrhein-Westfalen zu beteiligen. BERICHT IMPFUNG BEGINNT AM 27. DEZEMBER, TITELSEITE