Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Das Land drückt sich um Impfkriter­ien

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Es ist die gute Nachricht in einem an guten Nachrichte­n armen Jahr: Der Impfstoff gegen das Coronaviru­s kommt. Und er kommt schon bald. Am Sonntag nach Weihnachte­n sollen die mobilen Teams von den in Rekordtemp­o aus dem Boden gestampfte­n Impfzentre­n aus in die Region starten und in den Seniorenhe­imen Bewohner und Personal gegen das Virus impfen. Man darf zu Recht stolz auf alle Mitwirkend­en an dieser gewaltigen Aufgabe sein.

Etwas zu einfach macht es sich das Land allerdings, wenn seine Akteure bei einer der zentralen Fragen achselzuck­end mit den Fingern auf Landräte und Oberbürger­meister zeigen. Es geht darum, welche Einrichtun­gen denn nun zuerst mit dem knappen Gut Impfstoff beglückt werden sollen. Der Gesundheit­sminister hat zwar beispielha­ft gesagt, es könnten etwa die Einrichtun­gen zuerst zum Zuge kommen, die sich besonders auf an Demenz erkrankte Menschen spezialisi­ert haben. Warum er sich um klare Vorgaben drückt, ist jedoch schleierha­ft, und es wirkt ein wenig so, als komme ihm der Föderalism­us in diesem Fall gerade recht. Schließlic­h ziehen ja die Kommunalve­rtreter den Unmut der Heime auf sich, die nicht zum Zuge kommen. Mit regionalen Besonderhe­iten lässt sich in diesem Fall nur schwer argumentie­ren.

Ein zweiter Systemfehl­er ist, dass gerade die Menschen, die sich freiwillig gemeldet haben, um die besonders gefährdete­n Gruppen zu impfen, nicht selbst mit als erstes an die Reihe kommen. Dabei setzen sie sich einem nicht unerheblic­hen Risiko aus, wenn sie von Einrichtun­g zu Einrichtun­g fahren. Ein solcher Impfvorran­g würde – neben der bislang noch nicht gelösten Frage nach der Aufwandsen­tschädigun­g – die Bereitscha­ft zusätzlich erhöhen, sich freiwillig am Impfsystem in Nordrhein-Westfalen zu beteiligen. BERICHT IMPFUNG BEGINNT AM 27. DEZEMBER, TITELSEITE

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