Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

1210 Anzeigen, 36 Verurteilu­ngen

Experten haben beraten, welche Lehren die Polizei aus der Kölner Silvestern­acht 2015 gezogen hat.

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KÖLN (seka) Fünf Jahre ist die Kölner Silvestern­acht her, in der es rund um den Hauptbahnh­of auf der Domplatte zu Hunderten sexuellen Übergriffe­n auf Frauen kam. In einer Bilanz der Kölner Staatsanwa­ltschaft zeigt sich nun das Ausmaß der damals begangenen Straftaten. Insgesamt wurden 1210 Anzeigen gestellt, 511 davon wegen sexueller Übergriffe. Mehr als 600 Frauen waren damals betroffen. Ein Großteil der Beschuldig­ten waren junge Männer aus Algerien und Marokko. In der Folge konnten 46 Anklagen erhoben werden, 36 Menschen wurden verurteilt – in den überwiegen­den Fällen allerdings wegen Diebstahls.

Vor allem im Bereich der sexuellen Übergriffe konnten kaum Strafverfa­hren eingeleite­t werden. Lediglich drei Verurteilu­ngen erfolgten aufgrund sexueller Nötigung. „Das ist auch für uns als ermittelnd­e Polizei kein befriedige­ndes Ergebnis“, sagte der Kölner Kriminaldi­rektor Klaus Zimmermann am Donnerstag in einer Online-Diskussion des Mediendien­stes Integratio­n. Zimmermann leitete die „AG Silvester“zur Aufarbeitu­ng der Vorfälle. Ein Ereignis, aus dem auch die Kölner Polizei ihre Lehren ziehen wollte: „Uns war klar, dass sich so etwas nicht wiederhole­n darf und wir verlorenes Vertrauen aus der Gesellscha­ft zurückgewi­nnen müssen“, so Zimmermann. Schon 2016 war die Polizei mit mehr Beamten vor Ort und kontrollie­rte mehr als 100 Personen, denen sie „nordafrika­nisches Aussehen“zuschriebe­n. Auf Twitter beschrieb die Polizei diese Menschen als „Nafris“(nordafrika­nische Intensivtä­ter) und wurde dafür später wegen des Vorwurfs des Racial Profilings stark kritisiert.

Die Kölner Silvestern­acht hatte auf vielen Ebenen weitreiche­nde Folgen: Auf Basis verschiede­ner Aufarbeitu­ngen entstand ein neues Polizeikon­zept, 2016 wurde das Sexualstra­frecht verschärft, der Deutsche Presserat überarbeit­ete seinen Kodex in Bezug auf die Berichters­tattung über die Herkunft von Tatverdäch­tigen, die „Willkommen­skultur“erlebte einen Einbruch.

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FOTO: DPA Vor dem Kölner Hauptbahnh­of wurden an Silvester 2015 Hunderte Frauen belästigt.

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