Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

RWE setzt Umsiedlung in Garzweiler fort

Erkelenz fordert Aufklärung zu einem neuen Gutachten. Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“kritisiert RWE.

- VON ANTJE HÖNING UND KURT LEHMKUHL

ERKELENZ Der Fahrplan für den Kohleausst­ieg steht, doch der Streit um den Tagebau Garzweiler geht weiter: Am Donnerstag beendete RWE Rodungsarb­eiten in der Nähe von Keyenberg, einem der fünf Dörfer, die der Braunkohle noch weichen müssen. Die Baumfällar­beiten seien jetzt nötig gewesen, da der Tagebau diesen Bereich bereits im ersten Halbjahr 2021 erreiche, erklärte das Unternehme­n.

Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“sieht dagegen einen Zusammenha­ng mit einem Gutachten im Auftrag des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums, dessen Existenz am Mittwoch bekannt geworden war. Grüne und Dorf-Schützer lesen daraus die Botschaft, dass Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestr­ich sowie Berverath bei einer anderen Planung erhalten bleiben könnten. RWE fühle sich offenbar in die Ecke gedrängt, mutmaßt das Bündnis und fordert den Konzern auf, nicht weitere Fakten zu schaffen. Zudem müsse Minister

Peter Altmaier (CDU) zurücktret­en.

Allerdings sei das Gutachten vor der Verhandlun­g von Bund und RWE erstellt worden, heißt es in der Branche. Warum es erst jetzt öffentlich wurde, ist unklar. Der Erkelenzer Bürgermeis­ter Stephan Muckel fordert Aufklärung: „So etwas untergräbt Vertrauen, und das bei einem so sensiblen Thema, bei dem ein gesellscha­ftlicher Konsens erreicht werden sollte.“

Der Konzern hält an seinen Planungen fest. „RWE wird sich an den gesetzlich verankerte­n Stilllegun­gspfad

halten“, sagte eine Sprecherin. Und der sieht vor, dass der Tagebau Hambach vorzeitig geschlosse­n wird, um den Hambacher Forst zu erhalten. „Damit bleibt nur noch der Tagebau Garzweiler übrig, um die Kraftwerke an der Nord-SüdBahn mit Kohle zu versorgen. Dafür wird, wie in der NRW-Leitentsch­eidung 2016 definiert, das gesamte Abbaufeld benötigt. Daher ist der Abschluss der bereits seit Jahren laufenden Umsiedlung erforderli­ch.“

Die Dörfer sind zum größten Teil bereits leer. Allerdings hat das Land RWE im Oktober auferlegt, Garzweiler anders als geplant abzubagger­n. So soll zunächst im Süden der Abbau unter den fast vollständi­g umgesiedel­ten Dörfern Immerath und Lützerath fortgesetz­t werden. „Eine Inanspruch­nahme unter den nördlichen Dörfern steht so erst in einigen Jahren an“, hatte NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart gesagt. Eigentlich sollten die Dörfer ab 2023 dem Bagger weichen. Nun kann es bis 2028 dauern. Eine Chance gibt es noch: 2026 steht die politische Revision des Kohleausst­iegs an.

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