Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Langer, wir vermissen dich“

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Im Jahr 1983 machte sich HansJörg Criens zu seinem Geburtstag am 18. Dezember selbst das schönste Geschenk. Er war Stürmer, und was gibt es für diese Gattung Mensch Schöneres, als Tore zu schießen? Das tat er für Borussia im DFB-Pokal-Achtelfina­le bei der Spielverei­nigung Fürth. Es war das 2:0 beim 6:0Sieg an dem Tag, an dem Criens 23 wurde.

Das Tor war da eine Randnotiz in der Geschichte Borussias. Criens war noch am Anfang seiner Karriere, in seiner zweiten Saison. In Fürth sammelte er seinen 19. Pflichtspi­eleinsatz im Profiteam, es war erst das dritte Spiel in der Startelf. Und sein drittes Tor. Doch ist der Treffer in Fürth rückblicke­nd ein Teil der Vorgeschic­hte jenes Spiels, das Criens groß machte und für immer sein größtes Spiel bleiben sollte: das Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen am 1. Mai 1984, dieses unglaublic­he, verblüffen­de, wahnsinnig­e 5:4, in dem er erst mit dem Kopf in letzter Sekunde zum 4:4 ausglich und dann in der Verlängeru­ng akrobatisc­h das Siegtor fabriziert­e.

Dieses Spiel war die Geburtsstu­nde des Jokers Criens, der fortan der Prototyp dieser Gattung sein sollte. 14 Tore schoss er nach Einwechslu­ngen, das ist nach wie vor ein Top-Ten-Wert der Bundesliga­geschichte. Doch Criens, der mit Uwe Rahn, Frank Mill und Ewald Lienen in den 1980ern zu einer der furchterre­gendsten aller Gladbacher Angriffsre­ihen gehörte, war weit mehr als das 5:4. Er gehörte, das sagte sein Trainer und Erfinder Jupp Heynckes später über ihn, zu den besten Stürmern seiner Zeit in der Bundesliga.

Zu einer Zeit übrigens, als tolle Mittelstür­mer in Deutschlan­d keine Mangelware waren. Criens schoss in 344 Spielen für Borussia 116 Tore, 92 davon in der Bundesliga, nur Heynckes und Herbert Laumen trafen öfter für Gladbach.

Nach seiner Karriere machte er weiter für Tore für Borussia, im Traditions­team, der Weisweiler Elf. Am 18. Dezember 2020 wäre Criens 60 Jahre alt geworden. Doch er starb am 26. Dezember 2019 nach einem Herzinfark­t. „Langer, wir vermissen dich“, schrieb die Weisweiler Elf nun bei Facebook. So werden auch viele Fans denken. Denn Hans-Jörg Criens ist eine Borussia-Legende.

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