Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Nicht schon wieder ein Unentschieden, Borussia!
Vergangene Saison gab es ein 1:1 gegen Hoffenheim, Borussias letzten Liga-Gegner des Jahres. Das wäre nun kein wirklich schöner Abschluss des Bundesliga-Jahres. Doch aktuell ist das Remis Borussias typischstes Resultat.
Das Gute ist: Borussias Jahr wird nicht mit einem Unentschieden enden. Denn im Pokalspiel in Elverberg am 22. Dezember, dem letzten Spiel vor Weihnachten, wird es definitiv einen Sieger geben. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar groß, dass Gladbach 2020 mit einem Erfolg abschließt. Denn beim Regionalligisten ist Borussia hoch favorisiert.
Nicht ganz so klar sind die Rollen am Samstag verteilt, wenn die TSG 1899 Hoffenheim in den Borussia-Park kommt. Dennoch ist Gladbach Favorit. Doch das war auch so in den letzten drei Heimspielen gegen den FC Augsburg, Schalke 04 und Hertha BSC. Es gab aber nur einen Sieg für die Borussen, das 4:1 gegen die Schalker. Die anderen beiden Partien endeten 1:1. Gegen Augsburg wurde spät eine Führung verspielt, gegen die Hertha glich Breel Embolo noch den Rückstand aus. Der Effekt war der gleiche - am Ende stand das in dieser Saison typische Gladbach-Resultat: das Unentschieden. Sechs von zwölf Saisonspielen endeten mit einem Remis.
„Wir haben ein paar Unentschieden zu viel“, gab Trainer Marco Rose nach dem 3:3 am Dienstag bei Eintracht Frankfurt zu, dem dritten Sieger-losen Gladbach-Spiel in Serie. Zum dritten Mal wurde der Punkt noch geholt, nachdem der Gegner führte, doch zum dritten Mal wurde auch die Gelegenheit verpasst, mehr zu schaffen. Weswegen der dreimalige Torschütze Lars Stindl in Frankfurt nicht wirklich zufrieden war. „Wir wollten gewinnen“, gab er zu.
Es wäre jedoch nicht überraschend, wenn es jetzt erneut ein 1:1 geben würde. Denn in der vergangenen Saison, als die Gladbacher im eigenen Stadion eine Macht waren, da passierte ausgerechnet gegen Hoffenheim, was in dieser Spielzeit üblich geworden ist: Der Heimsieg wurde verpasst, es gab ein 1:1. Und zwar genau nach dem Schema, wie es nun gegen Union Berlin, Wolfsburg und Augsburg passierte: Gladbach kassierte ein spätes Gegentor.
Nun wäre das Remis tatsächlich das Resultat, das das seltsame Jahr 2020 trefflich zusammenfasst. Es traf Borussia wie jeden Klub hart wegen der Corona-Pandemie und all ihren Randerscheinungen: dem gigantischen finanziellen Schaden, dem Zuschauer-Entzug, den neuen Rahmenbedingungen im Covid-19-Modus. Sportlich aber war 2020 extrem erfolgreich: Borussia qualifizierte sich für die Champions League, zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte, und dann auch noch für das Achtelfinale. Was man von 2020 halten soll? Das Gefühl: unentschieden.
Die Bitte für das letzte Spiel ist aber: Nicht schon wieder ein Unentschieden, Borussia, es wäre kein schöner Abschluss! Im gesamten Jahr, das mit dem 0:2 auf Schalke begann, gab es in der Bundesliga in 29 Spielen 13 Siege, sieben Niederlagen und neun Unentschieden, von denen sich zwei Drittel in der aktuellen Saison zutrugen. 56 Tore erzielte Marco Roses Team und holte 48 Punkte. Hübsch wäre es, einmal die 6 vorne stehen zu haben und einmal die 5. Das wäre dann ein Heimsieg in der Höhe des Schalke-Erfolgs. Doch generell ist im 30. Bundesliga-Spiel 2020 der Auftrag, den 14. Liga-Sieg 2020 hinzukriegen, egal wie. Das wäre gut für die Tabelle. Und fürs Gefühl.
KARSTEN KELLERMANN
KARSTEN KELLERMANN