Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Grundschulen brauchen mehr Ganztags-Plätze
In Wegberg sind Plätze in der Offenen Ganztagsbetreuung zurzeit äußerst begehrt. An einigen Einrichtungen im Stadtgebiet gibt es Wartelisten.
WEGBERG Früher war kurz vor Mittag Unterrichtsschluss, die Grundschüler strömten aus den Gebäuden und gingen nach Hause oder wurden abgeholt. Doch dieser Familienalltag aus der Zeit, als die meisten Schulgebäude in der Mühlenstadt gebaut wurden, ist längst Geschichte. Heutzutage sind in den meisten Familien beide Erziehungsberechtigte berufstätig. Derzeit nehmen in Wegberg stadtweit 500 Schülerinnen und Schüler an Grundschulen das Angebot der Offenen Ganztagsbetreuung wahr. Tendenz steigend. Für die Kinder bedeutet dies, dass sie täglich über die Mittagszeit hinaus in der Schule betreut werden müssen und erst am Nachmittag von ihren Eltern abgeholt werden. Die Konsequenz: Wegen der hohen Nachfrage reicht der Bedarf an Plätzen für den Offenen Ganztag an Wegberger Grundschulen längst nicht mehr aus. Die Stadt muss handeln.
Ganztag in den Grundschulen bedeuet mehr Zeit für Kinder und Jugendliche, bessere Bildungsförderung und Erleichterungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch hinter all diesen Zielen verbergen sich unterschiedliche organisatorische Rahmenbedingungen und pädagogische Ansprüche. „Anders gesagt: Ganztagsschule ist ein Haus voller Aufgaben“, heißt es von Seiten des Familienministeriums des Landes NRW. Besonders vor dem angekündigten Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz stehen Städte wie Wegberg vor großen Herausforderungen. „Das wird zu einem weiteren Raumbedarf führen, der nur durch neue Förderprogramme des Landes oder des Bundes finanziert werden kann“, sagt Gerd Pint, der bei der Stadt Wegberg für das Thema Schulen zuständig ist. „Durch die derzeit weiter andauernde hohe Nachfrage der Eltern nach Betreuungsplätzen kommt es an einigen Schulen zu Wartelisten“, erklärt Gerd Pint. Die seinerzeit geförderten Plätze für den Offenen Ganztag reichten schon lange nicht mehr aus. Pint: „In den einzelnen Schulen wurden alle Möglichkeiten zur Betreuung ausgeschöpft.“
An allen sechs Grundschulstandorten im Stadtgebiet von Wegberg wird das Modell der Offenen Ganztagsgrundschule angeboten. Die erste Planung zur Einführung der Offenen Ganztagsschule fand bereits im Jahr 2004 an der Katholischen Grundschule in Arsbeck statt, an der das Modell zum Schuljahr 2005/2006 als eine der ersten Schulen im Kreis Heinsberg eingeführt wurde. Im Zeitraum von 2005 bis 2008 sind nach Angaben der Stadtverwaltung insgesamt elf Gruppen (275 Plätze) investiv vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert worden. Die Förderhöhe aus Bundesmitteln im Programm „Zuwendungen für Investitionen und Ausstattung in Ganztagsschulen“(IZBB) als pauschale Zuschussförderung
betrug 115.000 Euro je Gruppe und reichte nach Angaben von Gerd Pint bei weitem nicht, um die entstehenden Kosten zu decken.
Seitdem hat die Stadt Wegberg häufiger einzelne zusätzliche Baumaßnahmen an den Schulen vorgenommen, die nicht gefördert wurden. Dazu zählen beispielsweise Küchenerweiterungen, der Umbau von Schulräumen zu Betreuungsräumen und der Neubau von Toilettenanlagen. Nur so habe der
reibungslose Ablauf des Offenen Ganztagsangebots sichergestellt werden können.
In Wegberg entstehen für die OGS jährlich laufende Kosten für die Betreuungsangebote (Personal- und Sachkosten) in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro. Die Zuschüsse des Landes dazu betragen rund 720.000 Euro. Der Rest wird als Eigenanteil der Stadt und durch Elternbeiträge sichergestellt. Im Sommer 2019 hatte die Stadt Wegberg neue OGS-Beiträge mit sozialer Staffelung eingeführt. Bis dahin lag der Elternbeitrag stadtweit und einheitlich bei 65 Euro. Mit der Neuregelung wurde es für Gutverdiener teurer, Geringverdiener wurden entlastet. Die Beiträge für die Betreuung in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) liegen in Wegberg je nach Einkommen der Eltern zwischen 20 und 175 Euro pro Monat. Wird die Einkommensgrenze unterschritten, kann der Beitrag auf Antrag komplett erlassen werden.