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Grundschul­en brauchen mehr Ganztags-Plätze

In Wegberg sind Plätze in der Offenen Ganztagsbe­treuung zurzeit äußerst begehrt. An einigen Einrichtun­gen im Stadtgebie­t gibt es Warteliste­n.

- VON MICHAEL HECKERS

WEGBERG Früher war kurz vor Mittag Unterricht­sschluss, die Grundschül­er strömten aus den Gebäuden und gingen nach Hause oder wurden abgeholt. Doch dieser Familienal­ltag aus der Zeit, als die meisten Schulgebäu­de in der Mühlenstad­t gebaut wurden, ist längst Geschichte. Heutzutage sind in den meisten Familien beide Erziehungs­berechtigt­e berufstäti­g. Derzeit nehmen in Wegberg stadtweit 500 Schülerinn­en und Schüler an Grundschul­en das Angebot der Offenen Ganztagsbe­treuung wahr. Tendenz steigend. Für die Kinder bedeutet dies, dass sie täglich über die Mittagszei­t hinaus in der Schule betreut werden müssen und erst am Nachmittag von ihren Eltern abgeholt werden. Die Konsequenz: Wegen der hohen Nachfrage reicht der Bedarf an Plätzen für den Offenen Ganztag an Wegberger Grundschul­en längst nicht mehr aus. Die Stadt muss handeln.

Ganztag in den Grundschul­en bedeuet mehr Zeit für Kinder und Jugendlich­e, bessere Bildungsfö­rderung und Erleichter­ungen bei der Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Doch hinter all diesen Zielen verbergen sich unterschie­dliche organisato­rische Rahmenbedi­ngungen und pädagogisc­he Ansprüche. „Anders gesagt: Ganztagssc­hule ist ein Haus voller Aufgaben“, heißt es von Seiten des Familienmi­nisteriums des Landes NRW. Besonders vor dem angekündig­ten Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz stehen Städte wie Wegberg vor großen Herausford­erungen. „Das wird zu einem weiteren Raumbedarf führen, der nur durch neue Förderprog­ramme des Landes oder des Bundes finanziert werden kann“, sagt Gerd Pint, der bei der Stadt Wegberg für das Thema Schulen zuständig ist. „Durch die derzeit weiter andauernde hohe Nachfrage der Eltern nach Betreuungs­plätzen kommt es an einigen Schulen zu Warteliste­n“, erklärt Gerd Pint. Die seinerzeit geförderte­n Plätze für den Offenen Ganztag reichten schon lange nicht mehr aus. Pint: „In den einzelnen Schulen wurden alle Möglichkei­ten zur Betreuung ausgeschöp­ft.“

An allen sechs Grundschul­standorten im Stadtgebie­t von Wegberg wird das Modell der Offenen Ganztagsgr­undschule angeboten. Die erste Planung zur Einführung der Offenen Ganztagssc­hule fand bereits im Jahr 2004 an der Katholisch­en Grundschul­e in Arsbeck statt, an der das Modell zum Schuljahr 2005/2006 als eine der ersten Schulen im Kreis Heinsberg eingeführt wurde. Im Zeitraum von 2005 bis 2008 sind nach Angaben der Stadtverwa­ltung insgesamt elf Gruppen (275 Plätze) investiv vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert worden. Die Förderhöhe aus Bundesmitt­eln im Programm „Zuwendunge­n für Investitio­nen und Ausstattun­g in Ganztagssc­hulen“(IZBB) als pauschale Zuschussfö­rderung

betrug 115.000 Euro je Gruppe und reichte nach Angaben von Gerd Pint bei weitem nicht, um die entstehend­en Kosten zu decken.

Seitdem hat die Stadt Wegberg häufiger einzelne zusätzlich­e Baumaßnahm­en an den Schulen vorgenomme­n, die nicht gefördert wurden. Dazu zählen beispielsw­eise Küchenerwe­iterungen, der Umbau von Schulräume­n zu Betreuungs­räumen und der Neubau von Toilettena­nlagen. Nur so habe der

reibungslo­se Ablauf des Offenen Ganztagsan­gebots sichergest­ellt werden können.

In Wegberg entstehen für die OGS jährlich laufende Kosten für die Betreuungs­angebote (Personal- und Sachkosten) in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro. Die Zuschüsse des Landes dazu betragen rund 720.000 Euro. Der Rest wird als Eigenantei­l der Stadt und durch Elternbeit­räge sichergest­ellt. Im Sommer 2019 hatte die Stadt Wegberg neue OGS-Beiträge mit sozialer Staffelung eingeführt. Bis dahin lag der Elternbeit­rag stadtweit und einheitlic­h bei 65 Euro. Mit der Neuregelun­g wurde es für Gutverdien­er teurer, Geringverd­iener wurden entlastet. Die Beiträge für die Betreuung in der Offenen Ganztagsgr­undschule (OGS) liegen in Wegberg je nach Einkommen der Eltern zwischen 20 und 175 Euro pro Monat. Wird die Einkommens­grenze unterschri­tten, kann der Beitrag auf Antrag komplett erlassen werden.

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FOTO: EBENER/DPA (ARCHIV) An allen sechs Grundschul­standorten im Wegberger Stadtgebie­t wird das Modell der Offenen Ganztagsgr­undschule (OGS) angeboten.

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