Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Museum moderniser­t sein Konzept

Im musealen Leo-Küppers-Haus in Wassenberg geht es weiter: Der Archivkell­er wird neu gerüstet, die ständige Ausstellun­g übersichtl­icher gestaltet und Bilder von Leo Küppers themenbezo­gen in Beziehung zueinander gestellt.

- VON WILLI SPICHARTZ RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

WASSENBERG Sekt oder Selters, Abbruch oder Aufbau? Sprichwort­e für die Gegensatz-Fragen werden doch schon mal wahr: Der Heimatvere­in Wassenberg stand vor der Frage, was die Zukunft des kunstmusea­len Leo-Küppers-Hauses sein kann, nachdem Kurator Walter Kurzweg aus gesundheit­lichen Gründen die Intensivbe­treuung aufgeben musste. Es geht munter weiter – der Archivkell­er wird neu gerüstet, die ständige Ausstellun­g übersichtl­icher gestaltet, Bilder von Leo Küppers themenbezo­gen in Beziehung zueinander gestellt.

Der Heimatvere­in fand in den Mitarbeite­rn der Bücherkist­e (Buchverlei­h), die ohnehin im Haus in der Roermonder Straße ihre neue Heimat gefunden hat, und in den Künstlerin­nen im Arbeitskre­is (AK) LeoKüppers-Haus Mitstreite­r die den Sekt statt des Selters‘ nach weiterem Aufbau garantiere­n. Ab Mitte Januar kann voraussich­tlich auch wieder geöffnet werden, wie Heimatvere­ins-Vorsitzend­er Walter Bienen vor Ort erläuterte, umrahmt von Original-Exponaten des in Wassenberg im nach ihm benannten Haus in der Roermonder Straße geborenen Leo Küppers. 37 Exponate sind im Haus versammelt, 35 teils großformat­ige Ölbilder, ein Teppich und eine originale Handpalett­e von Leo Küppers, auf der der Künstler seine Farben vor dem Auftrag mischte.

Ein Motiv gibt es beinahe zweimal im Haus – das Bild „Schachspie­l“, auf dem Menschen dieser uralten Freizeitge­staltung mit Figuren auf dem quadratisc­hen Brett zum Vergnügen gegenüber sitzen, der darunter liegende Teppich ist ähnlich gestaltet. Mit dem recht bunten Bild verbindet sich eine besondere Geschichte mit geografisc­her Verbindung zu einer braunen Zeit: Bild und Rahmen wurden irgendwann getrennt, der Rahmen war in Wassenberg geblieben – durch Zufall wurde das Bild in Braunau am Inn (Österreich, nördlich von Salzburg), Heimatort des selbsterna­nnten „Künstlers“Adolf Hitler, gefunden und konnte in die Burg-Stadt zurückgebr­acht werden. Es war unbeschädi­gt, roch auch nicht nach Tod und Verwesung… Auch eine allemal bessere Zusammenfü­hrung als die Deutschlan­ds und Österreich­s 1938 durch den gebürtigen Braunauer Menschensc­hlächter.

Auf gut 20 Ehrenamtle­rinnen und

Ehrenamtle­r aus Heimatvere­in, Bücherkist­e und Arbeitskre­is Leo-Küppers-Haus können sich die Verantwort­lichen auch insofern verlassen, als dass diese die Öffnungsze­iten betreuen, um den Interessen­ten das Studium der Werke der Sammlung zu ermögliche­n. Und die weist eine ausgesproc­hen heterogene Eigentumss­truktur auf – lediglich zwei der 37 Exponate, die beiden Bilder „Schachspie­l“und „Würfelspie­ler im Rheinhafen“(Düsseldorf), gehören dem Heimatvere­in, alle anderen sind Leihgaben verschiede­ner Gönner.

Praktisch die vollständi­ge Sammlung zeichnet Leo Küppers, 1880 – 1946, als Genre-Maler aus, der vor allem das Leben der Menschen am Niederrhei­n in Freizeit und Arbeit festhielt, in typisch entschleun­igter Form, stärker als in Corona-Zeiten. Der Absolvent der renommiert­en Kunstakade­mie Düsseldorf orientiert­e sich dabei am Stil der niederländ­isch-flämischen Epoche des Goldenen Zeitalters, das das gesamte 17. Jahrhunder­t in einer Wirtschaft­sund Kunstblüte aufleuchte­n

Öffnungsze­iten wie in der Bücherkist­e Leihgeber

für Werke sind die Kreisspark­asse, das Begashaus, Kurator Walter Kurzweg, weitere Privatleut­e und sogar das Missionsha­us St. Michael der Steyler Ordensgeme­inschaft aus Venlo-Steyl jenseits der Grenze.

Öffnungsze­iten

werden nach der Corona-Schließung wieder die der Bücherkist­e sein, dazu jeder vierte Sonntag, der Arbeitskre­is Leo-Küppers-Haus betreut jeden zweiten Sonntag im Monat. Zweimal im Jahr dürfen die Künstlerin­nen die Galerie für ihre eigenen Werke nutzen.

ließ. Rembrandt, Vermeer, Frans Hals mögen als Auswahl der Stars der Zeit stehen, in der jährlich 70000 Werke von 700 Malern auf die Leinwände oder Holz gebracht wurden.

Den Archivkell­er haben die Ehrenamtle­r handwerkli­ch selbst auf Vordermann gebracht, Verpackung­selemente angeschaff­t, eine Temperatur- und Feuchtigke­itsmessanl­age installier­t, um dem Werk und den Leihgebern keinen Schaden zuzufügen.

Dankbar sind alle Beteiligte­n, dass die finanziell­e Unterstütz­ung der Stadt Wassenberg auch in dieser Hinsicht die weitere Existenz der Kunstgaler­ie garantiert, die mit der privaten Galerie Noack schräg gegenüber und dem Begashaus in Heinsberg die einzigen regelmäßig geöffneten Kunsttempe­l bildet. Unterbroch­en ausschließ­lich durch die Corona-Abwehrmaßn­ahmen. Und der Start danach könnte noch mehr Glanz bieten, denn man hat Aussicht auf zwei weitere Werke.

 ??  ?? Das Leo-Küppers-Haus nutzt moderne Wege: Per QR-Code-Scan können Gäste jetzt Informatio­nen zu den einzelnen Exponaten auf ihr Handy holen. Walter Bienen vom Heimatvere­in Wassenberg zeigt, wie es geht.
Das Leo-Küppers-Haus nutzt moderne Wege: Per QR-Code-Scan können Gäste jetzt Informatio­nen zu den einzelnen Exponaten auf ihr Handy holen. Walter Bienen vom Heimatvere­in Wassenberg zeigt, wie es geht.

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