Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Bayer Leverkusen­s neue Stärke ist das Kollektiv

- VON SEBASTIAN BERGMANN

KÖLN Nach dem Schlusspfi­ff trafen sich die Spieler von Bayer Leverkusen in der Ecke des Kölner Stadions, wo an normalen Tagen die Fans der Werkself ihr Team empfangen hätten. „Derbysiege­r, Derbysiege­r, hey, hey!“, schallte es durch die menschenle­ere Spielstätt­e in Müngersdor­f. Bayers Leon Bailey hielt die Feierlichk­eiten des Teams der Stunde nach dem 4:0-Derbysieg beim Rhein-Rivalen mit seinem Smartphone per Video fest. Es zeigt: Viel besser könnte die Stimmung unter dem Bayer-Kreuz derzeit nicht sein.

Der Lauf des Tabellenfü­hrers hat Gründe. Viele Gründe. Einer davon ist sicher der, dass die Leverkusen­er in dieser Saison weitaus weniger abhängig von einzelnen Spielern sind, als in den Jahren zuvor. Kai Havertz und Kevin Volland haben längst neue Klubs gefunden, Charles Aránguiz, Exequiel Palacios, Santiago Arias und Paulinho fehlen seit Monaten verletzt. Und doch siegt Bayer einfach immer weiter.

„Egal, wer reinkommt: Wir haben momentan diese ‚Next-man-up’-Mentalität“, sagt Mittelfeld­spieler Julian Baumgartli­nger. „Das ist ein ganz hohes Niveau und sicherlich eine unserer großen Stärken.“War in den Partien zuvor noch Bailey mit seinen Treffern der entscheide­nde Mann, verteilte Bayer beim Triumph in der Domstadt die Offensivla­st auf viele Schultern. Es trafen in Mitchell Weiser, Moussa Diaby, Patrik Schick und Florian Wirtz gleich vier verschiede­ne Schützen.

Simon Rolfes, Sportdirek­tor beim Werksklub, hebt den „außergewöh­nlichen Teamgeist“hervor. „Jeder Spieler im Kader hat eine Perspektiv­e, alle können sich mit Leistung für die Mannschaft empfehlen“, sagt er. Das setze Energie frei. Jeder arbeite mit und zeige Mentalität. „Durch die Siege steigt natürlich auch das Selbstvert­rauen im Spiel mit dem Ball. Wir kombiniere­n aktuell sehr gut.“

In der Bundesliga ist die Mannschaft von Trainer Peter Bosz das einzige Team, das noch ungeschlag­en ist. Mit Blick auf Europas Top-Ligen können das sonst nur Juventus Turin und der AC Mailand von sich behaupten. Kölns Trainer Markus Gisdol musste neidlos anerkennen: „Sie sind momentan nicht unsere Kragenweit­e, wenn sie so drauf sind.“Am Samstag (18.30 Uhr) trifft Leverkusen nun auf eine Mannschaft, die sich wohl eher auf Augenhöhe befindet: den FC Bayern.

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