Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Unter einem guten Stern
Es wird höchste Zeit, sich mal richtig zu freuen: Diese Woche gab es dafür gleich mehrere gute Anlässe. Ideen aus Mönchengladbach kommen nicht nur an, sondern sind sogar vorbildlich.
Die Sonne scheint, die Feiertage nahen, im Weltall bilden Jupiter und Saturn eine sehr seltene Große Konjunktion. All das wäre Grund für Optimismus. In normalen Zeiten. Doch die Pandemie überschattet so vieles. Dabei ist es höchste Zeit, dass wir uns mal wieder so richtig freuen. In dieser Woche gab es dafür gleich einige Anlässe: Auszeichnungen für zündende Ideen aus Mönchengladbach und sogar Sterne.
Der Exportschlager Als im Frühjahr der erste coronabedingte Lockdown alles unmöglich machte, wuchs bald die Sehnsucht nach Normalität, nach Kultur, Konzerten, Kabarett und sonstiger Kurzweil. Künstler vermissten ihr Publikum. Und beides fand zusammen. Zuerst gab es eine Renaissance des Modells Autokino. Mit Live-Programm auf der Bühne und als eine Art Drive-in für kulturellen Konsum. Doch getrennt durch die Windschutzscheibe und mit lautem Gehupe als Ersatz für Applaus kam nicht so richtig Stimmung auf.
Dann wurde im Hockeypark mal wieder richtig schräg gedacht. Wir erinnern uns: Dort war schon die Snowboard-WM auf einer Riesenrampe ausgetragen worden. Diesmal ließ Betreiber und Veranstalter Michael Hilgers den kompletten Strandkorb-Vorrat in Deutschland aufkaufen, gruppierte die Nordsee-Sitzmöbel zu hygienegerechten Inseln, garnierte das mit einem klugen Wegesystem und Catering. Das Land bescheinigte dem Konzept Coronagerechtigkeit, also konnte es losgehen. Es war verrückt und wagemutig, traf aber genau das Bedürfnis der Menschen. Das „Strandkorb Open Air“wurde die Erfolgsgeschichte im Mönchengladbacher Corona-Sommer. Was auch weit jenseits der Stadtgrenzen aufmerksam verfolgt wurde. Diese Woche erhielt das pandemietaugliche Veranstaltungs-Konzept den Deutschen Tourismuspreis. Und dem Star-Status entsprechend geht’s 2021 auf Tournee in andere deutsche Städte.
Das Zukunftsmodell Freuen dürfen wir uns auch auf das, was in den nächsten Jahren auf dem Areal des Alten Polizeipräsidiums entstehen wird. Denn das Konzept für einen Wissens- und Innovationscampus verspricht jene Initialzündung, die Mönchengladbach braucht, um sich auf dem Feld der Zukunftsbranchen zu positionieren. Führende, kluge und engagierte Menschen aus der Stadt haben sich in einem Verein zusammengeschlossen und dafür ein Konzept erarbeitet: Entstehen soll eine Mischung aus Innovation, Gründergeist, Wissenschaft und Bildung von Kindern und Jugendlichen in Zukunftstechnologien. Die Pläne haben mehrere Landesminister und in dieser Woche auch eine breite politische Mehrheit im Landtag überzeugt. Nun kann die Stadt mit dem Land als Eigentümer der Immobilie in Kaufverhandlungen treten.
Die nächste gute Nachricht folgte gestern von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier: Deren Aufsichtsrat gab dem geplanten Wissenscampus den zweiten Stern. Damit wird dem Projekt bescheinigt, einen wertvollen Beitrag zum Strukturwandel leisten zu können. Das ist die Basis, damit Fördergeld fließen kann.
Mönchengladbach steht also gerade unter einem guten Stern. Und darüber können wir uns alle doch mal so richtig freuen!