Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Relativ frohe Weihnachten für Borussia
Erst zum dritten Mal seit 1986 überwintern die Fohlen in drei Wettbewerben. Aufholen müssen sie in der Liga.
Dass Borussia mit einem 5:0 gegen die SV Elversberg ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen ist, darf bei allem Respekt für den Gegner als Selbstverständlichkeit bezeichnet werden. Nicht umsonst hat Gladbach im Pokal noch nie gegen einen Viertligisten verloren. Auch wenn sich die Arbeit in Elversberg nicht von der in einem echten Profiverein unterscheidet, durfte das Weiterkommen als Pflichtaufgabe angesehen werden.
Für das Gesamtbild, das die Fohlen damit am Ende des Jahres abgeben, gilt das sicher nicht: Sie wollten in drei Wettbewerben überwintern, zum erst dritten Mal seit 1986/87 ist ihnen das gelungen. 2014/15 scheiterte Borussia anschließend im Sechzehntelfinale der Europa League am FC Sevilla und im Pokal-Viertelfinale an Arminia Bielefeld. 2016/17 ging es jeweils noch eine Runde weiter: Das Aus im Europa-League-Achtelfinale gegen Schalke 04 trug wie die Niederlage im Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt traumatische Züge.
Im Pokal, dem kürzesten Weg, Manager Max Eberl den Traum von „etwas Blechernem“zu erfüllen, ist die Grundlage geschaffen, um nach einigen Jahren mal wieder ein Wörtchen mitzureden. Hier hatte Borussia mit Elversberg und dem FC Oberneuland, zwei Regionalligisten, bislang das Losglück, das ihr in der Champions League regelmäßig verwehrt bleibt. Sevilla, Juventus Turin, FC Barcelona, Celtic Glasgow, Real Madrid, Inter Mailand, Schachtjor Donezk und nun schon dreimal Manchester City wurden den Fohlen zugelost. Celtic war 2016 die auf dem Papier leichteste Aufgabe, vier
Punkte aus diesen Duellen verhalfen Borussia in jener Saison zu Platz drei und zum Überwinterungs-Hattrick.
Der muss 2020/21 deutlich höher eingeordnet werden. Erstmals seit 1975/76 darf Gladbach nach dem Jahreswechsel in drei Wettbewerben weitermachen, von denen einer der größte des Klubfußballs ist. Damals hieß er noch nicht Champions League, sondern Landesmeister-Pokal.
Das historische Achtelfinale in der Königsklasse mit den Spielen gegen Manchester City am 24. Februar und 16. März ist die Kür, Pflichten hat Borussia nur in der Bundesliga zu erledigen.
Ihr fehlte gar nicht so viel, um rundum zufrieden in das Weihnachtspäuschen zu gehen, trotz der immensen Belastung und den Wechselgerüchten um Trainer Marco
Rose. „Vier, fünf Punkte“sind die Größenordnung, die Christoph Kramer nach der 1:2-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim zum Jahresabschluss definierte. Die Leistungen in den meisten Spielen hätten das hergegeben, und trotzdem wirkt sich die Entfernung zu den Champions-League-Plätzen größer, als sie in Wirklichkeit ist. Doch was sind schon sechs Punkte bei noch ausstehenden 21 Spielen? So viele Zähler Vorsprung hat der VfL Wolfsburg als Vierter auf den Achten aus Gladbach – obwohl Roses Mannschaft erstmals unter seiner Leitung vier Ligaspiele in Folge nicht gewonnen hat.
„Es ist auch unser Anspruch, mehr Punkte zu haben und näher da oben dabei zu sein“, sagt Rose. In elf von 13 Spielen ist Borussia mit 1:0 in Führung gegangen, das ist zweifellos hervorzuheben. Die Siegquote, vier aus elf, gleicht dagegen einer Katastrophe. Ab dem 2. Januar gibt es noch genügend Chancen, die Balance wiederherzustellen. Die Taktung bleibt für Körper und Geist eine Herausforderung: Zwölf Spiele innerhalb von 57 Tagen sind es ganz sicher, 17 in 78 hätte Borussia gerne, denn dann hätte sie Anfang Februar auch das Achtelfinale im Pokal überstanden. Der beginnt mit der nächsten Runde erst so richtig. Ihre Pflichten haben die Fohlen bislang souverän erfüllt.