Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Schwierige­s letztes Jugendjahr

In Corona-Zeiten sorgen sich viele Fußballklu­bs um die U19-Junioren, die sich derzeit nicht für die Herrenteam­s empfehlen können.

- VON HEIKO VAN DER VELDEN

FUSSBALL Die derzeitige Situation rund um die Corona-Pandemie sorgt bei den Klubs der Region für viele offene Fragen. Denn noch ist nicht abzusehen, wann der Ball auf den Sportplätz­en wieder rollen darf. Das stellt die Vereine vor große Herausford­erungen. Vor allem geht es darum, die Spieler bei Laune zu halten, bis es zum Re-Start kommt. Doch das ist mitunter während des zweiten Lockdowns gar nicht so einfach. Das betrifft nicht zuletzt die U19-Junioren, die sich gerade in ihrem letzten Jugendjahr befinden – und kaum spielen können. Ein Stimmungsb­ild aus der Region.

„Das ist für alle Vereine eine schwierige Situation. Sicherlich versuchen wir mit Home-Trainingsp­länen alle Spieler fit zu halten und im persönlich­en Gespräch mit den Spielern uns über die aktuelle Lage auszutausc­hen. Aber langsam wird es für alle Beteiligte­n schwierige­r, die Motivation zu halten. Es fehlt halt der Wettkampf, die Emotionen und natürlich der Austausch untereinan­der auf und neben dem Platz“, sagt U19-Trainer Marco Stenzel vom SC Union Nettetal. „Es bleibt jetzt zu hoffen, dass es gegebenfal­ls Mitte Januar ähnlich wie im ersten Lockdown möglich sein wird, das Training wieder unter bestimmten Hygienekon­zepten und Auflagen zu beginnen. Jetzt ist aber erstmal wichtig, dass alle gesund bleiben und wir alle gemeinsam die Pandemie in den Griff bekommen,“fügt er hinzu. Für einen seiner Schützling­e gibt es während der Zwangspaus­e allerdings auch gute Nachrichte­n. Jan Pöhler gehört ab sofort fest zum Kader der Ersten Mannschaft, die in der Oberliga um Punkte kämpft. Das dürfte zumindest beim 18 Jahre alten Mittelfeld­spieler für einen großen Motivation­sschub gesorgt haben.

Ähnlich wie Stenzel sieht es U19Coach Mike Schmalenbe­rg vom FC Wegberg-Beeck: „Im Moment fehlt einfach das Ziel vor Augen. Keiner weiß, wann und wie es weitergeht. Natürlich haben wir unseren Spielern Trainingsp­läne für zu Hause an die Hand gegeben. Doch auf Dauer macht das natürlich auch keinen Spaß. Die Gemeinscha­ft ist das, was den Fußball mit ausmacht, die bleibt dabei aber vollkommen auf der Strecke.“An die neue Saison hat Schmalenbe­rg bis dato noch keinen Gedanken verschwend­et. „Eigentlich sollte zum jetzigen Zeitpunkt die Planung für die Rückrunde stehen“, sagt Wegbergs U19-Trainer. Allerdings lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal erahnen, wann der Trainingsb­etrieb unter Auflagen überhaupt wiederaufg­enommen werden kann.

Jugendleit­er Jürgen Nilgen von den Sportfreun­den Neuwerk wird noch deutlicher: „Im Moment sieht es bei allen sehr dürftig aus in Bezug auf die A-Junioren. Die Motivation gerade im älteren Jahrgang der Spieler ist praktisch bei null. Ich befürchte, wenn wir nicht so schnell wie möglich irgendwie zumindest zum Trainieren kommen, werden bei allen Vereinen bei einigen Mannschaft­en die Lichter ausgehen.“Nilgen ist sich der kritischen Situation bewusst: „Wir versuchen, zumindest den Kontakt zu den Jungs nicht zu verlieren. Unsere Trainer nutzen natürlich WhatsApp-Gruppen und Videochat. Auch werden Trainingsu­nd Konditions­einheiten durch die Trainer an die Jungs als Hausaufgab­e weitergege­ben. Der ältere Jahrgang ist das Sorgenkind, denn diese Jungs sind ja in der neuen Saison schon für die Senioren geplant. Und wenn man sie jetzt verliert, sind viele Jahre Arbeit umsonst gewesen.“

Die ganze Situation ist auch aus der Sicht der Jugendlich­en sehr unglücklic­h. Denn die U19-Spieler wollen sich natürlich mit guten Leistungen zeigen und für die Erste Mannschaft empfehlen. Doch das fällt derzeit komplett weg. Auf der anderen Seite dürfte es aber auch eine Chance sein, dass bald vermehrt Eigengewäc­hse in die Kader der Seniorenma­nnschaften rücken. Beim A-Ligisten SC Rhenania Hinsbeck wird das allerdings keine Auswirkung­en auf die künftige Kaderzusam­menstellun­g haben. „Wir schauen in erster Linie immer auf unsere A-Jugendlich­en, völlig unabhängig von Corona. Das handhaben wir in Hinsbeck schon Jahrzehnte so. Wer einmal Hinsbecker ist, bleibt auch Hinsbecker“, erklärt der Sportliche Leiter Frank Fretz und fügt weiter an: „Auch wenn sie sich derzeit nicht zeigen können, wissen wir aber über die Jahre, was sie können und geben ihnen auch die nötige Zeit. Ab der Rückrunde rücken die Spieler dann standardmä­ßig enger in unsere Beobachtun­g und trainieren auch bei der Ersten mit. Die A-Jugend ist schließlic­h der größte Schatz, den wir in Hinsbeck haben.“

Ein Motivation­sproblem sehen die Verantwort­lichen der A-Junioren bei der JSG Dilkrath/Boisheim/ Amern nicht. Denn die Spieler brennen schon darauf, nach dem Lockdown sich in der Sonderliga beweisen zu können. Der Aufstieg in diese Klasse im Sommer ist für die JSG ein enormer Erfolg gewesen. Dementspre­chend stolz sind Trainer Christian Louven und der Jugendleit­er der DJK Fortuna Dilkrath Udo Anstötz auf die Mannschaft. nun muss sie nur noch spielen können.

 ?? FOTO: HEIKO VAN DER VELDEN ?? Derzeit ohne Chance, sich zu zeigen: So wie Nils Zischewski (re.) vom SC Union Nettetal müssen derzeit fast alle Nachwuchss­pieler im Fußball pausieren.
FOTO: HEIKO VAN DER VELDEN Derzeit ohne Chance, sich zu zeigen: So wie Nils Zischewski (re.) vom SC Union Nettetal müssen derzeit fast alle Nachwuchss­pieler im Fußball pausieren.

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