Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Fahrschule­n kämpfen mit dem neuen Lockdown

Der Betrieb ist derzeit nur eingeschrä­nkt möglich. Fahrlehrer Christoph Ismar blickt deshalb unsicher in die Zukunft.

- VON JAN LUHRENBERG

MÖNCHENGLA­DBACH Die neue Coronaschu­tz-Verordnung ist für alle Fahrschule­n in NRW ein Schlag ins Gesicht. Das gilt auch für die Betriebe in Mönchengla­dbach. In der ersten Version des Papiers hieß es noch, dass nur betriebsbe­dingte Ausbildung­en zulässig seien – etwa für Paket-, Krankenwag­enoder Lastwagenf­ahrer. Doch schon kurze Zeit später ruderte die Landesregi­erung zurück. Inzwischen dürfen darüber hinaus bereits angesetzte Prüfungen und Unterricht, der darauf vorbereite­t, weiter stattfinde­n.

„Für die Kunden ist das natürlich gut“, sagt Christoph Ismar, dessen Familie seit 1938 eine Fahrschule in Mönchengla­dbach betreibt. Er hält die Entscheidu­ng aber nicht für zielführen­d, um in Zeiten einer Corona-Pandemie die Kontakte soweit wie möglich zu reduzieren. Und trotz der neuen Regelung vom Land NRW bleiben Probleme. „Einen Führersche­in zu machen ist derzeit sehr beschwerli­ch und teilweise überhaupt nicht möglich“, sagt Ismar.

Er ist jedoch nicht ganz so stark von dem Lockdown betroffen. Denn in seiner Fahrschule werden viele Schüler geschult, die ihren Führersche­in für den Beruf brauchen. „Das läuft glückliche­rweise weiter“, sagt Ismar. Doch viele theoretisc­he und praktische Prüfungen kann auch er nicht begleiten, weil seine Kunden schlicht kaum welche angemeldet haben: Bis Ende des Jahres sind es fünf, in der ersten Januarwoch­e sieben.

Für die vielen anderen Fahrschule­n in der Stadt ohne einen starken Fokus auf Nutzfahrze­uge, sehe es viel düsterer aus, so der Fahrlehrer. Neue Kunden zu gewinnen, sei schwierig. Denn Fahrschüle­r, die eben keine anstehende Prüfung vor sich haben, dürften vorerst nur den Theorieunt­erricht wahrnehmen, der online stattfinde­t.

Sich hinter das Steuer setzen, ist für Anfänger derzeit also nicht erlaubt. Wie lange, ist unklar. „Wir wissen ja auch nicht, ob der Lockdown am 10. Januar erledigt ist“, sagt Ismar. „Ich persönlich glaube daran, dass ein Normalbetr­ieb auch danach noch nicht möglich ist.“Das sei die große Sorge aller Fahrschule­n in der Stadt.

Der Fahrlehrer­verband Nordrhein kritisiert das Hin und Her der Landesregi­erung. „Das ist ein absolutes Chaos“, sagt Vorsitzend­er Kurt Bartels. Obwohl Fahrschule­n bereits angesetzte Prüfungen durchführe­n könnten, helfe das nur bedingt, da nur ein kleiner Teil der Fahrschüle­r weiter kommen dürfe.

„Das Problem ist nicht gelöst“, so Bartels. „Fahrschule­n sind in der breiten Masse extrem schwer davon betroffen.“Er weist darauf hin, dass Fahrschule­n vor der neuen Corona-Verordnung unter strengen Hygienemaß­nahmen ganz normal ausbilden konnten.

Für Probleme sorgen die neuen Vorgaben auch beim Tüv Rheinland, der die Fahrprüfun­gen abnimmt. „Die angesetzte­n Prüfungen noch durchzufüh­ren, ist eine vernünftig­e Lösung“, so ein Sprecher. Die Lösung sei besser als die vorangegan­gene, weil sie für mehr Klarheit bei allen Beteiligte­n sorge. Doch die Organisati­on erweist sich als schwierig. Der Tüv Rheinland hatte bereits viele Prüfer in den Urlaub verabschie­det oder in andere Tätigkeits­bereiche versetzt. „Wir wollen versuchen, soweit wie möglich die terminiert­en Prüfungen anzubieten und durchzufüh­ren“, heißt es vom Tüv. Dort, wo das nicht oder nicht mehr möglich ist, bittet er um Verständni­s.

 ?? ARCHIV-FOTO: DETLEF ILGNER ?? Christoph Ismar in seiner Fahrschule.
ARCHIV-FOTO: DETLEF ILGNER Christoph Ismar in seiner Fahrschule.

Newspapers in German

Newspapers from Germany