Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Food-Designer kocht für den guten Zweck
Svent Kant hat schon viele Promis bekocht. In Houverath hat er einen „Hospiz-Gemüsegarten“angelegt und kocht für einen guten Zweck.
HOUVERATH Das schwedische Königspaar Silvia und Carl Gustav begeisterte er im vergangenen Jahr mit zartem Kalbsfilet im Zucchinibett. Er kochte schon für Schlagersänger Roland Kaiser und Grünen-Politiker Cem Özdemir, betreibt seit drei Jahren einen eigenen Cateringservice unter dem bezeichnenden Motto „Erlebnis-Gastronomie auf Rädern“. Als seine Oma Edith 2009 im Erkelenzer Hospiz der Hermann-Josef-Stiftung verstarb, beschloss der gelernte Koch und erfolgreiche Food-Designer, der Einrichtung, die Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet, etwas zurückzugeben.
„Nun löse ich mein Versprechen ein. Ich hatte es mir damals geschworen“, erinnert sich der heute 33-Jährige. Auf einem etwa 200 Quadratmeter großen Grundstück an der Golkrather Straße legte er einen Garten an, in dem nicht nur alte, beinahe in Vergessenheit geratene Gemüsesorten wie zum Beispiel Mangold wachsen. „Hospiz-Gemüsegarten“nennt Kant das Areal, auf dem im Frühling auch farbenprächtige Tulpen für die Hospiz-Bewohner gedeihen. Steckrüben, Erbsen, Rotkohl, Sellerie, Rosenkohl und Porreestangen erntet er, um die gesunden Erträge aus dem Garten frisch zu verarbeiten. Immer freitags ab mittags bis zum späten Nachmittag findet die Essensausgabe unter freiem Himmel an der Golkrather Straße 2 statt. Bis zu 150 Kunden erscheinen dann, um ihre mitgebrachten Plastikbehälter von Sven Kant mit den köstlichen Gaumenfreuden aus der großen Gulaschkanone füllen zu lassen.
Der Houverather Koch möchte ungesundem Fast Food und Schnellgerichten mit Geschmacksverstärkern etwas entgegensetzen. Die Einnahmen sind für das Erkelenzer Hospiz bestimmt. In einer großen Spendendose sammelt er das Geld, das er voraussichtlich Mitte Januar Hospizleiterin Christina Ide überreichen möchte. Dann ist Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Die gesunden Mahlzeiten wird Sven Kant insgesamt ein Jahr lang verkaufen. 6,50 Euro kostet eine Portion, die immer sehr großzügig bemessen ist. „200 Gramm Fleisch sind meistens dabei. Insgesamt ergibt eine Portion etwa 450 Gramm“, erzählt der selbstständige Koch.
Der Schwanenberger Landwirt Carsten Göbbels liefert das Fleisch. Regionale Zutaten sind Sven Kant sehr wichtig. Deftige Erbsensuppe mit Würstchen, geräucherte Forellen, Grünkohl oder Möhrengemüse mit Bratwurst stehen auf der wöchentlichen Speisekarte, wenn der junge Koch freitags zur Open-Air-Abholung bittet. Bei den Spare Ribs mit selbstgemachtem Krautsalat verlangt er einen kleinen Aufpreis: neun Euro. „Dafür gibt es dann aber auch 500 Gramm“, sagt Kant lachend. Seine Essensausgabe für den guten Zweck ist längst kein Geheimtipp mehr. Es hat sich seit dem Sommer herumgesprochen, dass der Houverather, der mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist, das Hospiz in der Erka-Stadt mit seinen außergewöhnlichen Kochkünsten unterstützen möchte.
„Einfach nur großartig“findet Hospizleiterin Christina Ide das kulinarische Engagement, das der Einrichtung der bekannten Hermann-Josef-Stiftung in der schwierigen Corona-Zeit wirksam hilft. Denn fünf Prozent der jährlichen Betriebskosten muss das Hospiz selbst aufbringen, zum Beispiel durch Spenden. Während der anhaltenden Pandemie fielen aber Weihnachtsmärkte und zahlreiche Veranstaltungen in diesem Jahr aus, auf denen für das Hospiz geworben und um Spenden gebeten worden wäre. „Herr Kant hilft mit, unser Überleben zu sichern“, macht sie deutlich. „Was er mit seiner Familie für uns tut, ist absolut einzigartig. Er denkt immer an uns.“
Bis spätestens donnerstags bittet der Koch um Vorbestellungen, die ihn telefonisch oder auf elektronischem Weg erreichen. In den Mittagsstunden treffen dann am nächsten Tag die ersten Abholer bei ihm ein. Auf Berufstätige wartet Kant bis zum späten Nachmittag. In diesem Jahr gönnt er sich ein paar Tage Pause mit seinem „Familienprojekt“, wie er es nennt. Denn Eltern und Geschwister unterstützen ihn. Im Januar geht es weiter. Dann serviert der 33-Jährige unter anderem Rosenkohl aus dem Hospiz-Gemüsegarten in Houverath. Die Blumen, die dort wachsen, gibt er gegen eine freiwillige Spende ab, die Mahlzeiten zum Festpreis.