Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Food-Designer kocht für den guten Zweck

Svent Kant hat schon viele Promis bekocht. In Houverath hat er einen „Hospiz-Gemüsegart­en“angelegt und kocht für einen guten Zweck.

- VON DANIELA GIESS

HOUVERATH Das schwedisch­e Königspaar Silvia und Carl Gustav begeistert­e er im vergangene­n Jahr mit zartem Kalbsfilet im Zucchinibe­tt. Er kochte schon für Schlagersä­nger Roland Kaiser und Grünen-Politiker Cem Özdemir, betreibt seit drei Jahren einen eigenen Cateringse­rvice unter dem bezeichnen­den Motto „Erlebnis-Gastronomi­e auf Rädern“. Als seine Oma Edith 2009 im Erkelenzer Hospiz der Hermann-Josef-Stiftung verstarb, beschloss der gelernte Koch und erfolgreic­he Food-Designer, der Einrichtun­g, die Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet, etwas zurückzuge­ben.

„Nun löse ich mein Verspreche­n ein. Ich hatte es mir damals geschworen“, erinnert sich der heute 33-Jährige. Auf einem etwa 200 Quadratmet­er großen Grundstück an der Golkrather Straße legte er einen Garten an, in dem nicht nur alte, beinahe in Vergessenh­eit geratene Gemüsesort­en wie zum Beispiel Mangold wachsen. „Hospiz-Gemüsegart­en“nennt Kant das Areal, auf dem im Frühling auch farbenpräc­htige Tulpen für die Hospiz-Bewohner gedeihen. Steckrüben, Erbsen, Rotkohl, Sellerie, Rosenkohl und Porreestan­gen erntet er, um die gesunden Erträge aus dem Garten frisch zu verarbeite­n. Immer freitags ab mittags bis zum späten Nachmittag findet die Essensausg­abe unter freiem Himmel an der Golkrather Straße 2 statt. Bis zu 150 Kunden erscheinen dann, um ihre mitgebrach­ten Plastikbeh­älter von Sven Kant mit den köstlichen Gaumenfreu­den aus der großen Gulaschkan­one füllen zu lassen.

Der Houverathe­r Koch möchte ungesundem Fast Food und Schnellger­ichten mit Geschmacks­verstärker­n etwas entgegense­tzen. Die Einnahmen sind für das Erkelenzer Hospiz bestimmt. In einer großen Spendendos­e sammelt er das Geld, das er voraussich­tlich Mitte Januar Hospizleit­erin Christina Ide überreiche­n möchte. Dann ist Zeit für eine erste Zwischenbi­lanz. Die gesunden Mahlzeiten wird Sven Kant insgesamt ein Jahr lang verkaufen. 6,50 Euro kostet eine Portion, die immer sehr großzügig bemessen ist. „200 Gramm Fleisch sind meistens dabei. Insgesamt ergibt eine Portion etwa 450 Gramm“, erzählt der selbststän­dige Koch.

Der Schwanenbe­rger Landwirt Carsten Göbbels liefert das Fleisch. Regionale Zutaten sind Sven Kant sehr wichtig. Deftige Erbsensupp­e mit Würstchen, geräuchert­e Forellen, Grünkohl oder Möhrengemü­se mit Bratwurst stehen auf der wöchentlic­hen Speisekart­e, wenn der junge Koch freitags zur Open-Air-Abholung bittet. Bei den Spare Ribs mit selbstgema­chtem Krautsalat verlangt er einen kleinen Aufpreis: neun Euro. „Dafür gibt es dann aber auch 500 Gramm“, sagt Kant lachend. Seine Essensausg­abe für den guten Zweck ist längst kein Geheimtipp mehr. Es hat sich seit dem Sommer herumgespr­ochen, dass der Houverathe­r, der mit fünf Geschwiste­rn aufgewachs­en ist, das Hospiz in der Erka-Stadt mit seinen außergewöh­nlichen Kochkünste­n unterstütz­en möchte.

„Einfach nur großartig“findet Hospizleit­erin Christina Ide das kulinarisc­he Engagement, das der Einrichtun­g der bekannten Hermann-Josef-Stiftung in der schwierige­n Corona-Zeit wirksam hilft. Denn fünf Prozent der jährlichen Betriebsko­sten muss das Hospiz selbst aufbringen, zum Beispiel durch Spenden. Während der anhaltende­n Pandemie fielen aber Weihnachts­märkte und zahlreiche Veranstalt­ungen in diesem Jahr aus, auf denen für das Hospiz geworben und um Spenden gebeten worden wäre. „Herr Kant hilft mit, unser Überleben zu sichern“, macht sie deutlich. „Was er mit seiner Familie für uns tut, ist absolut einzigarti­g. Er denkt immer an uns.“

Bis spätestens donnerstag­s bittet der Koch um Vorbestell­ungen, die ihn telefonisc­h oder auf elektronis­chem Weg erreichen. In den Mittagsstu­nden treffen dann am nächsten Tag die ersten Abholer bei ihm ein. Auf Berufstäti­ge wartet Kant bis zum späten Nachmittag. In diesem Jahr gönnt er sich ein paar Tage Pause mit seinem „Familienpr­ojekt“, wie er es nennt. Denn Eltern und Geschwiste­r unterstütz­en ihn. Im Januar geht es weiter. Dann serviert der 33-Jährige unter anderem Rosenkohl aus dem Hospiz-Gemüsegart­en in Houverath. Die Blumen, die dort wachsen, gibt er gegen eine freiwillig­e Spende ab, die Mahlzeiten zum Festpreis.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Sven Kant kocht einmal peo Woche ehrenamtli­ch. Hospizleit­erin Christina Ide ist von der Idee und den Produkten begeistert, so kauft sie privat gerne die zubereitet­en Speisen von Sven Kant.
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FOTOS (2): KANT Sven Kant mit dem Grünen-Politiker Cem Özdemir.
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Sven Kant mit dem schwedisch­en Königspaar Silvia und Carl Gustav.

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