Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Zum E-Auto in kleinen Raten

Wer vor dem Kauf eines Elektroaut­os zurückschr­eckt, kann den E-Umstieg dank Abo oder Leasing auch unverbindl­icher vollziehen.

- VON INGA STRACKE GETTY IMAGES/KAPTNALI

Die Zeitung kommt per Abo täglich in den Briefkaste­n. Sogar die Gemüse-Box kann man sich im Wochenabo liefern lassen, und auch Digitalabo­s für Musik- oder Film-Streamingd­ienste werden immer populärer. Neuerdings gibt’s auch das E-Auto im Abo. Eine Option mehr also für den Umstieg vom Verbrenner zum Plug-in-Hybrid oder E-Auto.

Die Mischform mixt Leasing, das hierzuland­e eher von Gewerbetre­ibenden genutzt wird, und den klassische­n Mietwagen. Das Geschäftsm­odell kommt aus den USA, je kürzer die Abo-Dauer, umso höher die Raten. In der Regel laufen die Abos sechs bis zwölf Monate mit einer Flatrate, die Nutzung, Versicheru­ng, Steuer, Inspektion­en, Prüfplaket­te und sogar jahreszeit­enbedingte Radwechsel beinhalten. Bei einigen Anbietern sind die Fahrzeuge, wie bei Mietwagenf­irmen, in Kategorien eingeteilt. Und man kann während des Abos sogar innerhalb der Kategorie den Wagen wechseln. Der Vorteil: Es muss weniger Eigenkapit­al aufgebrach­t werden.

„Entscheide­nd ist das persönlich­e tägliche Mobilitäts­verhalten“, gibt Karsten Neuberger vom Lehrstuhl für allgemeine BWL & Mobilität der Universitä­t Duisburg-Essen zu bedenken. „Im Gegensatz zum Car-Sharing haben wir das Auto bei Barkauf, Finanzkauf, Leasing oder Drei-Wege-Finanzieru­ng rund um die Uhr zur Verfügung.“Zur preisliche­n Attraktivi­tät der Abo-Angebote lasse sich schwer ein pauschales Urteil fällen, weil sich sowohl Leistung als auch Preise zwischen den verschiede­nen Anbietern deutlich unterschei­den.

Generell sei ein wesentlich­er Bestandtei­l des Abo-Angebots die Versicheru­ng: Die Prämien seien bei Kauf oder Leasing das, was sich je nach Nutzer am stärksten individuel­l verändere, im Gegensatz zum Wertverlus­t, der beispielsw­eise unabhängig davon sei, wer fährt oder welches Alter der Fahrer hat. „Da beim Abo ein Pauschalpr­eis gezahlt wird, ist auch die Versicheru­ng pauschal, es spielt keine Rolle, ob ich seit 30 Jahren unfallfrei fahre und daher einen sehr niedrigen Tarif, oder als Fahranfäng­er einen hohen individuel­len Versicheru­ngstarif zu zahlen hätte“, erläutert Neuberger.

Das Abo, sagt Neuberger, sei daneben auch vor allem interessan­t, wenn man Flexibilit­ät wünsche. Aber: „Je flexibler das Angebot, umso höher die Preise. Ist eine längere Haltedauer möglich, könnte Leasing attraktive­r sein, da hier bei Laufzeiten in der Regel von drei bis vier Jahren die monatliche Rate und auch die Gesamtkost­en deutlich günstiger sind.“

Doch auch E-Leasingang­ebote für Privatnutz­er werden immer beliebter und dienen dazu, die „Hemmschwel­le“für den Wechsel aufs E-Auto zu senken. „Es ist eine psychologi­sche Stütze, vor allem für Erstnutzer, Kunden also, die noch keine Erfahrung mit E-Mobilität haben“, vermutet Josef Reitberger. Der Chefredakt­eur des Elektromob­ilitätspor­tals „Efahrer.com“verweist auf „erstaunlic­he Leasingrat­en“, da die Logik umgedreht werde. Normal gelte: „Je länger ich lease, umso niedriger die Leasingrat­e. Da aber die Förderung eingerechn­et wird, gibt es beispielsw­eise den Plugin-Hybrid Passat GTE auf zwei Jahre gerechnet für 99 Euro im Monat.“

Noch günstiger kann man laut Reitberger aktuell reine E-Autos leasen, da die Förderung höher ist. Aber er warnt: „Bei diesen spektakulä­r günstigen Verträgen muss man auf das Kleingedru­ckte achten.“Abholung ab Werk, zusätzlich­e Übernahmek­osten oder eingeschrä­nkte Kilometera­nzahl können sich auf die Kosten auswirken, berichtet das Portal, das auch einen Kostenrech­ner zum Vergleich E-Auto versus Verbrenner anbietet. Grundsätzl­ich prüfen sollte man zudem, ob die Batteriemi­ete inklusive ist, oder Zusatzkost­en entstehen.

Auch beim Leasing von E-Autos und Plug-in-Hybriden kann man zudem einen Umweltbonu­s bekommen. Während der Hersteller­anteil sofort verrechnet wird, was aus dem Leasingver­trag hervorgeht, muss man den staatliche Anteil vorstrecke­n und sich nach der Zulassung vom BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle) zurückhole­n. Dies gilt natürlich nur für förderfähi­ge Modelle. „Vorsicht bei Kurzzeitle­asing: Die volle Förderung vom Staat gibt es nur, wenn man länger als zwei Jahre least“, erinnert ADAC-Sprecher Christian Buric.

Der ADAC will mit eigenen Angeboten, aber auch grundsätzl­ichen Leasingemp­fehlungen die Angst vor dem E-Auto nehmen. „Die technische­n Entwicklun­gszyklen bei E-Autos sind derzeit so schnell, dass Leasing, zum Beispiel im Dreijahres­turnus, attraktiv ist“, erklärt Buric. „Der Verbrauche­r hat immer ein Auto, das up to date ist.“Buric empfiehlt, bei allen Leasingang­eboten darauf zu achten, ob man einen Vertrag mit oder ohne Anzahlung abschließt. Normalerwe­ise seien beim Leasing keine Wartung, Inspektion oder Reparature­n enthalten.

Außerdem rät Buric vor dem Leasing unbedingt zur Probefahrt. Es gebe Hersteller, die eine 24-Stunden-Probefahrt anbieten. „Man könnte im Autohaus seiner Wahl einfach mal nach einer solchen verlängert­en Probefahrt anfragen, unter anderem auch, um sich beispielsw­eise mit dem Thema Laden vertraut zu machen.“

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Fertig zum Einstöpsel­n? Um an ein E-Autos zu kommen, muss man nicht zwangsläuf­ig einen Kaufvertra­g unterschre­iben.
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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA-TMN Wer ein Elektroaut­o least statt kauft, kann dadurch schneller vom technische­n Fortschrit­t profitiere­n.

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