Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Neun Todesopfer bei Lawine im Paznaun
28.12.1999
Das Tiroler Tal Paznaun war seit jeher besonders lawinengefährdet. Steile
Berghänge und einmündende
Gräben machen es anfällig für die Abgänge von Lawinen und Muren. Trotzdem ist die malerische Region ein Touristenmagnet: Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts reisten Schnee- und Bergtouristen ins Paznaun, zu dem auch die beliebten Skiorte Ischgl und Galtür gehören. Die Jamtalhütte nahe Galtür gehört zu den ältesten Herbergen der Region. Sie wurde schon 1882 erbaut. Wegen der hohen Lawinengefahr ist sie in den meisten Jahren über Weihnachten und im Januar geschlossen. Doch Ende des Jahres 1999 öffneten die Betreiber die Räumlichkeiten für eine Gruppe aus Deutschland. Der Deutsche Alpenverein hatte seinen Mitgliedern eine Reise über die Feiertage und Silvester nach Tirol angeboten. Am 28. Dezember stand eine Bergwanderung auf dem Programm. Obwohl die Behörden Lawinenwarnstufe 4 ausgerufen hatten und die Witterung schlecht war, starteten die Bergführer mit den zum Teil unerfahrenen Wanderern. Am frühen Nachmittag ereignete sich dann die Katastrophe: Über einer Gruppe löste sich ein Schneebrett. Die Lawine verschüttete 14 Menschen. Eine Frau wurde schwer verletzt, neun der Verschütteten konnten nur noch tot aus den Schneemassen geborgen werden. Dem Deutschen Alpenverein, dessen Tochtergesellschaft die Reise angeboten hatte, wurde später von einem Gericht eine Mitverantwortung an dem Unglück gegeben. Die Veranstalter hätten, so hieß es in der Urteilsbegründung, entgegen der Vereinbarung keine sichere Bergwanderung angeboten.