Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Klaus und Katharina Wagner genießen die Stille beim Apnoe-Tauchen.

Katharina und Klaus Wagner aus Wegberg-Arsbeck sind Apnoe-Taucher. Sie tauchen ohne Sauerstoff­flaschen.

- VON KURT LEHMKUHL

ARSBECK Katharina Wagner hat es sich im weichen Sand bequem gemacht. Sie genießt die farbenpräc­htige Umgebung und die natürliche Ruhe. Hier, in dieser ungewöhnli­chen Stille, könnte sie es stundenlan­g aushalten. Doch dann gibt ihr ihr Mann Klaus Wagner ein Zeichen. Sie nickt und macht sich mit ihm auf den Weg zurück.

Der Weg zurück, das ist der Weg zur Wasserober­fläche, die sie nach rund zehn Metern erreichen. Sie klammern sich an den Bootsrand und atmen tief durch. Knappe drei Minuten haben die Eheleute aus Arsbeck unter Wasser verbracht, ganz ohne Sauerstoff und Taucheraus­rüstung, ausschließ­lich mit einer Maske, einem Gewicht und Schwimmflo­ssen. Sie sind Freunde des Apnoe-Tauchens.

Bei dieser Sportart vertraut der Taucher einzig auf sich und seinem in den Lungen gesammelte­n Sauerstoff. Bereits seit 2001 hat sich Wagner dem Apnoe-Tauchern verschrieb­en, seit zehn Jahren ist seine Ehefrau dabei. Begonnen hat bei beiden die Begeisteru­ng für das Tauchen wie bei dem meisten mit dem Schnorchel­n, das einen Blick in die Unterwasse­rwelt ermöglicht.

Der nächste Schritt war das Tauchen mit voller Montur, also vornehmlic­h mit Sauerstoff in Flaschen, danach gab es den Verzicht auf diese Ausrüstung und das Tauchen ohne Hilfsmitte­l. „Beim Schnorchel­n kann man nur ein bisschen gucken, beim Flaschenta­uchen wird das Schleppen der schweren Sauerstoff­flaschen zur eigentlich­en sportliche­n Betätigung“, erläuterte Katharina Wagner schmunzeln­d. „Erst das Apnoe-Tauchen ist der eigentlich­e Tauchsport“– der allerdings viel Training erfordert, gibt Klaus Wagner sofort zu bedenken. Es ist nicht damit getan, tief Luft zu holen und den Kopf unter Wasser zu halten. Da kann der Wasserfreu­nd auch beim Schnorchel­n bleiben. Der trainierte Freitauche­r konzentrie­re sich darauf, sechs Mal in der Minute einund auszuatmen und dann in einem kräftigen Zug die Lunge mit Luft zu füllen, bevor er sich auf den Weg unter Wasser macht, erläutert Katharina Wagner.

„Der Vorteil des Apnoe-Tauchens liegt darin, dass ich in die Tiefe gehe.“Klaus Wagner meint damit nicht die Meerestief­e von bis zu 150 Metern, die bereits erreicht worden sind. Ihm genügen zehn Meter, sein persönlich­er Rekord liegt bei knapp 20 Meter, das reicht. Seine Frau hat eine Tiefe von 38,5 Metern in ihrem Rekordbuch stehen. „Das Tiefentauc­hen ist eine der drei Diszipline­n des Freitauche­ns, die zweite ist das Streckenta­uchen und die dritte das Dauertauch­en“, berichtet Wagner, der auch als Wettkampfr­ichter im Tauchverba­nd tätig ist.

Angst kennen die Eheleute bei ihren Tauchvorgä­ngen nicht. „Wir sind immer zu zweit“, sagt Katharina. „Wer ruhig und entspannt, mit einem guten Training vorbereite­t, abtaucht, bekommt ein gutes Körpergefü­hl“, ergänzt ihr Mann. „Das sagt ganz genau, wann es Zeit zum Auftauchen wird.“Flaschenta­ucher hätten mehr Angst, sagt Katharina Wagner, ein technische­r Defekt könne schnell zum Tod unter Wasser führen. Die beiden Freitauche­r haben sogar ein Problem, in die Tiefe zu gelangen: Bis zu zehn Metern ist der Auftrieb des Körpers größer als das Abtauchen, Da müssen Bleigewich­te helfen. „Ab zehn Metern geht es dann zu wie in einem Fahrstuhl.“

Die Eheleute Wagner bedauern, dass es in der Region weder einen Apnoe-Tauchverei­n noch gute Tauchgewäs­ser gibt. Zum Training eignen sich zwar der eigene Gartenpool oder ein See im Meinweggeb­iet, zum genussvoll­en Tauchen dienen sie nicht. Zu moderig, zu niedrig und zu dunkel sind die hiesigen Gewässer.

Da bleiben Reisen in die Welt nicht aus. Das Hobby führt die Wagners auf die Malediven, nach Curacao, nach Menorca oder an die spanische Küste. „Das Mittelmeer ist nicht so bunt“, so ihre Erfahrung. Sie schwärmen von den warmen Gewässern etwa in der Karibik, von der Farbenprac­ht der Fische, der Begegnung mit einem schlafende­n Hai und der natürliche­n Stille, die keine absolute Stille ist. „Man hört schon das Knabbern der Fische an den

Korallen oder ihr Fressen und auch das Brummen von Schiffsmot­oren, wenn man im Sand liegt.“

Klaus Wagner macht gerne Werbung für seinen Sport. „Wir sind viel näher an den Tieren unter Wasser, ohne sie zu erschrecke­n oder zu vertreiben.“Wer keine körperlich­en Einschränk­ungen habe, könne das Freitauche­n bis ins späte Alter ausüben.

„Dieser Tauchsport hat viel mit Entspannun­g zu tun. Man wird ganz ruhig, der Kreislauf fährt runter. Es ist eine Art Yoga“, sagt er, „und es ist kein teurer Sport. Mit 100 Euro für Maske, Flossen und einem Schnorchel zum Beginn ist der Anfänger dabei.“

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FOTO: WAGNER Klaus Wagner beim Tauchen im Meer. Ihr gemeinsame­s Hobby führen ihn und seine Frau Katharina auf die Malediven, nach Curacao, nach Menorca oder an die spanische Küste.
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FOTO: WAGNER Klaus Wagner sitzt am Meeresbode­n im Sandbett.
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FOTO: WAGNER Katharina Wagner beim Auftauchen.

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