Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Eine Enteignung wäre ein fatales Signal
Monatelang war die schärfste Waffe im Kampf gegen das Coronavirus eine Mischung aus Abstand, Maskenpflicht, Frischluft und Handhygiene. Mit dem Impfstoff ist die Prävention entschieden schlagkräftiger geworden. Das Problem: Wir könnten schon viel weiter sein. Das wird in der Debatte um den Engpass der Impfstoffdosen und eine Ausweitung der Produktionskapazitäten deutlich. Der Vorschlag der Linken, Lizenzen an andere Hersteller zu geben, ist dabei jedoch nichts anderes als die absurde Idee der Enteignung.
Biontech und Pfizer etwa haben bereits auf Halde produziert. Ihre Herstellungsrechte am Impfstoff nun zwangsweise an andere zu geben, würde drei Nachteile mit sich bringen. Erstens ist die Herstellung eines Impfstoffs extrem komplex. Gibt ein Unternehmen das gegen seinen Willen aus der Hand, drohen Unsicherheiten. Zweitens wäre es ein fatales Signal an alle anderen Unternehmen. Gelingt einer Firma eine solche Meisterleistung, muss sie auch davon profitieren können. Drittens: Es ist bereits zu spät, um jetzt noch aus einer breiteren Lizenzvergabe in Deutschland Nutzen zu ziehen. Die Produktionskapazitäten unter Beteiligung des Herstellers auszuweiten, ist der bessere Weg. Das passiert auch schon.
Zugleich muss sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fragen lassen, ob er nicht zu zögerlich war bei der Bestellung des Impfstoffs. Andere Länder wie die USA haben bereits im Sommer das Potenzial von Biontech und Pfizer erkannt und jetzt mehr Impfdosen zur Verfügung. Spahn verweist in dem Zusammenhang routiniert auf das gemeinsame Vorgehen mit den anderen Staaten der Europäischen Union. Das ist geschickt. Dennoch trägt er Verantwortung dafür, dass der breiten Bevölkerung voraussichtlich erst im Sommer der Impfstoff angeboten werden kann.
BERICHT WARUM GIBT ES NUR SO WENIGE IMPFDOSEN?, POLITIK