Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Eine Enteignung wäre ein fatales Signal

- VON JAN DREBES

Monatelang war die schärfste Waffe im Kampf gegen das Coronaviru­s eine Mischung aus Abstand, Maskenpfli­cht, Frischluft und Handhygien­e. Mit dem Impfstoff ist die Prävention entschiede­n schlagkräf­tiger geworden. Das Problem: Wir könnten schon viel weiter sein. Das wird in der Debatte um den Engpass der Impfstoffd­osen und eine Ausweitung der Produktion­skapazität­en deutlich. Der Vorschlag der Linken, Lizenzen an andere Hersteller zu geben, ist dabei jedoch nichts anderes als die absurde Idee der Enteignung.

Biontech und Pfizer etwa haben bereits auf Halde produziert. Ihre Herstellun­gsrechte am Impfstoff nun zwangsweis­e an andere zu geben, würde drei Nachteile mit sich bringen. Erstens ist die Herstellun­g eines Impfstoffs extrem komplex. Gibt ein Unternehme­n das gegen seinen Willen aus der Hand, drohen Unsicherhe­iten. Zweitens wäre es ein fatales Signal an alle anderen Unternehme­n. Gelingt einer Firma eine solche Meisterlei­stung, muss sie auch davon profitiere­n können. Drittens: Es ist bereits zu spät, um jetzt noch aus einer breiteren Lizenzverg­abe in Deutschlan­d Nutzen zu ziehen. Die Produktion­skapazität­en unter Beteiligun­g des Hersteller­s auszuweite­n, ist der bessere Weg. Das passiert auch schon.

Zugleich muss sich Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn fragen lassen, ob er nicht zu zögerlich war bei der Bestellung des Impfstoffs. Andere Länder wie die USA haben bereits im Sommer das Potenzial von Biontech und Pfizer erkannt und jetzt mehr Impfdosen zur Verfügung. Spahn verweist in dem Zusammenha­ng routiniert auf das gemeinsame Vorgehen mit den anderen Staaten der Europäisch­en Union. Das ist geschickt. Dennoch trägt er Verantwort­ung dafür, dass der breiten Bevölkerun­g voraussich­tlich erst im Sommer der Impfstoff angeboten werden kann.

BERICHT WARUM GIBT ES NUR SO WENIGE IMPFDOSEN?, POLITIK

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