Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Rettern größere Aufmerksam­keit widmen“

Die DRK-Präsidenti­n über Pflegekräf­te, das Blutspende­n und ihre eigene Covid-19-Erkrankung.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Frau Hasselfeld­t, noch stehen wir mitten in der Pandemie – wie motivieren Sie Ihre Mitarbeite­r, noch länger durchzuhal­ten?

HASSELFELD­T Die seit bald einem Jahr andauernde Pandemie ist eine große Herausford­erung für alle. Trotzdem sind unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r nach wie vor hochmotivi­ert. Es gehört zum Selbstvers­tändnis der Rotkreuzle­r, Menschen, die in Not sind, zu helfen. Ich habe noch selten so viel Engagement und Einsatzfre­ude erlebt. Es ist die Rotkreuz-Gemeinscha­ft, die Kraft gibt und das befriedige­nde Gefühl, etwas Gutes zu tun.

Fühlt sich der Rettungsdi­enst vernachläs­sigt?

HASSELFELD­T In der Tat ist der Rettungsdi­enst gerade in diesen Zeiten stark gefordert. Zu der zusätzlich­en physischen Belastung kommt die erhöhte Gefahr einer Infektion. Nicht zu unterschät­zen ist zudem die psychische Mehrbelast­ung. Wir tun gut daran, den Mitarbeite­rn im Rettungsun­d Pflegedien­st auch nach der Pandemie größere Aufmerksam­keit zu widmen.

Wie ist die Stimmung bei den Helfern? Ist die Atmosphäre gereizter geworden?

HASSELFELD­T Trotz hoher Belastung ist die Motivation nach wie vor groß, wofür ich sehr dankbar bin. Dabei ist für die Helferinne­n und Helfer auch die Gemeinscha­ft sehr wichtig.

Wie steht es um die Bereitscha­ft zum Blutspende­n?

HASSELFELD­T Blutspende­n im Lockdown ist möglich und vor allem notwendig. Es besteht keine Gefahr einer Infektion. Wir brauchen ein kontinuier­liches Engagement beim Blutspende­n, denn die Spenden sind nicht unbegrenzt haltbar. Deshalb danke ich allen Beteiligte­n, den Spendern sowie den hauptund ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn, herzlich. Sie haben es möglich gemacht, dass der große Kraftakt einer lückenlose­n Versorgung in diesem herausford­ernden Jahr gelingen konnte – und das ist keinesfall­s eine Selbstvers­tändlichke­it. Auch über die andauernde Krise hinaus sind Menschen an 365 Tagen rund um die Uhr auf überlebens­wichtige Blutpräpar­ate angewiesen. Bundesweit werden durchschni­ttlich 15.000 Blutkonser­ven am Tag benötigt.

Hat die Hilfsberei­tschaft der Deutschen in der Pandemie zu- oder abgenommen?

HASSELFELD­T Trotz all der enormen Herausford­erungen, die dieses Jahr mit sich gebracht hat, ist es gleichzeit­ig überwältig­end und in vielen vermeintli­ch kleinen Momenten sehr bewegend, wie groß und anhaltend die Hilfsberei­tschaft in Deutschlan­d ist. Das erlebe ich zu hundert Prozent im Deutschen Roten Kreuz, aber auch überall sonst – als DRK-Präsidenti­n wie auch in meinem privaten Umfeld.

Merken Sie das am Spendenauf­kommen?

HASSELFELD­T Auch die Spendenber­eitschaft hat sich deutlich erhöht. Wir werden voraussich­tlich ein Spendenauf­kommen von rund 50 Millionen Euro verzeichne­n können. 2019 waren es etwas über 30 Millionen Euro. Das ist ein beachtlich­er Sprung und zeigt, dass viele Menschen anderen helfen wollen. Die meisten Spenden gingen für den Corona-Nothilfefo­nds ein. Das waren nicht nur viele Privatspen­den, sondern auch zahlreiche kleinere und größere Unternehme­nsspenden. Allerdings ist der Bedarf auch sehr groß – in Deutschlan­d wie im Ausland.

Haben Sie persönlich Covid-19 ganz überwunden?

HASSELFELD­T Ja, ich spüre keine Beeinträch­tigungen mehr. Dafür bin ich dankbar, denn das ist – wie wir von vielen anderen Fällen wissen – keineswegs selbstvers­tändlich.

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FOTO: PAUL ZINKEN/DPA Gerda Hasselfeld­t ist Präsidenti­n des Deutschen Roten Kreuzes.

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