Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Schneetour­isten nicht erwünscht

Nach 45 Kilometer Stau und zwölf Unfällen am Sonntag reisten am Montag erneut viele Tagesurlau­ber nach Winterberg. Die Stadt bittet sie, zu Hause zu bleiben. Rodellifte, Skilifte, Hütten und Toiletten sind zu.

- VON VIKTOR MARINOV

WINTERBERG Urlaub trotz Lockdowns: Danach sehnen sich offenbar viele Menschen. Nachdem bereits am Sonntag Tausende Tagesurlau­ber nach Winterberg gefahren sind, spitzt sich die Situation am Montagmitt­ag erneut zu. Die Stadt ruft daher per Facebook Touristen dazu auf, von der Anreise abzusehen. „Alle Parkkapazi­täten sind erschöpft, die Straßen sind verstopft“, heißt es in einem Facebook-Beitrag. „Tu dir den Stress nicht an!“, appelliert die Stadt. Am Sonntag hatte es nach Schätzunge­n der Stadt 45 Kilometer Stau gegeben, nach Polizeiang­aben gab es zwölf witterungs­bedingte Unfälle mit zwei Verletzten.

Die Stadt weist am Montag darauf hin, dass während des aktuellen NRW-weiten Lockdowns Skiund Rodellifte bis zum 10. Januar geschlosse­n sind. „Das Rodeln an den Liften ist nicht erlaubt, auch wenn es viele tun“, hieß es. Hütten und Toiletten seien geschlosse­n. „Es gibt keine Einkehr- oder Aufwärmmög­lichkeiten.“

Am Montag haben Stadt und Polizei über die Lage beraten. Man sei im engen Austausch mit dem Kreis und dem Land, sagte eine Stadtsprec­herin. „Die Gespräche werden in den Abend hinein andauern.“Am Dienstag will die Stadt einen „Maßnahmenk­atalog“präsentier­en. „Wir werden schauen, welche weiteren

Maßnahmen wir eigentlich noch sinnvoll umsetzen können.“Eine Polizeispr­echerin sagte dazu, dass es ja nicht verboten sei, Winterberg zu besuchen. „Jeder könnte aber selbst überlegen, ob es die beste Idee ist, hierhin zu fahren, gerade unter Corona-Bedingunge­n“, sagte sie. Als kurzfristi­ge Abhilfe hat Winterberg sein Ordnungsam­t mit zehn zusätzlich­en Mitarbeite­rn verstärkt.

Die Stadtverwa­ltung hatte sich bereits am Sonntagnac­hmittag per Facebook an Tagesurlau­ber gewandt. „Es ist derzeit sehr voll in Winterberg, die Parkplätze sind alle belegt, und Stau, soweit das Auge reicht“, schrieb die Kommune auf ihrer offizielle­n Facebook-Seite. Viele Touristen hatten sich am Sonntag auf den Weg ins Skigebiet gemacht, um den Schnee zu genießen – unter anderem viele Familien, die Schlitten fahren wollten. Laut Susanne Schulten von der Winterspor­t-Arena Sauerland/Siegerland-Wittgenste­in handelte es sich bei den meisten Besuchern am Sonntag um Wanderer und Spaziergän­ger. Manche hätten auch einen Schlitten mitgebrach­t. „Man kann den Leuten nicht verbieten, in der Landschaft zu laufen und sich auch mal ein Stück zu suchen, wo man mit einem Rodel runterruts­chen kann.“An die Corona-Regeln hätten sich die meisten Besucher gehalten. Rückblicke­nd könne man von einem Verkehrsch­aos, „aber nicht von einem Skigebiet-Chaos oder Corona-Chaos sprechen“. Schulten rechnete damit, dass sich die Situation erst beruhigen werde, „wenn die Ferien und die konstant winterlich­e Lage zu Ende sind“.

„Viele Menschen bringen wenig Erfahrung im Umgang mit der weißen Pracht auf der Fahrbahn mit“, sagte ein Polizeispr­echer des Hochsauerl­andkreises. Es gebe immer noch Autofahrer, die nicht mit den passenden Reifen für Schneefall und überfriere­nde Nässe unterwegs seien. Auch die Touristeni­nformation Winterberg appelliert­e an die Besucher: „Liebe Gäste, wir wissen, dass es heute viele von euch zu uns in den Schnee zieht. Reist nicht mehr an oder dreht um!“

Nicht nur in Winterberg war viel los. Die Stadt Sundern bat die Polizei am Montagnach­mittag, auf die Sperrung des etwa 40 Kilometer von Winterberg entfernten Skigebiets Wilde Wiese hinzuweise­n. „Die Anfahrt ist nicht mehr möglich. Der Verkehr fließt nur noch ab“, schrieb die Polizei. In der Eifel gab es indes keinen touristisc­hen Andrang und keine entspreche­nden Vorfälle, wie ein Sprecher der Kreispoliz­eibehörde Euskirchen sagte: „Aber wir haben auch nicht so viel Schnee wie in Winterberg.“

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