Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Schneetouristen nicht erwünscht
Nach 45 Kilometer Stau und zwölf Unfällen am Sonntag reisten am Montag erneut viele Tagesurlauber nach Winterberg. Die Stadt bittet sie, zu Hause zu bleiben. Rodellifte, Skilifte, Hütten und Toiletten sind zu.
WINTERBERG Urlaub trotz Lockdowns: Danach sehnen sich offenbar viele Menschen. Nachdem bereits am Sonntag Tausende Tagesurlauber nach Winterberg gefahren sind, spitzt sich die Situation am Montagmittag erneut zu. Die Stadt ruft daher per Facebook Touristen dazu auf, von der Anreise abzusehen. „Alle Parkkapazitäten sind erschöpft, die Straßen sind verstopft“, heißt es in einem Facebook-Beitrag. „Tu dir den Stress nicht an!“, appelliert die Stadt. Am Sonntag hatte es nach Schätzungen der Stadt 45 Kilometer Stau gegeben, nach Polizeiangaben gab es zwölf witterungsbedingte Unfälle mit zwei Verletzten.
Die Stadt weist am Montag darauf hin, dass während des aktuellen NRW-weiten Lockdowns Skiund Rodellifte bis zum 10. Januar geschlossen sind. „Das Rodeln an den Liften ist nicht erlaubt, auch wenn es viele tun“, hieß es. Hütten und Toiletten seien geschlossen. „Es gibt keine Einkehr- oder Aufwärmmöglichkeiten.“
Am Montag haben Stadt und Polizei über die Lage beraten. Man sei im engen Austausch mit dem Kreis und dem Land, sagte eine Stadtsprecherin. „Die Gespräche werden in den Abend hinein andauern.“Am Dienstag will die Stadt einen „Maßnahmenkatalog“präsentieren. „Wir werden schauen, welche weiteren
Maßnahmen wir eigentlich noch sinnvoll umsetzen können.“Eine Polizeisprecherin sagte dazu, dass es ja nicht verboten sei, Winterberg zu besuchen. „Jeder könnte aber selbst überlegen, ob es die beste Idee ist, hierhin zu fahren, gerade unter Corona-Bedingungen“, sagte sie. Als kurzfristige Abhilfe hat Winterberg sein Ordnungsamt mit zehn zusätzlichen Mitarbeitern verstärkt.
Die Stadtverwaltung hatte sich bereits am Sonntagnachmittag per Facebook an Tagesurlauber gewandt. „Es ist derzeit sehr voll in Winterberg, die Parkplätze sind alle belegt, und Stau, soweit das Auge reicht“, schrieb die Kommune auf ihrer offiziellen Facebook-Seite. Viele Touristen hatten sich am Sonntag auf den Weg ins Skigebiet gemacht, um den Schnee zu genießen – unter anderem viele Familien, die Schlitten fahren wollten. Laut Susanne Schulten von der Wintersport-Arena Sauerland/Siegerland-Wittgenstein handelte es sich bei den meisten Besuchern am Sonntag um Wanderer und Spaziergänger. Manche hätten auch einen Schlitten mitgebracht. „Man kann den Leuten nicht verbieten, in der Landschaft zu laufen und sich auch mal ein Stück zu suchen, wo man mit einem Rodel runterrutschen kann.“An die Corona-Regeln hätten sich die meisten Besucher gehalten. Rückblickend könne man von einem Verkehrschaos, „aber nicht von einem Skigebiet-Chaos oder Corona-Chaos sprechen“. Schulten rechnete damit, dass sich die Situation erst beruhigen werde, „wenn die Ferien und die konstant winterliche Lage zu Ende sind“.
„Viele Menschen bringen wenig Erfahrung im Umgang mit der weißen Pracht auf der Fahrbahn mit“, sagte ein Polizeisprecher des Hochsauerlandkreises. Es gebe immer noch Autofahrer, die nicht mit den passenden Reifen für Schneefall und überfrierende Nässe unterwegs seien. Auch die Touristeninformation Winterberg appellierte an die Besucher: „Liebe Gäste, wir wissen, dass es heute viele von euch zu uns in den Schnee zieht. Reist nicht mehr an oder dreht um!“
Nicht nur in Winterberg war viel los. Die Stadt Sundern bat die Polizei am Montagnachmittag, auf die Sperrung des etwa 40 Kilometer von Winterberg entfernten Skigebiets Wilde Wiese hinzuweisen. „Die Anfahrt ist nicht mehr möglich. Der Verkehr fließt nur noch ab“, schrieb die Polizei. In der Eifel gab es indes keinen touristischen Andrang und keine entsprechenden Vorfälle, wie ein Sprecher der Kreispolizeibehörde Euskirchen sagte: „Aber wir haben auch nicht so viel Schnee wie in Winterberg.“