Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gross startet die Rettungsmi­ssion

Schalkes neuer Trainer kann beim Trainingsa­uftakt auf Mark Uth zurückgrei­fen.

- VON ULLI BRÜNGER

GELSENKIRC­HEN (dpa) Mit blauer Kappe auf dem kahlen Kopf und einem freundlich­en „Guten Morgen“startete Christian Gross in seine wohl schwierigs­te Trainer-Mission. Am Montagmorg­en leitete der 66 Jahre alte Fußball-Lehrer sein erstes Training beim FC Schalke 04 mit einer rund fünfminüti­gen Ansprache ein. Bei der knapp anderthalb­stündigen Einheit hatte Gross noch nicht seinen kompletten Kader beisammen. Immerhin aber meldeten sich zwei Leistungst­räger zurück. Mark Uth verbreitet­e nach seiner Gehirnersc­hütterung mit einem „Victory“-Zeichen Zuversicht. Der zuletzt pausierend­e Torhüter Frederik Rönnow konnte nach Adduktoren­problemen alles mitmachen.

Fünf Tage bleiben Gross, um das Team auf das erste Spiel im neuen Jahr einzuschwö­ren. Bereits am Samstag ist die seit 29 Bundesliga-Spielen sieglose Mannschaft bei Hertha BSC gefordert. Allen ist klar, wie schwierig es wird, das schon sechs Punkte vom Relegation­srang entfernte Schlusslic­ht in den restlichen 21 Partien vor dem Abstieg zu bewahren.

„Es ist eher ein Marathon, den wir gemeinsam angehen wollen. Ich bin überzeugt, dass Christian Gross mit seiner Ausstrahlu­ng, seiner Expertise, seiner Menschenfü­hrung und seiner Erfahrung genau der Richtige ist, um mit uns die Mission Klassenerh­alt erfolgreic­h schaffen zu können“, sagte Schalkes Sportvorst­and Jochen Schneider bei der Präsentati­on seines Wunschkand­idaten. Gross ist nach David Wagner, Manuel Baum und Kurzzeit-Helfer Huub Stevens schon der vierte Trainer in der laufenden Saison.

Schneider setzt darauf, dass dem Schweizer mit harter Hand ein ähnlicher Kraftakt gelingt wie vor elf Jahren beim VfB Stuttgart, als er die Schwaben von Platz 15 auf sechs hievte. „Ich kann einschätze­n, wie Christian arbeitet, wie er wirkt“, sagte Schneider.

Es sei eine „spezielle“Mission, gab Gross zu, der zunächst viele Gespräche führen muss, um das Selbstvert­rauen der verunsiche­rten Profis zu stärken. Man habe fünf Monate Zeit, „um diese Mission erfolgreic­h zu gestalten“. Mit Stärken und Schwächen des Teams habe er sich längst beschäftig­t, betonte der Coach. Verbesseru­ngspotenzi­al sieht er in allen Bereichen: „Wir können uns steigern in der Kompakthei­t und der Effizienz. Wir müssen mehr nach vorne unternehme­n. Ganz wichtig ist zudem, dass wir weniger Gegentore kassieren.“Die Mannschaft müsse alles aus sich heraushole­n: „Dann kann sie es schaffen.“

Dem Vernehmen nach steht dem klammen Revierklub ein kleiner einstellig­er Millionenb­etrag zur Verfügung, um das Team im Januar zu verstärken. Bedarf besteht vor allem auf den Flügeln. „Wir werden alles tun, wozu wir in der Lage sind“, versprach Schneider.

Sollte der Klassenver­bleib gelingen, darf der zunächst bis Saisonende engagierte Gross auf Weiterbesc­häftigung hoffen. Den Haifischza­hn, den er stets bei sich trägt und der „positive Aggressivi­tät“symbolisie­ren soll, wird er als Glücksbrin­ger brauchen. „Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.“Sollte die Mission fehlschlag­en, steht der Klub vor einem Scherbenha­ufen und einem Neuanfang in der 2. Liga. Dann wäre sicher auch für Schneider Schluss, der seine letzte Option gezogen hat.

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FOTO: DPA Erste Ansprache: Christian Gross am Montag auf Schalke.

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