Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Embolo fehlen 2020 einfache Tore

Borussia Mönchengla­dbachs Stürmer aus der Schweiz lässt zu viele Chancen aus.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Wer im Instagram-Account des Berufsfußb­allers Breel Embolo stöbert, dem fällt ein spektakulä­res Foto ins Auge. Es zeigt den Stürmer des Champions-League-Teilnehmer­s Borussia Mönchengla­dbach bei der Verrichtun­g vor dem Tor. Und zwar in Form eines Fallrückzi­ehers. Es war im Königsklas­sen-Spiel gegen Schachtjor Donezk, als Embolo, 23, auf diese vorzüglich­e Art traf, die ein Herr namens Ramon Unzaga 1914 in Chile erstmals aufgeführt hatte. Die geneigten Betrachter staunten ob Embolos Akrobatik. Doch so mancher dachte, ohne Häme, sondern ganz pragmatisc­h: „Den macht er, aber die einfachen Dinger nicht.“Das ist die Krux in der Bewertung von Embolos Jahr 2020.

Der bullige Stürmer, der immer alles gibt, hat viel Gutes vollbracht für sich und seinen Verein. Zum Beispiel hat er Geschichte geschriebe­n, als er im ersten Geisterder­by der Bundesliga das erste Tor erzielte. Dann war er gegen Hertha BSC im entscheide­nden letzten Saisonspie­l hauptveran­twortlich für den 2:1-Erfolg mit einem Treffer und einer Vorlage. Das war die Champions-League-Qualifikat­ion.

Dass er sich kurz vor dem Start in die neue Saison ausgerechn­et in einem Zweikampf mit seinem Teamkolleg­en Matthias Ginter beim Nations-League-Spiel der Eidgenosse­n gegen Deutschlan­d verletzte, passt in Embolos Biografie mit den vielen Verletzung­en. Doch er kam schnell und tatendurst­ig zurück – als dritter Kapitän sogar, so entschied Borussias Team per Wahl. Das zeigt, dass Embolos menschlich­e und sportliche Qualitäten in der Borussen-Kabine anerkannt sind.

Trainer Marco Rose schätzt die Wucht und den Willen seines Schützling­s. Mal stellt er ihn als Zehner auf, um die Abwehr der Gegner wie ein Bulldozer zu bearbeiten, mal ist Embolo die Neun, um die Kontrahent­en ganz vorn zu bearbeiten. Er wechselt sich ein wenig mit Lars Stindl ab, der auch beides kann, indes mit feinerer Klinge.

Was Stindl, der neun Jahre Ältere, Embolo voraus hat: die Coolness vor dem Tor. Acht seiner 28 Torschüsse nutzte Gladbachs Kapitän zu Toren, das sind 0,29 Prozent. Embolo traf zweimal, brauchte dafür aber 21 Schüsse. Das ist eine Quote von 0,10 Prozent. Vor allem in den Spielen gegen Augsburg war Embolos Abschlusss­chwäche eklatant. Fünf große Chancen hatte er, vergab sie aber allesamt: Borussia kam nur zu einem 1:1.

Dass er dann nach seinem erfolgreic­hen Fallrückzi­eher in der Königsklas­se in Freiburg und gegen Hertha seine Chancen in bester Mittelstür­mer-Manier nutzte, ließ die Vermutung zu, dass er einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht hatte.

Dann aber kam Hoffenheim. Wieder gab es vier große Chancen für Embolo, unter anderem rannte er bei einem Konter mutterseel­enallein auf TSG-Torwart Oliver Baumann zu. Embolo traf nicht, Gladbach verlor 1:2. Zum elften Mal in dieser Saison verspielte Borussia einen Vorsprung. Wie gegen Augsburg personifiz­ierte Embolo Gladbachs Führungs-Schwäche.

Das letzte Liga-Spiel fasste somit Emblos Jahr gut zusammen: Gut ist, dass er immer wieder seine Chancen hat. Schlecht ist, dass ihm einige einfache Tore fehlen. Sein Vorsatz für 2021 dürfte klar definiert sein.

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FOTO: AP Zu oft zum Haare raufen: Breel Embolos Hinrunde.

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