Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Sommer und die zu seltene Null

- KARSTEN KELLERMANN

Bei Yann Sommer ist es wie bei allen Borussen. Irgendwie lief es diese Saison in der Champions League bisher ein bisschen besser als in der Liga. Zweimal hat Borussias Torhüter in der Königsklas­se zu Null gespielt und in den sechs Spielen gefühlt auch besser gehalten, zumindest, wenn man den Notenschni­tt unserer Redaktion zu Grunde legt. Bei 2,60 liegt dieser nach sechs Spielen. In der Bundesliga steht nach 13 Partien eine 2,96. Was im Teamvergle­ich immer noch ein Platz weit vorn ist. Doch für einen wie Sommer, der nach Perfektion strebt, wird ein „fast befriedige­nd“nicht zufriedens­tellend sein. Er will gut, bestenfall­s sehr gut sein.

1,75 Gegentore jedoch, die es im bisherigen Schnitt für Sommer in der Liga gab, sind zu viel für den Anspruch, den der Schweizer Nationalto­rhüter hat. In der vergangene­n Saison stand er hinter der drittbeste­n Abwehr der Liga, die in 34 Spielen nur 40 Treffer der Gegner zuließ. Nun sind es nach etwas mehr als einem Drittel der Saison schon 22 (eines kassierte Sommer-Ersatz Tobias Sippel gegen Hertha BSC). Hinzu kommt: Nur einmal in zwölf Spielen konnte Sommer die Null festhalten, das war beim 1:0 im Topspiel gegen RB Leipzig. Ansonsten gab es immer mindestens einen Gegentreff­er. Weswegen auch dreimal daheim am Ende noch ein 1:0 verspielt wurde.

Sommer und die zu seltene Null sind ein Grund dafür, dass die Borussen als Achter etwas hinterher hängen in der Liga. In der Spielzeit 2019/20 hatte Sommer eine Paradenquo­te von 76,2 Prozent, in der Saison 2018/19 waren es 73,1 Prozent. Derzeit liegt Sommers Wert bei 58,8 Prozent abgewehrte­n Schüssen. Nun sagt die Menge der Torschüsse erst einmal nichts über ihre Qualität aus. Letztlich kommt es darauf an, die entscheide­nden Bälle zu halten und sei es nur den einen gefährlich­en, den der Gegner aufs Tor bringt. Genau das war in Spielen wie gegen Berlin, Wolfsburg oder Augsburg, die alle 1:1 endeten nach einer 1:0-Führung, nicht der Fall. Gegen Hoffenheim gab es in der Schlusspha­se sogar noch zwei Gegentore.

Sommer jedoch für die verspielte­n Punkte verantwort­lich zu machen, wäre unpassend. Denn Borussias Gegentor-Problem in der Liga ist indes kein individuel­les, sondern ein gesamtmann­schaftlich­es. Es gibt zu große Abstände, fehlendes Timing, teilweise sind es Fehlerkett­en.

Der Schweizer selbst strahlt aber auch nicht die unbedingte Sicherheit der vergangene­n Spielzeite­n aus, als er sich immer nochmal steigerte. Doch hat er auch kaum explizite Fehler gemacht. Eher ist es so, dass Sommer seltener Bälle hält, die man nicht halten muss, so wie man es von ihm gewohnt war. Daran wird er arbeiten. Er will die Champions-League-Niveau auch in der Bundesliga haben. Dann steht auch wieder öfter die Null bei Sommer und den Borussen.

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