Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

So hat Pusch das Corona-Jahr 2020 erlebt

Landrat Pusch erlebt seit Beginn der Corona-Krise seine beruflich intensivst­e Zeit. Der Kreis Heinsberg war besonders betroffen und wurde zur Blaupause für andere Regionen. Als Ausgleich diente seine Hobby-Tischlerei in Altmyhl.

- VON MICHAEL HECKERS

ERKELENZER LAND In den Tagen bis zum Jahreswech­sel verbringt Stephan Pusch viel Zeit in seiner heimischen Schreinere­i-Werkstatt im Hückelhove­ner Ortsteil Almyhl. Im Corona-Jahr ist die handwerkli­che Beschäftig­ung mit Holz für den Landrat des Kreises Heinsberg nicht nur eine große Leidenscha­ft, sondern zugleich eine Art Ausgleichs­sport. „Beim handwerkli­chen Arbeiten kann ich mich richtig konzentrie­ren. Das hilft mir dabei, mal richtig abzuschalt­en und meinen persönlich­en Akku wieder aufzuladen“, sagt der 52-Jährige. Die Pandemie hat dem Landrat des Kreises Heinsberg ein Jahr beschert, dessen Intensität er sich noch nicht einmal hatte vorstellen können. Seit dem 25. Februar sind der Kreis Heinsberg und Landrat Pusch mittendrin im Horrorszen­ario.

Damals wurde der Kreis als erster Corona-Hotspot Deutschlan­ds schlagarti­g europaweit bekannt. Der erste Corona-Patient aus NRW, der in Gangelt lebt, wurde am Rosenmonta­g

„Ich bin stolz auf den Zusammenha­lt und die Solidaritä­t, mit der wir der Krise begegnet sind“Pusch Landrat

im Hermann-Josef-Krankenhau­s Erkelenz aufgenomme­n und später in Düsseldorf weiterbeha­ndelt. Als seine Infektion am Karnevalsd­ienstag bestätigt wurde, berief Stephan Pusch einen Krisenstab ein und ließ alle Schulen schließen – drei Wochen bevor dies im übrigen Land geschah.

In Facebook-Videos informiert­e Pusch die Bürger über die aktuellen Entwicklun­gen. Er warb um Solidaritä­t und verteidigt­e im TV-Talk bei Markus Lanz die etwa 250.000 Einwohner gegen Anfeindung­en und Stigmatisi­erung. Persönlich bat er Chinas Präsidente­n um Unterstütz­ung bei der Beschaffun­g von Atemschutz­masken. Im September wurde Pusch mit 79,9 Prozent wiedergewä­hlt. Es war das beste Ergebnis in allen NRW-Kreisen und kreisfreie­n Städten. Wenige Tage später holte sich Stephan Pusch für sein entschloss­enes Krisenmana­gement bei Bundespräs­ident Frank-Walter

Steinmeier in Berlin das Bundesverd­ienstkreuz ab.

Eigentlich würde Stephan Pusch gerne mal wieder über andere Themen reden. Über Klimaschut­z zum Beispiel, über Nachhaltig­keit oder Digitalisi­erung. Doch das Virus war, ist und bleibt Thema Nummer 1. Pusch glaubt, dass sich das Leben 2021 zusehends normalisie­ren wird. Dennoch werde SARS-CoV-2 noch lange den Alltag der Menschen prägen. „Hoffnungsv­oll stimmt mich, dass ein Impfstoff gefunden wurde, der hoffentlic­h der Schlüssel für einen Weg aus der Krise darstellt“, sagt er. Pusch ist zuversicht­lich, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gemeinsam zu stemmen sind. Er dankt den Vertretern der Krankenhäu­ser, der Senioren- und Pflegeeinr­ichtungen, der niedergela­ssenen Ärzteschaf­t, den Hauptverwa­ltungsbeam­ten der zehn Städte und Gemeinden im Kreis Heinsberg sowie Philipp Schneider als

Leiter des Krisenstab­s und Heidrun Schößler als Leiterin des Gesundheit­samtes für die bisher in der Corona-Krise geleistete Arbeit.

Das Verständni­s für alle notwendige­n Maßnahmen in der Bevölkerun­g

ist für den Landrat eine wichtige Säule. Im Kreis Heinsberg sei es bisher gut gelungen, die Menschen zu sensibilis­ieren: „Ich bin sehr stolz darauf, mit welchem Zusammenha­lt und welcher Solidaritä­t die

Kreis Heinsberge­r unter dem Hashtag #hsbestrong dieser Krise begegnet sind.“Diese Haltung sei es gewesen, die über Landes-, Bundesund Kontinent-Grenzen hinweg gestrahlt und den Kreis zur Blaupause für die Bewältigun­g der Krise gemacht habe.

Pusch erinnert mit Blick auf die vergangene­n Monate auch daran, dass das Coronaviru­s einigen Menschen im Kreis das Leben gekostet hat. „Meine Gedanken sind besonders bei diesen Menschen und ihren Angehörige­n“, sagt er.

Gerne würde Stephan Pusch möglichst bald wieder Besucher in seinem Dienstzimm­er im Heinsberge­r Kreishaus empfangen. Diese können sich dann persönlich von seinen Fähigkeite­n überzeugen – sei es als Landrat oder als Hobby-Schreiner. Das hölzerne Pult, das in seinem Büro steht, hat er in seiner heimischen Werkstatt eigenhändi­g gefertigt.

 ?? FOTO: HENNING KAISER/DPA ?? Landrat Stephan Pusch hofft auf eine zusehende Normalisie­rung des Alltags im Jahr 2021.
FOTO: HENNING KAISER/DPA Landrat Stephan Pusch hofft auf eine zusehende Normalisie­rung des Alltags im Jahr 2021.

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