Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
So hat Pusch das Corona-Jahr 2020 erlebt
Landrat Pusch erlebt seit Beginn der Corona-Krise seine beruflich intensivste Zeit. Der Kreis Heinsberg war besonders betroffen und wurde zur Blaupause für andere Regionen. Als Ausgleich diente seine Hobby-Tischlerei in Altmyhl.
ERKELENZER LAND In den Tagen bis zum Jahreswechsel verbringt Stephan Pusch viel Zeit in seiner heimischen Schreinerei-Werkstatt im Hückelhovener Ortsteil Almyhl. Im Corona-Jahr ist die handwerkliche Beschäftigung mit Holz für den Landrat des Kreises Heinsberg nicht nur eine große Leidenschaft, sondern zugleich eine Art Ausgleichssport. „Beim handwerklichen Arbeiten kann ich mich richtig konzentrieren. Das hilft mir dabei, mal richtig abzuschalten und meinen persönlichen Akku wieder aufzuladen“, sagt der 52-Jährige. Die Pandemie hat dem Landrat des Kreises Heinsberg ein Jahr beschert, dessen Intensität er sich noch nicht einmal hatte vorstellen können. Seit dem 25. Februar sind der Kreis Heinsberg und Landrat Pusch mittendrin im Horrorszenario.
Damals wurde der Kreis als erster Corona-Hotspot Deutschlands schlagartig europaweit bekannt. Der erste Corona-Patient aus NRW, der in Gangelt lebt, wurde am Rosenmontag
„Ich bin stolz auf den Zusammenhalt und die Solidarität, mit der wir der Krise begegnet sind“Pusch Landrat
im Hermann-Josef-Krankenhaus Erkelenz aufgenommen und später in Düsseldorf weiterbehandelt. Als seine Infektion am Karnevalsdienstag bestätigt wurde, berief Stephan Pusch einen Krisenstab ein und ließ alle Schulen schließen – drei Wochen bevor dies im übrigen Land geschah.
In Facebook-Videos informierte Pusch die Bürger über die aktuellen Entwicklungen. Er warb um Solidarität und verteidigte im TV-Talk bei Markus Lanz die etwa 250.000 Einwohner gegen Anfeindungen und Stigmatisierung. Persönlich bat er Chinas Präsidenten um Unterstützung bei der Beschaffung von Atemschutzmasken. Im September wurde Pusch mit 79,9 Prozent wiedergewählt. Es war das beste Ergebnis in allen NRW-Kreisen und kreisfreien Städten. Wenige Tage später holte sich Stephan Pusch für sein entschlossenes Krisenmanagement bei Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier in Berlin das Bundesverdienstkreuz ab.
Eigentlich würde Stephan Pusch gerne mal wieder über andere Themen reden. Über Klimaschutz zum Beispiel, über Nachhaltigkeit oder Digitalisierung. Doch das Virus war, ist und bleibt Thema Nummer 1. Pusch glaubt, dass sich das Leben 2021 zusehends normalisieren wird. Dennoch werde SARS-CoV-2 noch lange den Alltag der Menschen prägen. „Hoffnungsvoll stimmt mich, dass ein Impfstoff gefunden wurde, der hoffentlich der Schlüssel für einen Weg aus der Krise darstellt“, sagt er. Pusch ist zuversichtlich, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gemeinsam zu stemmen sind. Er dankt den Vertretern der Krankenhäuser, der Senioren- und Pflegeeinrichtungen, der niedergelassenen Ärzteschaft, den Hauptverwaltungsbeamten der zehn Städte und Gemeinden im Kreis Heinsberg sowie Philipp Schneider als
Leiter des Krisenstabs und Heidrun Schößler als Leiterin des Gesundheitsamtes für die bisher in der Corona-Krise geleistete Arbeit.
Das Verständnis für alle notwendigen Maßnahmen in der Bevölkerung
ist für den Landrat eine wichtige Säule. Im Kreis Heinsberg sei es bisher gut gelungen, die Menschen zu sensibilisieren: „Ich bin sehr stolz darauf, mit welchem Zusammenhalt und welcher Solidarität die
Kreis Heinsberger unter dem Hashtag #hsbestrong dieser Krise begegnet sind.“Diese Haltung sei es gewesen, die über Landes-, Bundesund Kontinent-Grenzen hinweg gestrahlt und den Kreis zur Blaupause für die Bewältigung der Krise gemacht habe.
Pusch erinnert mit Blick auf die vergangenen Monate auch daran, dass das Coronavirus einigen Menschen im Kreis das Leben gekostet hat. „Meine Gedanken sind besonders bei diesen Menschen und ihren Angehörigen“, sagt er.
Gerne würde Stephan Pusch möglichst bald wieder Besucher in seinem Dienstzimmer im Heinsberger Kreishaus empfangen. Diese können sich dann persönlich von seinen Fähigkeiten überzeugen – sei es als Landrat oder als Hobby-Schreiner. Das hölzerne Pult, das in seinem Büro steht, hat er in seiner heimischen Werkstatt eigenhändig gefertigt.