Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Achtelfinale – und was sonst noch?
Borussia startet am Mittwoch ins Fußballjahr 2021 – in drei Wettbewerben. Das Hauptaugenmerk muss sein, in der Liga weiter nach vorn zu kommen. Champions League und DFB-Pokal sind Bonus-Ereignisse.
Borussia startet am Mittwoch ins Fußballjahr 2021 – in drei Wettbewerben. Hauptaugenmerk muss sein, in der Liga nach vorne zu kommen.
Borussia ist Sechster. Mit 48 Punkten aus 30 Spielen. Das ist die Jahresbilanz für 2020, dem ersten kompletten Jahr unter Trainer Marco Rose. In den drei Jahren zuvor waren die Gladbacher in der Jahreswertung jeweils Fünfter, hatten immer aber auch einige Spiele mehr, um ihre Punkte zu machen. Doch illustriert die Jahrestabelle durchaus, was in der aktuellen Saison für die Liga gilt: Es darf bei Borussia schon noch ein bisschen mehr sein.
Was es 2020 noch gab: Die Qualifikation für die Champions League und dort den Einzug ins Achtelfinale. Das haben die Gladbacher auch im DFB-Pokal erreicht. Erstmals seit 2017 sind die Borussen somit in drei Wettbewerben dabei, wenn das neue Jahr beginnt. Damals ging es in der Europa League noch zwei Runden weiter und im DFB-Pokal bis ins Halbfinale.
In der Champions League wäre es angesichts des Gegners Manchester City schon eine kleine Sensation, wenn Borussia sich durchsetzen würde. Doch chancenlos sind die Gladbacher gegen Pep Guardiolas City nicht. Gelingt es ihnen, die hohe Qualität auf den Rasen zu bringen wie bei den 2:2-Unentschieden bei Inter Mailand und Real Madrid oder bei den Kantersiegen gegen Donezk, dann ist Roses Team in der Lage, auch einen Gegner wie City zu piesacken. So oder so: Alles, was die Königsklasse noch bringt, ist ein Bonus, sportlich wie finanziell.
Der dritte Wettbewerb ist der DFB-Pokal. Bislang hatten die Borussen es mit zwei Regionalligisten zu tun, gegen Oberneuland und Elversberg gab es dann auch die zu erwartenden klaren Siege. Wer der nächste Gegner ist, wird am Sonntag in der ARD-Sportschau ausgelost. Bei der letzten Achtelfinal-Teilnahme gab es in der Saison 2017/18 ein Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, das indes 0:1 verloren ging. Das Ziel im Pokal bleibt, so lange Gladbach im Lostopf ist, das Finale in Berlin. Allerdings gilt auch für diesen Wettbewerb: Er ist Bonusmaterial.
Was wirklich wichtig ist, darauf hat Rose zuletzt auch immer wieder verwiesen, ist der Alltag in der Bundesliga. Dort sind die Borussen den gesamten Dezember über ohne Sieg geblieben und haben zu allem Überfluss auch noch ein 1:2 gegen 1899 Hoffenheim im 30. und letzten Ligaspiel des Jahres kassiert. Und nun geht es beim Aufsteiger Bielefeld wieder los – ein recht unangenehmer Gegner ist das. Denn auf der Alm kann Gladbach als klarer Favorit nur verlieren.
21 Spiele sind insgesamt von dieser Saison noch übrig, genug also, um noch so ordentlich zu punkten, dass das von Rose klar formulierte Ziel, Platz vier plus, im Fokus bleiben darf. Gerade in der weiter von Corona gezeichneten Zeit, wäre eine erneute Champions-League-Teilnahme wichtig für die Borussen. Denn es geht darum, den in den vergangenen zwei Spielzeiten erarbeiteten Platz in der Rangfolge des deutschen Fußballs an der Schwelle zur Königsklasse zu bewahren und bestenfalls noch auszubauen.
Von denen, die über eine gesamte Saison gesehen direkte Konkurrenten sind, ist derzeit Bayer Leverkusen (zehn Punkte mehr) enteilt und der VfL Wolfsburg (sechs Punkte mehr) vorbeigezogen. Für beide gilt, was sonst Borussia mit Blick auf die betuchteren Klubs sagt: Wenn einer der Großen schwächelt, wollen wir da sein. Und in den ersten 13 Spielen ist es eben Gladbach, das hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, weil nicht genug Spiele trotz Führungen gewonnen wurden. Vier, fünf oder ein paar mehr Punkte mehr wären bei realistischer Betrachtungsweise zusätzlich drin gewesen. Dann wäre die Bundesliga-Welt der Gladbacher eine andere, weil die Champions-League-Ränge in Schlagweite wären.
Dem Spiel in Bielefeld kommt eine große Bedeutung zu. Danach kommen die Bayern, die 2020 nur ein Spiel verloren haben in der Bundesliga. Mit dem Gefühl einer Niederlage will Gladbach nicht ins Topspiel gehen. Indes: Im ersten Saisonteil haben die Gladbacher ihre Auswärtsaufgaben bei den Gegnern aus den untersten Regionen der Tabelle stets erledigt: beim 1. FC Köln gab es ein 3:1, bei Mainz 05 ein 3:2. Ein Dreier in Bielefeld, es wäre der erste in der Liga seit dem 4:1 gegen Schalke am 28. November, wäre das richtige Signal zum Start ins neue Jahr. Es geht darum, die Frage „Achtelfinale - und was noch?“mit „Europa und möglichst Königsklasse“zu beantworten.