Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Die Verantwortung der Pflegekräfte
Corona fordert die Gesellschaft heraus. Mit dem Start der Impfkampagne wächst einerseits die Hoffnung, dass die Pandemie besiegt werden kann. Zugleich aber verschärfen sich die ethischen Debatten. Dass sich nur eine knappe Mehrheit der Deutschen impfen lassen will, ist erstaunlich. Schließlich bedeutet die Impfung das Ticket zurück zur Normalität. Die rationale Abwägung der Wahrscheinlichkeiten, einerseits einen Impfschaden zu erleiden oder andererseits schwer an Covid zu erkranken oder gar zu sterben, lässt nur einen Schluss zu: Impfen ist weniger riskant, als sich nicht impfen zu lassen. An der Gesamtabwägung ändern auch einzelne Pannen nichts. Umso überraschender ist die Skepsis, die es in Teilen des Pflegepersonals gibt. Dass gerade dort, wo Mitarbeiter täglich mit „vulnerablen Gruppen“zu tun haben, die Einsicht in die Notwendigkeit der Impfung teilweise gering ist, wirft Fragen auf. Haben die Pflegekräfte sich mit ihrer Verantwortung auseinandergesetzt? Haben sie nüchtern die Risiken abgewogen? Aber auch: Haben die Arbeitgeber genug getan, um ihre Mitarbeiter aufzuklären?
Der Staat hat im Kampf gegen die Pandemie durchaus scharfe Schwerter zur Hand. Das Infektionsschutzgesetz räumt ihm grundsätzlich die Möglichkeit ein, in Gemeinschaftseinrichtungen eine Impfung zu verlangen. Im Kampf gegen die Masern wird dies genutzt: Kinder wie Mitarbeiter in Kitas und Schulen müssen inzwischen eine Masernimpfung vorweisen. Doch die Bundesregierung hat sich im Kampf gegen Corona gut und klar positioniert: Anders als bei Masern wird es hier keine Impfpflicht geben. Umso mehr ist jeder aufgerufen, sich mit der Impfung nüchtern auseinanderzusetzen und nicht auf Verschwörungstheoretiker zu hören. Die Impfung ist ein Angebot. Jeder, der es bekommt, sollte es nutzen – in seinem Interesse. BERICHT CORONA-MUTATION IN NRW NACHGEWIESEN, TITELSEITE