Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Verdeckte Ermittler an Silvester
Wegen der Pandemie soll es zu Neujahr weder Feuerwerk noch große Feiern geben. Die Polizei wird mehr Beamte einsetzen als im Vorjahr. Die wichtigsten Fakten.
Gibt es ein grundsätzliches Böllerverbot in NRW?
Nein. Das stellte auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag noch einmal klar. Der Verkauf von Feuerwerksartikeln ist aber bundesweit verboten. Auch über das Internet dürfen keine Böller gekauft und nach Hause bestellt werden. Der Zoll kontrolliert stichprobenartig verdächtige Pakete.
Unterschiedliche Regelungen in den Städten
Es ist den Kommunen überlassen worden, entsprechende Böllerverbote zu erlassen – oder eben nicht. In Bonn etwa ist das Böllern im öffentlichen Raum im gesamten Stadtgebiet verboten. Erkelenz verzichtet hingegen auf ein Verbot. Auch in Wegberg darf unter Einhaltung der Corona-Schutzverordnung Feuerwerk abgebrannt werden.
Was sind Verbotszonen?
Die Städte weisen entsprechende Gebiete aus, in denen kein Feuerwerk abgebrannt werden darf. In der Regel handelt es sich dabei um neuralgische Punkte – also Orte, an denen in den Jahren zuvor an Silvester immer viel los gewesen ist. In Düsseldorf gilt zum Beispiel in der Altstadt ein Feuerwerksverbot; in anderen Teilen der Stadt ist das Knallen erlaubt.
Wie viele Personen dürfen zusammen feiern?
Im öffentlichen Raum dürfen sich laut aktueller Corona-Schutzverordnung fünf Personen aus maximal zwei Haushalten treffen. Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt. Die Kontaktbeschränkungen gelten nicht für die eigenen vier Wände. Feiern und vergleichbare Zusammenkünfte sind aber auch zu Hause verboten. Beliebige Kontrollen in privaten Räumen wird es laut Reul nicht geben: „Aber überall dort, wo eine große Feier stattfindet, werden wir auch einschreiten.“Politiker und Sicherheitsbehörden appellieren an die Vernunft der Menschen, Silvester im kleinen Familienkreis zu feiern. In besonders vom Coronavirus betroffenen Städten und Kreisen gilt über den Jahreswechsel eine nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr.
Welche Strafen drohen?
Die Einfuhr von nicht zugelassener Pyrotechnik ist nach den Vorschriften des Sprengstoffgesetzes verboten und strafbar. In diesen Fällen wird stets ein Strafverfahren eingeleitet, die Feuerwerks- und Knallkörper werden beschlagnahmt oder sichergestellt. 250 Euro muss man zahlen, wenn man mit mehr Personen zusammen ist, als die Regeln erlauben. Sogar bis zu 5000 Euro können fällig werden, wenn man ein verbotenes Fest veranstaltet.
Wie stellt sich die Polizei auf?
Die Polizei wird mit einem Großaufgebot im Einsatz sein. Laut Reul stehen mehr Kräfte als im vergangenen Jahr bereit. Insgesamt werden landesweit 4800 Beamte für Sicherheit sorgen, davon 1300 Bereitschaftspolizisten. Sie sind so stationiert, dass sie im Ernstfall schnell an den Einsatzorten sein können. Auch verdeckte Ermittler sind an Silvester auf den Straßen unterwegs. Erfahrungsgemäß halten sie sich an Bahnhöfen und in Zügen auf, um mögliche Gefahrenherde frühzeitig zu erkennen – etwa wenn besonders große Gruppen anreisen. „Es ist in diesem Jahr für die Polizei schwer, sich auf den Einsatz vorzubereiten. Denn es ist schwer vorherzusehen, wie sich die Menschen verhalten werden“, sagte Reul.
Appell der Notärzte und Politiker
Die Notärzte auf den Rettungswachen und in den Notaufnahmen bitten darum, sich vom Böllern fernzuhalten. Angesichts der angespannten Situation in den Krankenhäusern und der überfüllten Intensivstationen in vielen Kliniken sei man froh über jeden Patienten weniger, sagte Jan-Thorsten Gräsner, Notarzt und Sprecher des Arbeitskreises Notfallmedizin.
Forderung nach einem Ersatz-Silvester
Vereinzelt wird der Wunsch laut, im kommenden Jahr an anderer Stelle große Feuerwerke zu veranstalten. Feuerwerker Sascha Krumbach vom „Pyroteam“in Grevenbroich könnte sich ein „zweites Silvester“– ähnlich den Feuerwerken in den USA und Frankreich zu den Nationalfeiertagen – vorstellen.