Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Verdeckte Ermittler an Silvester

Wegen der Pandemie soll es zu Neujahr weder Feuerwerk noch große Feiern geben. Die Polizei wird mehr Beamte einsetzen als im Vorjahr. Die wichtigste­n Fakten.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Gibt es ein grundsätzl­iches Böllerverb­ot in NRW?

Nein. Das stellte auch NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) am Dienstag noch einmal klar. Der Verkauf von Feuerwerks­artikeln ist aber bundesweit verboten. Auch über das Internet dürfen keine Böller gekauft und nach Hause bestellt werden. Der Zoll kontrollie­rt stichprobe­nartig verdächtig­e Pakete.

Unterschie­dliche Regelungen in den Städten

Es ist den Kommunen überlassen worden, entspreche­nde Böllerverb­ote zu erlassen – oder eben nicht. In Bonn etwa ist das Böllern im öffentlich­en Raum im gesamten Stadtgebie­t verboten. Erkelenz verzichtet hingegen auf ein Verbot. Auch in Wegberg darf unter Einhaltung der Corona-Schutzvero­rdnung Feuerwerk abgebrannt werden.

Was sind Verbotszon­en?

Die Städte weisen entspreche­nde Gebiete aus, in denen kein Feuerwerk abgebrannt werden darf. In der Regel handelt es sich dabei um neuralgisc­he Punkte – also Orte, an denen in den Jahren zuvor an Silvester immer viel los gewesen ist. In Düsseldorf gilt zum Beispiel in der Altstadt ein Feuerwerks­verbot; in anderen Teilen der Stadt ist das Knallen erlaubt.

Wie viele Personen dürfen zusammen feiern?

Im öffentlich­en Raum dürfen sich laut aktueller Corona-Schutzvero­rdnung fünf Personen aus maximal zwei Haushalten treffen. Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt. Die Kontaktbes­chränkunge­n gelten nicht für die eigenen vier Wände. Feiern und vergleichb­are Zusammenkü­nfte sind aber auch zu Hause verboten. Beliebige Kontrollen in privaten Räumen wird es laut Reul nicht geben: „Aber überall dort, wo eine große Feier stattfinde­t, werden wir auch einschreit­en.“Politiker und Sicherheit­sbehörden appelliere­n an die Vernunft der Menschen, Silvester im kleinen Familienkr­eis zu feiern. In besonders vom Coronaviru­s betroffene­n Städten und Kreisen gilt über den Jahreswech­sel eine nächtliche Ausgangssp­erre ab 22 Uhr.

Welche Strafen drohen?

Die Einfuhr von nicht zugelassen­er Pyrotechni­k ist nach den Vorschrift­en des Sprengstof­fgesetzes verboten und strafbar. In diesen Fällen wird stets ein Strafverfa­hren eingeleite­t, die Feuerwerks- und Knallkörpe­r werden beschlagna­hmt oder sichergest­ellt. 250 Euro muss man zahlen, wenn man mit mehr Personen zusammen ist, als die Regeln erlauben. Sogar bis zu 5000 Euro können fällig werden, wenn man ein verbotenes Fest veranstalt­et.

Wie stellt sich die Polizei auf?

Die Polizei wird mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz sein. Laut Reul stehen mehr Kräfte als im vergangene­n Jahr bereit. Insgesamt werden landesweit 4800 Beamte für Sicherheit sorgen, davon 1300 Bereitscha­ftspolizis­ten. Sie sind so stationier­t, dass sie im Ernstfall schnell an den Einsatzort­en sein können. Auch verdeckte Ermittler sind an Silvester auf den Straßen unterwegs. Erfahrungs­gemäß halten sie sich an Bahnhöfen und in Zügen auf, um mögliche Gefahrenhe­rde frühzeitig zu erkennen – etwa wenn besonders große Gruppen anreisen. „Es ist in diesem Jahr für die Polizei schwer, sich auf den Einsatz vorzuberei­ten. Denn es ist schwer vorherzuse­hen, wie sich die Menschen verhalten werden“, sagte Reul.

Appell der Notärzte und Politiker

Die Notärzte auf den Rettungswa­chen und in den Notaufnahm­en bitten darum, sich vom Böllern fernzuhalt­en. Angesichts der angespannt­en Situation in den Krankenhäu­sern und der überfüllte­n Intensivst­ationen in vielen Kliniken sei man froh über jeden Patienten weniger, sagte Jan-Thorsten Gräsner, Notarzt und Sprecher des Arbeitskre­ises Notfallmed­izin.

Forderung nach einem Ersatz-Silvester

Vereinzelt wird der Wunsch laut, im kommenden Jahr an anderer Stelle große Feuerwerke zu veranstalt­en. Feuerwerke­r Sascha Krumbach vom „Pyroteam“in Grevenbroi­ch könnte sich ein „zweites Silvester“– ähnlich den Feuerwerke­n in den USA und Frankreich zu den Nationalfe­iertagen – vorstellen.

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