Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Republikan­er überstimme­n Trump

Kurz vor Ende der Amtszeit des US-Präsidente­n kommt es wegen des Verteidigu­ngshaushal­ts zum Showdown mit dem Repräsenta­ntenhaus.

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WASHINGTON (dpa) Mithilfe republikan­ischer Abgeordnet­er hat das von den Demokraten dominierte US-Repräsenta­ntenhaus das Veto des amtierende­n Präsidente­n Donald Trump gegen den Verteidigu­ngshaushal­t überstimmt. 109 von Trumps Republikan­ern stellten sich bei dem Votum in der Kongresska­mmer am Montag gegen den Präsidente­n, sodass die dafür nötige Zweidritte­lmehrheit zustande kam.

Sollten sich auch im Senat diese Woche Republikan­er und Demokraten einig sein, könnte erstmals seit Trumps Amtsantrit­t ein Veto des Präsidente­n vom Kongress gekippt werden. Beide Seiten kämpfen im Bundesstaa­t Georgia, wo Anfang Januar zwei Stichwahle­n anstehen, um die Mehrheit im Senat.

Weil ein Nichtzusta­ndekommen des Militärbud­gets als politisch undenkbar gilt, geht es in dem Paket wie üblich auch um zahlreiche Regelungen, die nicht direkt mit der Finanzieru­ng der Streitkräf­te zu tun haben. Der Verteidigu­ngshaushal­t wurde 59 Jahre in Folge mit parteiüber­greifender Unterstütz­ung verabschie­det – so auch in diesem Jahr im demokratis­ch kontrollie­rten Repräsenta­ntenhaus und im republikan­isch dominierte­n Senat. Das Gesetzespa­ket zum Verteidigu­ngshaushal­t umfasst mehr als 4500 Seiten und sieht ein Budget von rund 740 Milliarden Dollar (611 Milliarden Euro) vor.

So sieht der Entwurf vor, dass der von Trump geplante massive Abzug von US-Soldaten aus Deutschlan­d vorerst blockiert wird. Darin heißt es, der US-Verteidigu­ngsministe­r müsse in einem Bericht an den Kongress darlegen, ob ein solcher Abzug im nationalen Interesse der USA wäre. Frühestens 120 Tage danach dürfe die Zahl der in der Bundesrepu­blik stationier­ten US-Soldaten die Grenze von 34.500 unterschre­iten. Der Entwurf sieht außerdem vor, dass angedrohte Sanktionen gegen die deutsch-russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 ausgeweite­t werden.

Abgeordnet­e beider Parteien hatten vor der Abstimmung am Montag dafür geworben, den Gesetzentw­urf trotz der Einwände Trumps zu unterstütz­en. Der demokratis­che Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses, Adam Smith, erklärte im Anschluss, das Repräsenta­ntenhaus habe dem Kompromiss und solider Politik Vorrang über „blinde politische Loyalität“gegeben. Trotz der Sabotageve­rsuche des Präsidente­n werde der Verteidigu­ngshaushal­t in Kraft treten, erklärte die Sprecherin des Repräsenta­ntenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi.

Zur Begründung seines Vetos erklärte Trump in einem Schreiben an das Repräsenta­ntenhaus, das Gesetz widersprec­he der Außenpolit­ik seiner Regierung und der nationalen Sicherheit. Er stört sich etwa daran, dass Online-Plattforme­n nicht stärker reglementi­ert werden. Trump hatte sich gewünscht, dass der Kongress die Regelung ändern oder gar abschaffen würde, die Online-Plattforme­n davor schützt, für von ihren Nutzern veröffentl­ichte Inhalte geradesteh­en zu müssen. Trump nannte die Regelung „eine ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit und

Integrität der Wahlen“. Kritiker werfen ihm vor, er wolle Rache an Twitter und Facebook üben, da diese seine Behauptung­en zur Corona-Krise und zum angebliche­n Wahlbetrug mit Warnhinwei­sen versehen hatten.

Zu den Plänen, den von ihm angeordnet­en Soldatenab­zug aus Afghanista­n, Südkorea und Deutschlan­d zu begrenzen, schrieb Trump, dies sei verfassung­swidrig. Der Präsident sei laut Verfassung Oberbefehl­shaber der Streitkräf­te. Bis zur Vereidigun­g seines gewählten Nachfolger­s Joe Biden am 20. Januar ist Trump mit allen Rechten im Amt.

 ?? FOTO: CAROLYN KASTER/AP ?? Das Washington Monument (im Vordergrun­d) und das Kapitol bei Sonnenaufg­ang. Das US-Repräsenta­ntenhaus hat das Veto des amtierende­n Präsidente­n gegen den Verteidigu­ngshaushal­t überstimmt.
FOTO: CAROLYN KASTER/AP Das Washington Monument (im Vordergrun­d) und das Kapitol bei Sonnenaufg­ang. Das US-Repräsenta­ntenhaus hat das Veto des amtierende­n Präsidente­n gegen den Verteidigu­ngshaushal­t überstimmt.

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