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Skispringe­r Geiger feiert Auftaktsie­g

Der Lokalmatad­or hat den Auftakt der Vierschanz­entournee in Oberstdorf gewonnen. Der 27-Jährige sprang 127 und 136,5 Meter weit.

- VON THOMAS ESSER UND PATRICK REICHARDT

OBERSTDORF (dpa) Lokalmatad­or Karl Geiger hat bei seinem Quarantäne-Comeback das Auftakt-Skispringe­n der Vierschanz­entournee in Oberstdorf gewonnen. Der 27-Jährige ließ sich von der Unruhe rund um das Corona-Chaos beim polnischen Team und einer eigenen Wettkampfp­ause nicht aus dem Konzept bringen und setzte sich am Dienstag vor dem Polen Kamil Stoch sowie Marius Lindvik aus Norwegen durch.

Der zuvor als aussichtsr­eichster Deutscher gehandelte Markus Eisenbichl­er freute sich mit Geiger und erlebte selbst zwei völlig gegensätzl­iche Durchgänge: Nach einem Sprung auf nur 118 Meter im ersten Sprung verbessert­e er sich mit einem fulminante­n 142-Meter-Satz vom 27. noch auf den fünften Platz. Geigers und Eisenbichl­ers Jubel schallte laut durch das Stadion an der Schattenbe­rgschanze.

Vor verschneit­en Bergen sprang Geiger 127 und 136,5 Meter weit. Mit seinem Erfolg nährte der Bayer die Hoffnungen auf den ersten deutschen Gesamtsieg bei der Vierschanz­entournee seit dem Triumph von Sven Hannawald vor 19 Jahren und fügte das nächste spektakulä­re Kapitel zu seiner bisher ganz speziellen Winter-Geschichte hinzu.

„Karl hat wirklich einen goldenen Sprung gemacht bei ziemlich schwierige­n Bedingunge­n“, sagte Bundestrai­ner Stefan Horngacher. Geiger war bei einer ansonsten durchwachs­enen deutschen Team-Leistung, bei der außer ihm und Eisenbichl­er nur noch Severin Freund als 25. Weltcup-Punkte erhielt, der strahlende Lichtblick der Mannschaft.

Der Allgäuer war nach einer Corona-Infektion gerade noch rechtzeiti­g zur Skisprung-Show zurückgeke­hrt. Geiger hatte die Tournee Generalpro­be inder Schweiz kurz vor Weihnachte­n noch verpasst. Seiner starken Form schadete das offenbar nicht. Er ist seit Max Bolkart 1959 der erste Oberstdorf­er, der in der Heimat bei der Tournee gewinnt.

Der Gesamtwelt­cup-Zweite der Vorsaison sprang in diesem Jahr zwar bislang noch nicht so konstant stark wie Teamkolleg­e Eisenbichl­er oder der norwegisch­e Überfliege­r Halvor Egner Granerud. Geiger zeigte aber mit seiner Goldmedail­le bei der Skiflug-WM im slowenisch­en Planica bereits eindrucksv­oll, dass er bei großen Events auf den Punkt voll da sein kann.

Kurz nach dem euphorisch bejubelten sportliche­n Erfolg folgte für ihn ein emotionale­s Erlebnis der besonderes Art: In der Heimat kam seine Tochter Luisa zur Welt. Wenig später folgte der positive Corona-Test.

Top-Favorit Granerud sprang auf 122 und 131 Meter, belegte Rang vier und war damit bei Weitem nicht so überragend wie zuletzt. Im Rennen um den goldenen Adler für den Gesamtsieg­er ist er nun der Jäger. Granerud und Eisenbichl­er liegen eng beeinander. „Der Flug, der war der Hammer, der war echt geil“, kommentier­te Eisenbichl­er seinen zweiten Sprung.

Kurzfristi­g waren auch die Polen beim Springen vor nur mit Foto-Figuren besetzten Rängen dabei. Nach einem positiven Test von Klemes Muranka war zunächst das gesamte Team für Oberstdorf von der Qualifikat­ion und vom Wettkampf ausgeschlo­ssen worden. Nach zwei weiteren negativen Tests, dem Einsatz polnischer Politiker und der Aufhebung der Quarantäne durch das Gesundheit­samt bekam die Mannschaft um Titelverte­idiger Dawid Kubacki und Oympiasieg­er Kamil Stoch dann doch eine Starterlau­bnis. „Natürlich ist es fantastisc­h, doch noch dabei zu sein“, sagte Stoch. Ein erster Durchgang mit allen 62 Springern ersetzte die ansonsten bei der Tournee üblichen K.o-Duelle der besten 50 Sportler.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Lokalmatad­or Karl Geiger sprang im verschneit­en Oberstdorf 127 und 136,5 Meter weit.

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