Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Die Tournee muss aus dem Corona-Chaos schnell lernen
Das Wirrwarr um Polens Team legt offen, wie fragil das System der Testungen ist. Die Abläufe werfen Fragen auf.
Dass in diesem Jahr nicht nur die sportliche Leistung darüber entscheiden könnte, wer die Vierschanzentournee gewinnt, sondern vor allem der Fakt, welches Team möglichst coronafrei durch den ersten Teil der Skisprungsaison und dann durch den traditionellen Vier-Länder-Wettbewerb kommt, war klar. Doch dass es gleich zum Start der Vierschanzentournee ein derartiges Hin und Her wie das um die Polen gibt, schadet dem Wettbewerb.
Trotz aller Konzepte endete schon die erste Testreihe in Oberstdorf im Chaos. Weil mit den Polen das Team des Titelverteidigers Dawid Kubacki und des Olympiasiegers Kamil Stoch betroffen war. Der Corona-Test von Klemens Muranka fiel in Oberstdorf positiv aus. Das gesamte Team wurde als Kontaktpersonen ersten Grades ausgeschlossen, wie es das Reglement des Weltverbandes Fis im Weltcup vorsieht. Die Polen versuchten natürlich alles, um den Ausschluss abzuwenden. Doch das Ergebnis eines zweiten Tests fehlte bis zum Start der Qualifikation am Montag.
Man kann nun nicht sagen, dass sich irgendwer nicht im Rahmen der geltenden Regeln verhalten hätte. Und doch zeigt der Ablauf, dass es Verbesserungsbedarf gibt. Das Konzept der Fis sieht keine weiter Überprüfung eines positiven Tests vor. So fehlte dafür dann auch die Zeit. Dass bei einem so wichtigen Ereignis Teams alle Mittel nutzen würden, um einen Ausschluss zu vermeiden, war aber zu erwarten.
Vorstellbar wäre auch eine Absage der Qualifikation gewesen, um den Polen Zeit für eine weitere Testreihe zu geben. Aber bei einer Absage wäre klar gewesen, dass nicht im K.o.-Modus gesprungen werden kann, der den besonderen Reiz der Vierschanzentournee ausmacht. Doch für die Polen und auch die anderen Topspringer wäre ein Tournee-Auftakt ohne drei der Favoriten das schlimmere Szenario gewesen. So hätte man direkt verhindern können, was am Dienstag eintrat. Da das Team aus Polen zwei negative Befunde von Muranka vorlegen konnte, war ein Ausschluss nicht mehr gerechtfertigt. Das Team durfte starten, was die Qualifikation hinfällig machte.
Es ist gut, dass der Weltverband diese Option gezogen hat. Alles andere wäre einer Vierschanzentournee unwürdig gewesen. Und doch müssen die Veranstalter beim Konzept nacharbeiten.