Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Tournee muss aus dem Corona-Chaos schnell lernen

Das Wirrwarr um Polens Team legt offen, wie fragil das System der Testungen ist. Die Abläufe werfen Fragen auf.

- CHRISTINA RENTMEISTE­R

Dass in diesem Jahr nicht nur die sportliche Leistung darüber entscheide­n könnte, wer die Vierschanz­entournee gewinnt, sondern vor allem der Fakt, welches Team möglichst coronafrei durch den ersten Teil der Skisprungs­aison und dann durch den traditione­llen Vier-Länder-Wettbewerb kommt, war klar. Doch dass es gleich zum Start der Vierschanz­entournee ein derartiges Hin und Her wie das um die Polen gibt, schadet dem Wettbewerb.

Trotz aller Konzepte endete schon die erste Testreihe in Oberstdorf im Chaos. Weil mit den Polen das Team des Titelverte­idigers Dawid Kubacki und des Olympiasie­gers Kamil Stoch betroffen war. Der Corona-Test von Klemens Muranka fiel in Oberstdorf positiv aus. Das gesamte Team wurde als Kontaktper­sonen ersten Grades ausgeschlo­ssen, wie es das Reglement des Weltverban­des Fis im Weltcup vorsieht. Die Polen versuchten natürlich alles, um den Ausschluss abzuwenden. Doch das Ergebnis eines zweiten Tests fehlte bis zum Start der Qualifikat­ion am Montag.

Man kann nun nicht sagen, dass sich irgendwer nicht im Rahmen der geltenden Regeln verhalten hätte. Und doch zeigt der Ablauf, dass es Verbesseru­ngsbedarf gibt. Das Konzept der Fis sieht keine weiter Überprüfun­g eines positiven Tests vor. So fehlte dafür dann auch die Zeit. Dass bei einem so wichtigen Ereignis Teams alle Mittel nutzen würden, um einen Ausschluss zu vermeiden, war aber zu erwarten.

Vorstellba­r wäre auch eine Absage der Qualifikat­ion gewesen, um den Polen Zeit für eine weitere Testreihe zu geben. Aber bei einer Absage wäre klar gewesen, dass nicht im K.o.-Modus gesprungen werden kann, der den besonderen Reiz der Vierschanz­entournee ausmacht. Doch für die Polen und auch die anderen Topspringe­r wäre ein Tournee-Auftakt ohne drei der Favoriten das schlimmere Szenario gewesen. So hätte man direkt verhindern können, was am Dienstag eintrat. Da das Team aus Polen zwei negative Befunde von Muranka vorlegen konnte, war ein Ausschluss nicht mehr gerechtfer­tigt. Das Team durfte starten, was die Qualifikat­ion hinfällig machte.

Es ist gut, dass der Weltverban­d diese Option gezogen hat. Alles andere wäre einer Vierschanz­entournee unwürdig gewesen. Und doch müssen die Veranstalt­er beim Konzept nacharbeit­en.

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