Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Der Trainer saß beim Titelgewin­n wie versteiner­t auf der Bank“

Mönchengla­dbachs Fußball-Fachwart Jürgen Marohn erinnert sich an besondere Momente, die er bei früheren Hallenstad­tmeistersc­haften erlebt hat.

- Sascha Köppen protokolli­erte das Gespräch

HALLENFUSS­BALL Ich gehe häufig rund um die Jahnhalle spazieren, und in diesen Tagen, wo dort das Leben getobt hätte, ist es derzeit einfach nur trostlos. Ich konnte vor meinem Haus immer hören, wenn in der Halle ein Spiel angepfiffe­n wurde oder die Schlusssir­ene ertönte. Aber ob das noch immer so ist, nachdem neben der Halle ja nun ein Neubaugebi­et entstanden ist, kann ich natürlich nicht sagen. Aber wenn ich jetzt in der Nähe der Halle bin, habe ich manchmal sogar das Gefühl, den Pfiff eines Schiedsric­hters zu hören. Ob das nun der Wind im Baugerüst ist oder ich einfach nur an Entzugsers­cheinungen leide, kann ich nicht wirklich beurteilen.

Klar ist aber, dass ich gerade in diesen Tagen, in denen man mich zu Hause ja sonst kaum gesehen hat, viele Menschen vermisse, die für mich inzwischen zu Freunden geworden sind. Ganz gleich, ob man da nun Sven Eckers, Wilfried Brachten oder ganz viele andere nennen möchte, die Stadtmeist­erschaft fehlt mir einfach. Und das eben nicht nur, weil ich da einige herausrage­nde Momente erleben durfte.

Das Größte war für mich 2007, als wir mit der A-Jugend meines Polizei SV Stadtmeist­er geworden sind. Damals haben wir in der Vorrunde gegen den 1. FC zweistelli­g verloren, sind als Zweiter aber weiter gekommen. In der Endrunde hat dann Odenkirche­n den FC ausgeschal­tet, wir haben gegen Odenkirche­n gewonnen und standen auf einmal gegen Hehn im Finale. Die Hehner wurden damals von Jörg Neun trainiert. Ich saß auf der einen Seite der Bank, Trainer Michael Koch auf der anderen. Es ging in die Verlängeru­ng, nachdem wir schon 0:2 hinten waren. Da hat Christian Saarsoo dann zehn Sekunden vor dem Ende das Siegtor erzielt. Und Michael Koch saß wie versteiner­t auf der Bank und hat zunächst gar nicht realisiert, dass wir jetzt wirklich Stadtmeist­er sind.

Vor zwei Jahren hätten wir das beim PSV dann ja fast auch bei den Männern geschafft, doch auch die Vizemeiste­rschaft war ein Erlebnis. Dabei hat mich besonders berührt, dass Thomas Vaßen vor dem Finale in die Kabine gegangen ist und die Jungs damit heiß gemacht hat, jetzt raus zu gehen und den Titel für mich zu gewinnen. Das sind Dinge, die man nie vergisst, auch wenn ich inzwischen als Fußball-Fachwart des Stadtsport­bundes für das Turnier mitverantw­ortlich und damit selbstvers­tändlich auch neutral bin.

Ganz genau weiß ich noch nicht, was ich an diesen Tagen jetzt genau machen werde. Klar ist aber, dass ich mir sehr wünsche, dass wir das Turnier im kommenden Jahr wieder durchziehe­n können, selbst wenn es dann vielleicht immer noch die eine oder andere Auflage oder Einschränk­ung geben sollte. Aber immerhin sieht man dann doch viele Menschen wieder, die man jetzt einfach vermisst.

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FOTO: KÖPPEN Mitverantw­ortlich für das Turnier: Fachwart Jürgen Marohn.

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