Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Sportler schreiben Brief an Laschet
Vereine sind mit den Einschränkungen im Zuge der Pandemie nicht einverstanden.
MÖNCHENGLADBACH Johannes Gathen weiß als Geschäftsführer des Stadtsportbundes, Vorsitzender der Turnerschaft Neuwerk und Leichtathletiktrainer im LAZ, mit welchen Problemen die Sportvereine im Corona-Jahr 2020 zu kämpfen hatten. Er kennt auch die Sorgen und Nöte von Athleten in Zeiten der Pandemie. Deswegen hat sich Gathen nun auch mit einigen Sportlern, Trainern und Vereinsvertretern der Stadt zusammengetan und einen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet sowie Staatssekretärin Andrea Milz geschrieben, um „dem organisierten Breiten- und nichtprofessionellen Wettkampfsport eine Stimme und ein Gesicht zu geben“, wie in dem Schreiben zu lesen ist.
„Für uns war ausschlaggebend, jetzt die Initiative zu ergreifen, dass in der Coronaschutzverordnung im Dezember wieder alle Sportstätten komplett geschlossen worden sind. Für uns macht diese Maßnahme überhaupt keinen Sinn, wenn zugleich Individualsport erlaubt ist“, sagt Gathen zu dem Brief. Geschrieben hat ihn Ulrike Wefers, die nicht nur ehemalige Junioren-Europameisterin im Triathlon und aktive Leichtathletin, sondern auch Juristin ist. „Wir wollen mit unserem Vorstoß nicht über die Entscheidungen der Politik meckern, sondern wir wollen konstruktiv dazu beitragen,
Lösungen zu finden, die eine höhere Zustimmung von der Bevölkerung erhalten. Denn wenn Maßnahmen nicht angenommen werden, werden sie umgangen“, sagt Gathen.
Den Aktiven stößt vor allem auf, dass die Sportanlagen nicht wie während des milden Lockdowns im November offen bleiben konnten. In ihren Augen ist es zweifelhaft, dass eine solche Maßnahme geeignet ist, um die Corona-Pandemie einzudämmen. „Auf beleuchteten und klar abgegrenzten Anlagen sind Abstandsund Hygieneregeln deutlich besser zu kontrollieren. So werden vor allem Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit genommen, in der dunklen Jahreszeit vernünftig Sport treiben zu können. Und die Erwachsenen flüchten in die wenigen Grünflächen und Parks“, sagt Gathen.
Einige Entscheidungen führt die Gruppe in ihrem Schreiben auf, die nicht nachvollziehbar seien. Etwa, dass Schulsport erlaubt ist, im Vereinssport aber nicht einmal Training im Eins-zu-eins von Trainer und Athlet. Ganz konkret wird die Situation für die Schwimmvereine angeprangert, die kein Training anbieten dürfen – obwohl es Schwimmunterricht in Schulen noch gibt. „Wir wagen die düstere Prognose, dass es in der weiteren Folge mittel- und langfristig vor allem in den klassischen Sportarten wie der Leichtathletik, dem Turnen und dem Schwimmsport schwer werden wird, talentierten und ambitionierten Nachwuchs zu rekrutieren“, heißt es in dem Schreiben. An dessen Ende steht nochmals die zentrale Botschaft: Die Maßnahmen seien unverhältnismäßig.
„Wir erwarten keine persönliche Antwort aus Düsseldorf, die brauchen wir auch nicht. Wir hoffen nur, dass bei künftigen Entscheidungen viel genauer und differenzierter hingeschaut wird, welche Maßnahmen wirklich weiterhelfen, und der Vereinssport nicht einfach pauschal untersagt wird“, sagt Gathen. Die Gruppe will derweil eine Online-Petition starten, um ihr Anliegen noch zu bekräftigen.
„Wir hoffen, dass bei Entscheidungen genauer hingeschaut wird“Johannes Gathen
Geschäftsführer vom Stadtsportbund