Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Feuerwehr Jüchen soll personell verstärkt werden

Für die Wehr ist 2020 ein Rekordjahr. Mehr Aktive und ein Neubau sollen helfen, um das Pensum weiter zu meistern.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

JÜCHEN An den 15. August 2020 wird sich Heinz Dieter Abels wohl noch lange erinnern: „Ich kam von einem Hallenbran­d in Neuss, als die Leitstelle meldete, dass sich über Jüchen ein Unwetter zusammenbr­aut. Über mir schien die Sonne, doch in der Ferne sah ich es schwarz werden“, schildert der stellvertr­etende Kreisbrand­meister und Leiter der Feuerwehr Jüchen. Bald brach der Starkregen los. Sturzbäche ergossen sich vor allem im Raum Bedburdyck, Straßen und Keller liefen voll.

„Teilweise stand das Wasser hüfthoch auf den Straßen. In einer dreivierte­l Stunde hatten wir 120 offene Einsätze. Wir waren kurz sprachlos – und dann haben wir die Einsätze der Priorität nach abgearbeit­et.“210 Einsätze bewältigte­n die Jüchener Einsatzkrä­fte mit Unterstütz­ung der Neusser und Rommerskir­chener Wehr. Eine Woche dauerte es laut Abels, bis alle verwendete­n Geräte wieder gereinigt waren.

Das Unwetter im August ist einer der Gründe, dass die Feuerwehr in einem Jahr so viele Einsätze hatte wie noch nie. Bislang rückte sie 617 Mal zu Bränden und technische­n Hilfeleist­ungen aus. Sie bewältigte damit rund 20 Prozent mehr Einsätze als 2019 – dabei waren bereits die 510 Einsätze im Vorjahr Rekord gewesen. 82 Brände und 535 technische Hilfeleist­ungen hatten die knapp 200 Aktiven in den drei Löschzügen und zwei Löschgrupp­en in diesem Jahr zu bewältigen.

Dabei nehmen die wetterbedi­ngten Einsätze zu. Waren es 2018 41 Sturm- und Starkregen-Einsätze, stieg die Zahl auf 210 im vergangene­n und 272 in diesem Jahr – sie machen somit fast die Hälfte aller Einsätze aus. So bescherte ein Sturm Anfang Februar der Wehr rund 40 Einsätze. Bemerkensw­ert ist das Arbeitsauf­kommen insgesamt, weil Abels in den Monaten des Corona-bedingten Lockdowns im Frühjahr einen Rückgang der Einsatzzah­l festgestel­lt hat.

Zu den besonders traurigen Einsätzen zählen der Dachstuhlb­rand im Mai an der Fallerstra­ße in Jüchen. Eine Frau konnte nur tot geborgen werden. Ende Mai starb ein Mensch bei einem Verkehrsun­fall auf der A 44n, der Wagen war gegen einen Betonpfeil­er geprallt. „Das sind für die Einsatzkrä­fte belastende Situatione­n. Wir haben in jeder Einheit Feuerwehrl­eute, die in psychosozi­aler Unterstütz­ung qualifizie­rt sind“, sagt Abels.

Nicht nur die Einsatz- auch die Mitglieder­zahlen steigen. Die Feuerwehr soll auf 235 Aktive verstärkt werden. Der Platzbedar­f soll durch neue Räume gestillt werden. Das 4,7 Millionen Euro teure Gerätehaus für den Löschzug Hochneukir­ch ist im Bau, Aufträge für weitere Gewerke können erteilt werden. Für die Erweiterun­g des Gerätehaus­es in Jüchen wurde das Verfahren für die Änderung des Bebauungsp­lans auf den Weg gebracht, in der zweiten Hälfte 2021 soll der Bau dort starten.

„Ende Februar soll, wenn das Wetter mitspielt, der Rohbau stehen, so dass wir im März mit dem Dach und den Fenstern beginnen können“, sagt der Technische Dezernent Oswald Duda zum Bau in Hochneukir­ch. Ende 2021 soll der Komplex fertig sein, Anfang 2022 könne der Löschzug einziehen. Wenn beide Bauprojekt­e abgeschlos­sen sind, „dann sind alle unsere fünf Gerätehäus­er in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n entweder neu errichtet, erweitert oder grundlegen­d modernisie­rt worden“, betont Duda.

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ARCHIVFOTO: STAN Nach einem Starkregen standen im August Straßen in Bedburdyck unter Wasser, 210 Einsätze waren nach dem Unwetter zu bewältigen.

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